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Titel: 19 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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über die Wange. »Nein.«
    Jordans Stimme wurde weicher. »Haben Sie denn genau hingesehen, Mrs. Houghton?«
    Sie musste daran denken, wie sie Joeys Schreibtisch leergeräumt hatte. Wie sie die Drogen, die sie bei ihm in der Schublade gefunden hatte, im Klo runtergespült hatte. »Nein«, gestand sie. »Das hab ich nicht. Ich dachte, ich würde ihm helfen. Nach Joeys Tod wollte ich nichts anderes, als dass Peter mir nah blieb. Ich wollte nicht in seine Privatsphäre eindringen. Ich wollte nicht mit ihm streiten. Ich wollte nicht, dass ihm irgendjemand wehtat. Ich wollte einfach, dass er ewig ein Kind blieb.« Sie blickte auf, weinte jetzt heftiger. »Aber als Mutter oder Vater darf man das nicht tun. Weil es unsere Aufgabe ist, sie erwachsen werden zu lassen.«
    Es polterte laut im Zuschauerraum, als ein Mann in der letzten Reihe aufsprang und dabei fast eine Fernsehkamera umstieß. Lacy hatte ihn noch nie gesehen. Er hatte schütteres schwarzes Haar und einen Schnurrbart. Seine Augen loderten. »Wissen Sie was?«, sagte er gepresst. »Meine Tochter Maddie wird nie erwachsen werden.« Er zeigte auf eine Frau neben sich und dann ein paar Plätze weiter. »Und auch nicht ihre Tochter. Oder sein Sohn. Sie verfluchtes Miststück! Wenn Sie als Mutter nicht versagt hätten, könnte ich noch immer Vater sein.«
    Der Richter schlug mit dem Hammer auf den Tisch. »Sir«, sagte er. »Sir, ich muss Sie bitten -«
    »Ihr Sohn ist ein Monster. Ein verdammtes Monster«, schrie der Mann. Dann waren zwei Gerichtsdiener bei ihm, packten ihn an den Oberarmen und zogen ihn aus dem Saal.
    Lacy musste plötzlich an das neugeborene Mädchen denken, dem sie vor Jahren auf die Welt geholfen hatte. Es hatte einen schweren Herzfehler gehabt und war nach wenigen Minuten gestorben. Sie dachte an seine Miniaturfinger, die sich ganz langsam entspannten, als es starb. Lacy wandte sich Peter zu. Es tut mir so leid , formte sie stumm mit den Lippen. Dann schlug sie die Hände vors Gesicht und schluchzte.
    Selenas Lieblingsraum im Gerichtsgebäude lag versteckt hinter dem Büro des Hausmeisters und war voll mit alten Landkarten. Sie hatte keine Ahnung, was die in einem Gericht zu suchen hatten, aber sie kam gern hierher, wenn sie der Hektik und Unruhe des Verhandlungssaals entkommen wollte.
    Jetzt führte sie Lacy an diesen stillen Ort und ließ sie vor einer Karte, auf der die südliche Hemisphäre abgebildet war, Platz nehmen. Australien war lila, Neuseeland grün. In die Meere waren rote Drachen gemalt und wütende Gewitterwolken in alle vier Ecken. Ihr gefiel der zur Orientierung kunstvoll eingezeichnete Kompass.
    Lacy Houghton weinte noch immer. Selena setzte sich neben sie. »Kann ich Ihnen irgendwas holen? Eine Bouillon? Kaffee?«
    Lacy schüttelte den Kopf und putzte sich die Nase. »Ich kann nichts tun, um ihn zu retten.«
    »Dafür ist Jordan zuständig«, sagte Selena, obwohl sie sich nicht vorstellen konnte, wie Peter ohne eine lebenslängliche Haftstrafe davonkommen sollte. Sie zermarterte sich das Gehirn, wie sie Lacy beruhigen könnte, als Sam plötzlich den Arm ausstreckte und ihr an den Haaren zog.
    »Lacy«, sagte Serena. »Könnten Sie ihn mal kurz halten? Ich brauch was aus meiner Tasche.«
    Lacy hob den Blick. »Macht es Ihnen denn ... nichts aus?«
    Selena schüttelte den Kopf und setzte ihr das Baby auf den Schoß. Sam starrte Lacy an, eifrig bemüht, sich die Faust in den Mund zu schieben. »Gah«, sagte er.
    Ein Lächeln huschte über Lacys Gesicht. »Kleiner Mann«, flüsterte sie und hob das Baby ein Stück, um es besser halten zu können.
    »Entschuldigung?«
    Selena wandte sich um und sah Alex Cormier, die den Kopf zur Tür hereinsteckte. Sofort stand sie auf. »Euer Ehren, Sie können hier nicht -«
    »Lassen Sie sie«, sagte Lacy.
    Selena trat einen Schritt zurück, als die Richterin hereinkam und sich neben Lacy setzte. Sie stellte einen Styroporbecher auf den Tisch und streckte die Hand aus, lächelte ein wenig, als Sam ihren kleinen Finger ergriff und daran zog. »Der Kaffee hier ist scheußlich, aber ich hab dir trotzdem einen mitgebracht.«
    »Danke.«
    Selena zog sich in den hinteren Teil des Raums zurück, von wo aus sie die beiden Frauen mit fassungsloser Neugier betrachtete, als hätte sich soeben eine Löwin an eine Antilope geschmiegt, anstatt sie zu reißen.
    »Du hast dich vorhin gut geschlagen«, sagte die Richterin.
    Lacy schüttelte den Kopf. »Nicht gut genug.«
    »Die Staatsanwältin wird nicht viele

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