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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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gefunden, sondern Plastiksprengstoff mit Zündkapsel und Zeitzünder.«
    »Ja«, sagte Peter. »Stimmt.«
    »Mal angenommen, ich wollte mit Zeug, das bei mir zu Hause rumliegt, eine Bombe basteln. Was würde ich da nehmen?«
    Peter zuckte die Achseln. »Zeitungspapier. Chemischen Dünger. Watte. Und Diesel.«
    Jordan beobachtete ihn. Die Sachlichkeit in Peters Stimme war erschreckend, aber noch erschreckender war sein Tonfall. Peter war stolz auf seine Kenntnisse.
    »Du hast dir also welche gebaut.«
    »Beim ersten Mal wollte ich nur sehen, ob ich das hinkriege.« Peters Stimme wurde lebhafter. »Danach hab ich noch weitere gebastelt. Welche, die man wegwirft, und dann rennt man um sein Leben.« »Wo ist der Unterschied?«
    »Zum einen in den Zutaten. Man muss das Kaliumchlorat aus Bleichmittel gewinnen, was nicht leicht ist, ein bisschen wie im Chemielabor. Als ich gerade die Kristalle rausgefiltert hab, kam mein Dad in die Küche«, sagte Peter. »Ich hab ihm erzählt, ich müsste für Chemie ein Experiment nachstellen.«
    »Du lieber Himmel.«
    »Wenn man das Kaliumchlorat hat, braucht man bloß noch Vaseline und Gas und Wachs zum Versiegeln. Das mit der Zündkapsel hat mich ganz schön ins Schwitzen gebracht«, sagte Peter. »Ich meine, so was Großes hatte ich ja noch nie gemacht. Aber als ich erst mal den ganzen Plan gefa-«
    »Stopp«, unterbrach Jordan ihn. »Kein Wort mehr.«
    »Sie haben mich doch gefragt«, sagte Peter gekränkt.
    »Aber die Antwort darf ich mir nicht anhören. Meine Aufgabe ist es, für dich einen Freispruch rauszuholen, und ich darf die Geschworenen nicht anlügen. Andererseits kann ich nicht lügen, wenn ich etwas nicht weiß. Und zurzeit kann ich ehrlich sagen, dass du die Tat nicht im Voraus geplant hast. Ich will, dass das so bleibt, und falls du einen Funken Selbsterhaltungstrieb hast, solltest du das auch wollen.«
    Peter stand auf und ging zum Fenster. »Ich geh hier zum Gottesdienst«, verkündete er.
    Jordan hielt nicht viel von organisierter Religion, aber er gönnte anderen den Trost, den sie zu bieten hatte. »Gut so.«
    »Nur weil ich dann mal aus der Zelle komme«, sagte Peter.
    »Okay.« Jordan wusste nicht, was das mit Peters Verteidigung zu tun haben könnte. Er hatte keine Zeit für philosophische Diskussionen. In zwei Stunden wollte er mit Selena eine Liste von potenziellen Zeugen der Verteidigung durchgehen.
    In dem Moment drehte Peter sich um. »Glauben Sie an die Hölle?«
    »Klar. Da wimmelt es nur so von Anwälten.«
    »Nein, im Ernst«, sagte Peter. »Ich wette, da komme ich hin.«
    Jordan brachte ein Lächeln zustande. »Ich wette nie, wenn ich nicht hinterher feststellen kann, ob ich gewonnen hab.«
    »Father Moreno, so heißt der Priester, der hier den Gottesdienst abhält. Er meint, dass einem vergeben wird, wenn man an Gott glaubt und wirklich bereut ... als wär die Religion so eine Art Freifahrschein, mit dem man überall rauskommt. Aber irgendwie kann das ja nicht stimmen ... weil Father Moreno auch gesagt hat, dass jedes Leben seinen Wert hat ... und was ist dann mit den zehn Kids, die gestorben sind?«
    Jordan sah Peter an. »Wieso drückst du es so aus?«
    »Wie?«
    »Die zehn Kids, die gestorben sind. Als wäre es ein natürlicher Vorgang gewesen.«
    Peters Stirn legte sich in Falten. »Weil es so war.«
    »Inwiefern?«
    »Das ist wie mit Sprengstoff. Wenn die Zündschnur erst mal brennt, musst du entweder die Bombe zerstören, ehe sie hochgeht ... oder die Bombe zerstört alles andere.«
    Jordan stand auf und machte einen Schritt auf seinen Mandanten zu. »Wer hat das Streichholz angezündet, Peter?«
    Peter hob den Kopf. »Wer nicht?«
    Haley Weaver war nach Boston zu einem Gesichtschirurgen geschickt worden. John Eberhard war in irgendeiner Reha-Klinik, wo er wieder lesen lernte und wie man mit einem Strohhalm trank. Matt und Courtney und Maddie waren für immer gegangen. Damit blieben Josie und Drew und Emma und Brady: die, die übrig geblieben waren, eine geschrumpfte Clique, die kaum noch den Namen verdiente.
    Sie waren bei Emma und sahen sich eine DVD an. Sie gingen nie aus, denn Drew und Brady trugen noch immer Armschlinge und Gipsverband, und außerdem wollte keiner irgendwohin, wo sie früher öfter gewesen waren, weil sie das nur an die andern erinnerte.
    Brady hatte den Film mitgebracht, aber Josie hatte den Titel schon wieder vergessen. Im Augenblick war eine rasante Verfolgungsjagd zu sehen, und der Hauptdarsteller raste mit seinem Auto

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