1895 - Kampf um KONNEX A
sich nicht anmerken. Unten am Tor entstand Lärm, und die Palastwachen gaben Alarm. Houcho Maull beugte sich über die Brüstung und starrte hinab.
„Was ist los?"
„Ein Jedouine hat soeben die Residenz betreten", schrillte der Fothok-Kommandant.
„Und wieso habt ihr ihn nicht aufgehalten?"
„Es war ein Gespenst. Unter der Kutte befand sich kein Lebewesen. Außer mir sind alle Wächter in den Turm geflohen."
„Hol sie zurück, auf der Stelle!" schrie sie in das Gelächter des Krüppels hinein. Höft Mahrenbach schüttelte sich vor Vergnügen.
„Der dritte Abgesandte. Es war zu erwarten. Eile in den Thronsaal, Houcho! Bereite ihm einen würdigen Empfang."
„Ich denke nicht daran."
Sie blieb auf dem Balkon. Ein paar Augenblicke nur dauerte es, bis sie die Kutte unter der Zimmertür entdeckte. Der Jedouine hatte die Stockwerke so schnell überwunden, wie es kein Lebewesen fertigbrachte.
„Houcho Maull, ich bin der dritte Abgesandte", klang es dumpf unter der Kapuze hervor. „Meine Ankunft ist dir bereits angekündigt worden. Höre die Warnung aus dem Reich deiner Vorfahren. Noch ehe der Kalender neu beginnt, wird sich deine Macht in Energie verwandeln."
„Es stört mich nicht. Die Energie wird die ganze Galaxis in das Jenseits reißen. Richte das deinen Vorfahren aus! Und jetzt komm her zu mir."
Die Kutte schwebte auf sie zu und verharrte unter der Balkontür. Ihr Abstand zu der Jedouine betrug jetzt keine zwei Meter.
„Ich werde in der Nähe bleiben", fuhr die Kutte fort. „Denn ich bin gekommen, um dich heimzuholen."
Die Information war neu, und sie verwirrte Houcho Maull. Einen kurzen Augenblick lang zögerte sie, dann trat sie zur Seite.
„Schau hinab in den Hof!" forderte sie den Artgenossen auf. „Was siehst du da?"
Der Jedouine trat an die Brüstung und beugte sich nach vorn. Gleichzeitig fing der Krüppel wieder an zu lachen. Die Anführerin des Traal packte die Kutte und zog sie über die Brüstung ins Bodenlose. Wie erwartet steckte kein Lebewesen unter dem Stoff.
Houcho ließ los, und die Kutte segelte wie ein Papierdrachen hinab zu den Fothok-Wächtern. Unten richtete sie sich auf und schwebte zum Tor hinaus.
Entgeistert starrte die Jedouine der Kutte hinterher.
„Nicht wahr", krähte Mahrenbach, „diesmal hast du auch keine Schritte gehört."
„Ja", entgegnete sie und sank neben dem Krüppel zu Boden. „Ich habe nichts gehört."
„Wie auch. Es ist ein Gesandter aus dem Totenreich. Soviel habe ich kapiert." Der geblendete Mönch legte den Kopf schief. „Verstehe ich das richtig? Du hast Probleme damit? Die überlegene Houcho Maull stößt an ihre Grenzen!"
„Du wirst es für dich behalten!"
„Ich habe noch nie etwas ausgeplaudert, oder? So wird es auch diesmal sein. Doch sei gewarnt!
Irgendwann kommt die Stunde, in der ich an deiner Leiche stehe und den Mund öffne. Beantworte mir eine Frage: Warum die Warnung aus dem Reich deiner Vorfahren?"
„Es ist eine Finte der Außenwächter. Sie läßt mich kalt."
„Ach ja? Du kommst nicht auf den Gedanken, daß die leere Kutte etwas mit dem Schutzwall um diesen Planeten herum zu tun haben könnte?"
„Du meinst ..."
„Was siehst du auf der Straße?"
Die Jedouine schaute hinab. „Ich sehe die Kutte. Jetzt ist sie verschwunden."
„Einfach so, mitten auf der Straße. Messen die Geräte in der Stadt oder in den Schiffen etwas an?"
Houcho Maull zog sich in die Residenz zurück und befragte die Anlagen. Nach kurzer Zeit kehrte sie zurück.
„Du hattest recht. Etwas existiert hier, das wir nicht fassen können. Es wirkt sich selbst in Schiffen aus, in denen ich mitfliege. Eigentlich sollten wir den Planeten so schnell wie möglich räumen. Er ist bekannt, und es gibt merkwürdige Geheimnisse auf ihm."
Globaler Alarm erfüllte übergangslos die Residenz und die ganze Stadt. Weitere siebentausend Einheiten der Außenwächter waren innerhalb des Schirms aufgetaucht.
„Zu spät", krähte der Krüppel und versetzte die Jedouine in Weißglut. „Es ist endgültig zu spät."
*
Wirklich große Persönlichkeiten wachsen mit ihren Aufgaben, und Houcho Maull erging es ebenso. Sie bildete den ruhenden Pol in der Leitzentrale des Hauptquartiers. Sie verarbeitete Dutzende von Meldungen in jeder Minute und traf sofort Entscheidungen.
Auf ‘diese Weise vergingen ein Tag und eine Nacht, wieder ein Tag und noch eine Nacht. Am dritten Tag stand sie noch immer auf der Stelle. Erste Erfolgsmeldungen aus allen Teilen des
Weitere Kostenlose Bücher