1898 - Das Daschka
kompletten Clans auf der GOUSHARAN bedeutet. Der seelische und hormonelle Druck auf Fellokk maßte ungeheuer hoch gewesen sein.
Aber dann hatten die Foot en, wahrscheinlich ebenfalls unter dem Druck des verzögerten Daschka stehend, einen Ausweg gefunden, sich der Gefangenschaft der Siganesen zu entziehen und in die GOUSHARAN zurückzukommen.
Was sich danach im Inneren der Burg abgespielt hatte, war eine zwangsläufige Folge des hormonellen Staus gewesen, zu diesem Ergebnis kam Domino Ross nach längerem Nachdenken. Oder war es denkbar, daß das normale Paarungsritual der Dscherro darin bestand, daß beide Geschlechter in einem hormonell bedingten Rausch übereinander herfielen?
Domino Ross hatte sich für Biologie nie sonderlich interessiert, aber er wußte, daß es in der Tierwelt Paarungsrituale gab, die erstaunlich gewalttätig ausfielen. Männliche AlaskaSeeotter auf der alten Erde pflegten bei der Paarung ihre Weibchen mitunter so fest in die Nase zu beißen, daß die Weibchen dabei schwere und dauerhafte Verletzungen davontrugen. Daß bei einigen Spinnenarten das Männchen sich sehr bemühen maßte, einen Sprint nach der Begattung einzulegen, wenn es nicht kurzerhand verspeist werden wollte, war weithin bekannt. So betrachtet war am Verhalten der Dscherro nur wenig Ungewöhnliches zu finden - die Tatsache nämlich, daß eine Spezies mit einem solchen Sexualleben es überhaupt bis zur Intelligenzentwicklung gebracht hatte.
Denn wenn Domino Ross die Bilder aus dem Innenraum der GOUSHARAN richtig interpretierte, dann vergaßen die Dscherro im Hormontaumel des Daschka alles andere, schienen nur noch rudimentäre Reste ihrer Intelligenz zu besitzen und sich nur wie brunftige Tiere zu verhalten - was in jedem Fall für zwei der drei DscherroGeschlechter zutraf. Deren Liebesspiel hatte den Charakter eines erbittert geführten Ringkampfes.
Ob die Footen ebenfalls in einen sexuell bedingten Rausch- und Taumelzustand gerieten, konnte Domino Ross nicht erkennen; vielleicht war er bei den Footen nicht so ausgeprägt. In jedem Fall aber waren auch die Footen während des Daschka ständig aktiv es gab rund 60.000 Dscherro an Bord, die sich unaufhörlich paarten, mit immer neuen Partnern, bis zur Erschöpfung, aber es gab nur rund 800 Footen, um diese Paarungen zum gewünschten Abschluß zu bringen.
Was das bedeutete, lag für den Siganesen auf der Hand: Während des Daschka waren die Dscherro kaum in der Lage, sich auch nur ihrer Haut zu erwehren, so beschäftigt waren sie mit dem Ritual. Wenn es in dieser Zeit nicht gelang, die Voraussetzungen zu schaffen für einen eindeutigen Sieg über die Dscherro, dann wahrscheinlich nie mehr. Das Daschka mochte für sie eine orgiastische Zeit sein - es war aber auch die Zeit ihrer größten Schwäche.
Domino Ross stieß ein halblautes Lachen aus.
Es war eine zynische Formulierung, und er war sich dessen bewußt, aber es sah ganz danach aus, als hätten die Dscherro die Chance, auf dem Höhepunkt ihrer Geschichte abzutreten.
7.
„Vorsichtig!" stieß Steef Waller hervor.
Der Schweiß lief ihm aus den Haaren in den Nacken und von dort hinab in die Kleidung. Vor lauter Aufregung war er nicht dazu gekommen, der Syntronik seines SERUNS den Befehl zur Nachregulierung zu geben. Er wußte, daß es Aufregung war und schiere Angst, die in schwitzen ließ, aber was sollte er dagegen machen? Andere Offiziere der OMIKRON hatten wenigstens während der Tolkander-Invasion in richtigen Schlachten mitgekämpft, aber er, Steef Waller, war ein reiner Simulator-Fighter. Einem wirklichen Gegner, einer echten Lebensgefahr hatte er noch nie gegenübergestanden.
Aufflammende Kontrolleuchten verrieten, daß die Space-Jet und der NOVA-Raumer miteinander verbunden waren. Jetzt konnte man von dem Diskusraumschiff theoretisch in das andere Schiff umsteigen, ohne in Raumanzüge klettern und durch den freien Weltraum schweben zu müssen. Da sie SERUNS trugen, war das Ganze vor allem eine doppelte Sicherung.
„Schleuse auf!" bestimmte Steef Waller laut. Leise, nur für den Pikosyn des SERUNS, fügte er hinzu: „Transpiration regeln!"
Während sich das Schott des Diskusraumers öffnete, nahm auch der SERUN seine Arbeit auf. Es dauerte nicht lange, bis sich sowohl Wallers Nacken als auch Gesicht und Hände wieder trocken anfühlten. Die Innentemperatur des SERUNS war um fünf Grad gesunken, was Waller als sehr angenehm empfand.
Auch das äußere Schott des NOVARaumers hatte sich geöffnet,
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