1897 - Schach den Dscherro
warf Salmon Seith einen vorwurfsvollen Blick zu. „Dann kannst du mitreden."
Der Psychologe mit Diplomen von Terra und Olymp musterte den Siganesen von der Seite.
„Bist du ganz sicher, daß es dir wieder gutgeht?" fragte er mit verhaltener Stimme.
Jyrgen Pettkerey funkelte ihn angriffslustig an.
„Ich habe mich nicht vom Bassin hierher versetzen lassen, nur damit du auftauchst und blöde Sprüche machst. Wir haben die Angelegenheit unter Kontrolle."
„Wenn du meinst. Dann kann ich ja wieder gehen."
„Genau."
Seith blieb. Ross hatte ihn hergeschickt, um die Aktionen am derzeit wichtigsten Gefängnis Nummer sechs zu beaufsichtigen. Eigentlich war es Woskens Aufgabe, aber der schien wie vom Erdboden verschluckt.
Seith aktivierte sein tragbares Terminal und versuchte, Informationen über den Aufenthalt des Artgenossen zu erhalten. Der Medienkoordinator schaute ihm dabei zu.
„Keinen Erfolg? Das habe ich mir gedacht." Pettkerey breitete in einer hilflosen Geste die Arme aus.
„Entweder befindet er sich auf einer Geheimmission, oder es gibt Streit zwischen den dreien aus der Kaktusblüte. Wir haben keinen Einfluß darauf. Es ist eine Sache, die sie unter sich ausmachen müssen. Wer weiß, vielleicht haben sie in der GOUSHARAN ihren Verstand verloren."
Salmon Seith wirkte ärgerlich. „Das hätte ich gemerkt", antwortete er. „Wie lange brauchst du eigentlich noch?"
Mit einem raschen Blick vergewisserte sich Pettkerey, daß die Vorbereitungen abgeschlossen waren.
Die Positionierung der hundert Fesselfelder stimmte endlich.
„Einsatz!" sagte der Medienkoordinator.
Die Footen im Gefängnis Nummer sechs hatten die über dreihundert Minuten seit ihrer Internierung in der Hohlkugel stumm verbracht. Immer wieder schwärmten sie vom tiefsten Punkt des Gefängnisses aus und kletterten an der nach oben zu steiler werdenden Wandung hinauf. Sie suchten erfolglos nach einem Ausgang oder einer anderen Möglichkeit, die Kugel zu verlassen. Der glitschige Überzug ihres Körpers half ihnen auf den ersten Metern. Danach erwies er sich als Nachteil.
Die Footen rutschten aus und glitten auf ihrem Schleim hinunter ins Zentrum.
Fesselfelder von der Form langer, dünner Säulen griffen nach den Instinkt-Technikern und trennten sie voneinander. Die Footen begannen zu schweben, und der Steuersyntron verteilte sie über die untere Hälfte der Hohlkugel.
Früher, als CADO noch in Betrieb gewesen war, hatten die Techniker im Innern, der Kugel fünfdimensionale Prozesse auf kleinster Ebene gefahren und Intensitätsprüfungen von Energiespeichern durchgeführt. Minirasierte Anwendung von Hyperenergie hieß der Oberbegriff im Fachchinesisch.
Die Footen wußten das und waren auch darüber informiert, daß sich außen um die Hohlkugel herum ein Schutzschirm schmiegte, den sie nicht durchdringen konnten.
„Mitgefangen, mitgehangen", trällerte es aus den Lautsprechern der Steueranlage. Es war Domino Ross.
„Wißt ihr eigentlich, wie gut die Footen singen können? Ihr werdet es bald erfahren."
„Mach dir bitte keine zu großen Hoffnungen!" warnte Salmon Seith. „Noch steckt unser Wissen über die Psyche der Footen in den Kinderschuhen."
„Dann weißt du, was du zu tun hast", klang es zurück. „Ich warte."
Der Psychologe entschied sich dafür, den Quengler einfach zu ignorieren. Ross meinte es gut, aber er konnte es wieder mal nicht seinlassen, sich als den Überflieger vom Dienst zu präsentieren. Ein Glück, daß sie ihn alle kannten. Irritationen hätten die Aktion auf Siga zu einem Spiel um Leben und Tod werden lassen.
Die Fluktuation im Innern der Kugel endete. Die Footen kamen zum Stillstand. Sie unterhielten sich durch leise Zurufe, aber mehr als Appelle an die Siganesen kam nicht dabei heraus.
„Was ist mit dem Zufallsgenerator?" fragte Jyrgen Pettkerey das Team.
„Steht bereit", lautete die Antwort.
„Los geht’s!"
Wahllos fischte der Syntron zehn Footen aus der Kugel und transportierte sie durch die obere Polschleuse ab. Die anderen Footen krümmten ihre Körper und versuchten, sich ihnen hinterherzuschnellen. Die Felder schnürten sie enger ein, verdammten sie so zur Reglosigkeit. Die Polschleuse schloß sich, die zehn Footen verschwanden auf Nimmerwiedersehen.
„Was plant Ross mit ihnen?" fragte der Medienkoordinator. „Eine erneute Umsiedlung?"
Einen Augenblick lang schaute er nicht gerade intelligent aus der Wäsche. Die Männer und Frauen an den Terminals grinsten.
„Nein. Er will ein
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