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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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wenn er das andere meinte. Das war einer der Gründe, warum er so oft verletzt worden war.
    »Das wäre doch ein Happy End«, sagte Peter.
    Lacy holte tief Luf. »Nicht, wenn du nicht mehr da wärst.«
    Peter betrachtete sie lange. »Du lügst«, sagte er - nicht zornig oder anklagend, nur eine sachliche Feststellung.
    »Nein, ich -«
    »Auch wenn du's tausendmal sagst, dadurch wird es nicht wahrer.« Und dann lächelte Peter so arglos, dass Lacy einen Schmerz empfand wie von einem Peitschenhieb. »Vielleicht kannst du Dad was vormachen und den Cops und jedem anderen«, sagte er. »Aber einem anderen Lügner machst du nichts vor.«
    Als Diana an die ausgehängte Prozessliste trat, um nachzusehen, wer bei der Anklageverlesung im Fall Peter Houghton den Vorsitz haben würde, stand Jordan McAfee bereits davor. Diana konnte ihn schon aus Prinzip nicht leiden, weil er sich heute Morgen beim Anziehen nicht zwei Strumpfhosen ruiniert hatte, weil seine Frisur ihn nicht in den Wahnsinn getrieben hatte und weil es ihm anscheinend nicht das Geringste ausmachte, dass die halbe Bevölkerung von Sterling vor dem Gerichtsgebäude nach Blut schrie. »Morgen«, sagte er, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen.
    Diana antwortete nicht. Sie war sprachlos, als sie den Namen der Vorsitzenden Richterin las. »Ich glaube, hier liegt ein Irrtum vor«, sagte sie zur Gerichtssekretärin.
    Die Sekretärin blickte kurz über die Schulter auf die Prozessliste. »Richterin Cormier hat heute Morgen den Vorsitz.«
    »Im Fall Peter Houghton? Soll das ein Witz sein?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Aber ihre Tochter -« Diana verstummte, dachte fieberhaft nach. »Wir müssen vor Beginn der Anklageverlesung mit der Richterin sprechen.«
    Sobald die Sekretärin den Raum verlassen hatte, drehte Diana sich zu Jordan um. »Was zum Teufel denkt die Cormier sich bloß dabei?«
    Jordan hatte nicht oft das Vergnügen, Diana Leven so aufgebracht zu sehen, und er stellte fest, dass es einen hohen Unterhaltungswert hatte. Jordan war ebenso verblüfft gewesen, als er Cormiers Namen gesehen hatte, aber das würde er Diana nicht verraten. Sich möglichst bedeckt zu halten war im Augenblick seine einzige Option, denn sein Fall war ziemlich hoffnungslos.
    Diana runzelte die Stirn. »Haben Sie denn nicht auch gedacht, sie -«
    Die Sekretärin kam zurück. Jordan verstand sich gut mir ihr. Im Gegensatz zu ihren Kollegen ließ Eleanor ihm am Kammergericht so manches durchgehen und lachte sogar über seine Blondinenwitze. »Richterin Cormier hat jetzt Zeit für Sie«, sagte Eleanor.
    Als Jordan der Sekretärin zum Richterzimmer folgte, beugte er sich vor und flüsterte ihr die Pointe des Witzes ins Ohr, den Diana Leven durch ihr Erscheinen unterbrochen hatte. »Der Ehemann wirft einen Blick auf die Schachtel und sagt: >Liebes, das ist kein Puzzle ... das sind Cornflakes!<«
    Eleanor kicherte, und Diana fragte misstrauisch: »Ist das vielleicht eine Geheimsprache?«
    »Genau, Diana. Übersetzt heißt das: Was auch passiert, verraten Sie der Anklägerin nicht, was ich gesagt hab.«
    Richterin Cormier hatte bereits ihre Robe angezogen und stand mit verschränkten Armen an ihren Schreibtisch gelehnt. »Also, im Gerichtssaal warten ziemlich viele Leute. Wo ist das Problem?«
    Diana sah Jordan an, doch der zog lediglich die Augenbrauen hoch. Wenn sie in das Hornissennest stechen wollte, war ihm das nur Recht, aber er würde sicheren Abstand halten. Sollte Cormier ruhig einen Groll gegen die Anklagevertretung haben.
    »Euer Ehren«, sagte Diana zögernd, »soweit ich weiß, befand sich Ihre Tochter während des Amoklaufs im Schulgebäude. Wir haben sie sogar vernommen.«
    Eins musste man Cormier lassen: Sie brachte es fertig, Diana so irritiert anzusehen, als hätte die Staatsanwältin nicht gerade einen durchaus wahren und beunruhigenden Sachverhalt festgestellt. »Das ist mir bekannt«, sagte die Richterin. »Über tausend Kinder waren während des Amoklaufs im Schulgebäude.«
    »Natürlich, Euer Ehren. Ich ... ich wollte nur fragen, ehe wir da rausgehen, ob Sie lediglich die Anklageverlesung leiten wollen oder ob Sie beim gesamten Prozess den Vorsitz führen werden?«
    Jordan musterte Diana und fragte sich, warum sie so verdammt sicher war, dass Cormier nicht den Vorsitz haben sollte. Was wusste sie über Josie Cormier, das er nicht wusste?
    »Wie gesagt, es waren über tausend Kinder in der Schule. Von einigen sind Vater oder Mutter bei der Polizei, von

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