1893 - Offensive des Traal
könnte dennoch die Wahrheit sein. Die Außenwächter schlafen nicht."
„Du willst, daß ich die Nachricht weiterleite?"
„Ja." Donatils Schuppen verfärbten sich dunkelgrün, und er bekam nicht mehr genug Luft. „Bereitet alles für den Abflug vor!"
Sie trugen ihn in den kleinen Hangar unterhalb des Hauses. Ferenmag traf als letzter ein. Er hatte vergeblich versucht, die Funkstörfelder über dem Planeten zu durchdringen. Er flog den Gleiter zu den nahen Bergen. Donatil gab ihm Anweisungen und dirigierte ihn in eine schmale Felsschlucht. Dort lag, halb unter Steinen versteckt, ein kleines Raumschiff.
„Du hast an alles gedacht", stellte Ferenmag fest. „Wohin willst du fliegen?"
„Hinauf in den Orbit und danach an den Rand des Sonnensystems. „Sobald wir den Funkspruch losgeschickt haben, kehren wir hierher zurück."
„Das kann nicht dein Ernst sein! Deine Gedanken verwirren sich."
Der Hüter vermochte sich kaum noch zu rühren.
„Mein Geist ist klar. Glaubst du, ich lasse auch nur einen Gläubigen schutzlos auf Tomend zurück?"
„Nein. Natürlich nicht."
Sie wechselten in das linsenförmige Kleinschiff über, das seine jedouinische Herkunft nicht verleugnen konnte. Daß ihnen aus dem Gleiter wenig später ein Schatten folgte und in der Linse verschwand, bemerkten sie nicht. Donatil aktivierte das Steuergehirn und leitete den Alarmstart ein. Die Linse raste unter den Felstrümmern hervor und stieg schnell in den Himmel Tomends auf.
Als die ersten Funksprüche eintrafen und das Schiff zur Umkehr aufforderten, hatte es den Orbit fast schon erreicht und nutzte wenig später eine Lücke in der Umklammerung des Traal. Tomend blieb hinter der Linse zurück, und das kleine Schiff raste dem Rand des Sonnensystems entgegen. Ferenmag setzte den Hyperfunkspruch ab, erhielt das Bestätigungszeichen des nächsten Relais und wußte jetzt, daß die Nachricht in drei Tagen Wolkenort erreichen würde. Sollten sich die Spezialisten des Seelenhirten darum kümmern.
„Alles in Ordnung", wandte der Mönch sich an den Hüter. „Du kannst beruhigt schlafen. Wir werden dich auf dem schnellsten Weg zum nächsten Planeten in eine Klinik bringen."
Donatil gab keine Antwort mehr. Seine Augen hatten jeden Glanz verloren und lagen wie schwarze Kohlen in ihren Höhlen. Die Schuppen an seinem Körper begannen sich zu lösen und abzufallen, und aus den Körperöffnungen floß zäher Schleim. Der Hüter war tot.
Erschüttert ordnete Ferenmag an, den Toten in einen der Lagerräume zu bringen. Die Achtung vor Donatil gebot es, daß sie nicht nach Tomend zurückkehrten, sondern ihn zu seiner Heimatwelt Gismer flogen.
Die Mönche trugen ihn feierlich und vorsichtig hinaus. Als sie wieder in der Zentrale erschienen, führten sie einen Artgenossen in ihrer Mitte, der nicht zum Kreis der Vertrauten des Hüters gehörte.
„Ein Spion?" fragte Ferenmag vorsichtig.
„Am besten werfen wir ihn sofort aus einer der Schleusen", schlugen die Mönche vor.
Der Sekretär wehrte ab. „Wie heißt du?"
„Bontereigg. Ich gehöre zu den Außenwächtern und bin in wichtiger Mission unterwegs."
„Das sagen sie alle." Ferenmag überlegte. „Wir sperren dich ein und übergeben dich auf Gismer einem Werber des Ordens. .Dann wird sich schnell herausstellen, ob du die Wahrheit gesagt hast."
„Einverstanden. Aber beeilt .euch! Setzt Kurs nach Mourmalin! Der Traal plant einen Überfall auf diese Welt. Die Flotte der Gegenkultler könnte bereits unterwegs sein."
„Wir haben eine Meldung abgeschickt", bestätigte Ferenmag. „Unser Flug aber führt uns nach Gismer.
Es ist unsere Pflicht, des Toten zu gedenken."
„Habt -ihr mich nicht verstanden? Mourmalin ist in Gefahr. Und der KREUZMOND VON WOLKENORT mit Siebenton an Bord."
„Natürlich. Deshalb haben wir Wolkenort verständigt. Dort wird man wissen, was zu tun ist."
Der Kerl namens Bontereigg schlug um sich, wollte sich auf Ferenmag stürzen und ihn aus dem Pilotensessel reißen. Die Mönche packten ihn und drängten den sich heftig Wehrenden hinaus in den Korridor.
„Fesselt ihn, damit er kein Unheil anrichtet!" rief der Sekretär ihnen nach und gab das Routenprogramm für den Flug nach Gismer ein.
7.
An Bord der Balkenspindel KAURRANG näherte sich die Spannung unaufhörlich dem Siedepunkt. Nur die beiden kleinsten Besatzungsmitglieder ließen sich nicht davon beeindrucken. Und wahrscheinlich auch nicht Foremon; der aber hielt sich seit Stunden ausschließlich in seiner
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