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19 Minuten

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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Jordan mit Fragen, doch er griff nach seiner Tasche und flüchtete durch die Hintertür, durch die Peter soeben hinausgeführt wurde.
    »Moment noch«, rief er. Er lief zu den Männern, die Peter in Handschellen zwischen sich hatten. »Ich muss mit meinem Mandanten über Montag sprechen.«
    Die Gerichtsdiener wechselten Blicke. »Zwei Minuten«, sagten sie, entfernten sich aber nicht. Falls Jordan mit Peter reden wollte, dann nur so.
    Peter strahlte übers ganze Gesicht. »Hab ich meine Sache gut gemacht?«
    Jordan zögerte, suchte nach Worten. »Hast du gesagt, was du sagen wolltest?«
    »Ja.«
    »Dann hast du deine Sache sehr gut gemacht«, sagte Jordan.
    Er blieb in dem Gang stehen und sah zu, wie die Gerichtsdiener Peter abführten. Kurz bevor er um die Ecke bog, hob Peter die gefesselten Hände und winkte. Jordan nickte, die Hände in den Taschen.
    Er verließ das Gerichtsgebäude durch den Hinterausgang. Auf dem Weg zum Parkplatz musste er an drei U-Wagen vorbei. Durch das Heckfenster eines Vans sah Jordan, dass die Fernsehleute dabei waren, das Material für die Abendnachrichten zu schneiden. Sein Gesicht war auf jedem Monitor.
    Als er auf Höhe des letzten Wagens war, hörte er Peters Stimme durch das offene Fenster. Das Spiel ist noch nicht vorbei.
    Jordan hängte sich die Aktentasche über die Schulter und beschleunigte seine Schritte. »Oh doch, das ist es«, sagte er.
    Selena hatte Jordan seine Lieblingssuppe gekocht. Aber er schob den Teller weg. »Ich kann nicht.«
    »Keinen Appetit?«
    »Ich kann nicht zulassen, dass die Sache so endet.«
    »Schatz«, sagte Selena geduldig, »nach seiner Aussage heute ist da nichts mehr zu retten.«
    »Ich kann nicht einfach aufgeben. Ich hab Peter gesagt, dass er eine Chance hat.« Er blickte Selena gequält an. »Ich hab ihn in den Zeugenstand gelassen, obwohl ich wusste, wie riskant das war. Irgendwas muss doch noch zu machen sein ... damit Peters Aussage nicht das Letzte ist, was sie hören, ehe sie sich zur Beratung zurückziehen.«
    Selena seufzte und zog seinen Teller zu sich herüber. Sie hatte Sam zu Bett gebracht und selbst noch nichts gegessen. »Ist mir heute besonders gut gelungen«, sagte sie. »Du verpasst was.«
    »Die Zeugenliste«, sagte Jordan, stand auf und durchwühlte einen Stapel Unterlagen am anderen Ende des Esstisches. »Es muss noch jemanden geben, den ich aufrufen kann.« Er überflog die Namen. »Wer ist Louise Herrman?«
    »Peters Lehrerin in der dritten Klasse«, sagte Selena.
    »Und wieso steht die auf der Zeugenliste?«
    »Weil sie uns angerufen hat. Sie hat gesagt, wenn wir sie bräuchten, wäre sie bereit auszusagen, dass er in der dritten Klasse ein lieber Junge war.«
    »Das nützt mir nichts. Ich brauche was aus jüngerer Zeit.« Er seufzte. »Keiner dabei...« Als er die zweite Seite aufschlug, stand dort nur noch ein einziger Name. »Außer Josie Cormier«, sagte Jordan nachdenklich.
    Selena legte den Löffel hin. »Du willst Alex' Tochter aufrufen?«
    »Seit wann ist Richterin Cormier für dich Alex?«
    »Das Mädchen kann sich an nichts erinnern.«
    »Tja, ich bin sowieso erledigt. Vielleicht erinnert sie sich ja inzwischen an irgendwas. Wir rufen sie auf.«
    Selena suchte die Stapel Unterlagen durch, die auf dem Beistelltisch, dem Kaminsims und Sams Kindersitz verteilt waren. »Hier ist ihre Aussage«, sagte sie und reichte sie Jordan.
    Die erste Seite war die eidesstattliche Erklärung, die sie von Richterin Cormier bekommen hatten und in der stand, dass Josie sich an nichts erinnern konnte. Die zweite war die letzte Vernehmung des Mädchens durch Patrick Ducharme. »Sie sind seit dem Kindergarten befreundet.«
    »Waren befreundet.«
    »Ist mir egal. Diana hat da schon gute Vorarbeit geleistet -Peter war in Josie verknallt. Wenn wir sie dazu bringen, etwas Nettes über ihn zu sagen, vielleicht sogar zu zeigen, dass sie ihm vergibt, dann wird das die Geschworenen nicht unbeeindruckt lassen.« Er stand auf. »Ich fahr noch mal ins Büro«, sagte er, »und mach du morgen einen Termin mit ihr.«
    Als es am Samstagmorgen an der Tür klingelte, war Josie noch im Pyjama. Sie hatte wie eine Tote geschlafen, endlich, nachdem sie die ganze Woche schlecht geschlafen und komisch geträumt hatte: von Straßen, auf denen nur Rollstühle fuhren, von Zahlenschlössern ohne Zahlen, von Schönheitsköniginnen ohne Gesicht.
    Sie war mittlerweile als Einzige im Zeugenraum der Verteidigung übrig geblieben, was hieß, dass es bald vorbei sein

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