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19 Minuten

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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Josie.
    »Was ist denn?« Drew zuckte die Achseln. »Du hast doch gerade selbst gesagt, dass du willst, dass alles wieder normal wird.«
    Im Gerichtssaal liefen die Fernsehkameras von ABC, NBC, CBS und CNN. Es waren Journalisten von Time, Newsweek, der New York Times, dem Boston Globe und von Associated Press da. Die Reporter schrieben Wort für Wort mit, was Alex sagte. Peter Houghton war eine traurige Berühmtheit, und deshalb bekam nun Alex fünfzehn Minuten im Rampenlicht. Vielleicht auch sechzig, dachte Alex. Solange würde sie allein brauchen, um die Anklagepunkte zu verlesen.
    »Mr. Houghton«, begann sie, »Sie sind angeklagt, am sechsten März 2007 die Schülerin Courtney Ignatio vorsätzlich ermordet zu haben. Sie sind angeklagt, am sechsten März 2007 den Schüler...« Sie blickte nach unten auf den Namen. »...Matthew Royston vorsätzlich ermordet zu haben.«
    Alex sprach ruhig und konzentriert, betonte den Namen jedes Todesopfers. Der Zuschauerraum war bis auf den letzten Platz besetzt, und Alex erkannte Eltern und auch einige Schüler. Eine Mutter, die Alex nicht kannte, saß in der ersten Reihe hinter dem Tisch der Verteidigung und hielt das gerahmte Foto eines lächelnden Mädchens in der Hand.
    Jordan McAfee saß neben seinem Mandanten, der einen orangefarbenen Gefängnisoverall und Handschellen trug und alles tat, um Alex nicht ansehen zu müssen, während sie die Anklage verlas.
    »Sie sind angeklagt, am sechsten März 2007 den Schüler Christopher McPhee vorsätzlich ermordet zu haben ...«
    »Sie sind angeklagt, am sechsten März 2007 die Schülerin Grace Murtaugh vorsätzlich ermordet zu haben ...«
    Plötzlich stand die Frau mit dem Foto auf. Sie beugte sich über die Schranke zwischen Peter Houghton und seinen Anwalt und knallte das Foto so fest auf den Tisch, dass das Glas zersprang. »Erinnerst du dich an sie?«, schrie die Frau mit weher Stimme. »Erinnerst du dich an Grace?«
    McAfee schnellte herum. Peter zog den Kopf ein und hielt die Augen vor sich auf den Tisch geheftet.
    Alex hatte schon früher Störungen im Gerichtssaal erlebt, aber sie konnte sich nicht erinnern, dass ihr dabei je der Atem gestockt hatte. Der Schmerz dieser Mutter schien den ganzen Raum zu füllen und die Emotionen der anderen Zuschauer zum Siedepunkt zu bringen.
    Alex' Hände begannen zu zittern. Sie schob sie unter die Richterbank, damit niemand es sah. »Ma'am«, sagte Alex. »Bitte nehmen Sie wieder Platz...«
    »Hast du ihr ins Gesicht gesehen, als du sie erschossen hast, du Schwein?«
    Hast du?, dachte Alex.
    »Euer Ehren!«, rief McAfee.
    Alex' Unvoreingenommenheit war von der Staatsanwältin bereits in Zweifel gezogen wurden. Sie musste ihre Entscheidung zwar vor niemandem rechtfertigen, aber sie hatte der Anklägerin und dem Verteidiger gerade erst erklärt, dass sie Persönliches und Berufliches problemlos trennen konnte. Sie hatte geglaubt, es würde genügen, wenn sie Josie nicht speziell als ihre Tochter sehen würde, sondern als eine von vielen, die bei dem Amoklauf dabei gewesen war. Ihr war nicht klar gewesen, dass sie sich nicht als Richterin, sondern einfach nur als Mutter sehen würde.
    Du schaffst das, sagte sie sich. Denk nur daran, warum du hier bist. »Gerichtsdiener«, sagte Alex leise, und die beiden stämmigen Männer packten die Frau an den Armen und führten sie aus dem Saal.
    »Du wirst in der Hölle schmoren«, rief die Frau, während die Kameras sie den Gang hinunter verfolgten.
    Alex blickte ihr nicht nach. Sie hielt die Augen auf Peter Houghton gerichtet, während die Aufmerksamkeit seines Anwalts abgelenkt war. »Mr. McAfee«, sagte sie.
    »Ja, Euer E-hren?«
    »Bitten Sie Ihren Mandanten, uns beide Hände zu zeigen.«
    »Verzeihung, Euer Ehren, aber ich denke, wir haben gerade genug für meinen Mandanten abträgliche ...«
    »Tun Sie's einfach.«
    McAfee nickte Peter zu, der seine gefesselten Hände hob und die Fäuste öffnete. In einer glitzerte eine Glasscherbe aus dem Bilderrahmen. Der Anwalt wurde bleich und griff nach der Scherbe. »Danke, Euer Ehren«, stammelte er.
    »Jederzeit.« Alex blickte ins Publikum und räusperte sich. »Ich hoffe, wir werden nicht noch weitere Ausbrüche dieser Art erleben, sonst sehe ich mich gezwungen, die Öffentlichkeit auszuschließen.«
    Sie fuhr mit der Verlesung der Anklage fort, und während sie sprach, war es im Saal so still, dass man hören konnte, wie Herzen brachen, wie Hoffnung zur Decke aufflatterte.
    »Sie sind angeklagt, am

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