1902 - Bei den Setchenen
noch die Frachtdaten der bereits gelandeten Schürfraumer aushändigen und machte sich auf den Weg zu den Landeplätzen.
Ein großes Areal war ausschließlich für ihre Schiffe reserviert; Kobb Taphirtel und noch einige andere mit mehr als zehn Fähren besaßen ebenfalls reservierte Flächen. Alle anderen landeten dort, wo ihnen ein freier Platz zugewiesen wurde. Es gab keine Schwierigkeiten, bei Bedarf den Raumhafen vergrößern zu können, denn gleich dahinter begann die Wüste.
Ein Großteil der Fracht war bereits von Robotern ausgeladen, sie wurde von ihren Angehörigen überprüft und für den weiteren Versand vorbereitet. Tebb ließ es sich jedoch nicht nehmen, selbst einige Proben in Augenschein zu nehmen. Nur so konnte sie den Überblick behalten und ihre Situation einschätzen.
„Ich bin gespannt, welche Lieferung Nummer 39 bringt", sagte sie zu einer Angestellten. Hier auf dem Raumhafen arbeiteten vorwiegend Setchenen, die nicht mit ihr verwandt waren. Sie fühlten sich dadurch keineswegs zurückgesetzt; es war üblich, die wichtigsten Positionen mit den engsten Verwandten zu besetzen, damit diese sich stets nah waren. Mit Bevorzugung oder einer „besseren" Arbeit hatte dies nichts zu tun.
„Sie ist ganz am Rande der Fährenzone eingesetzt worden, nicht wahr?" fragte die Angestellte.
„Ja, praktisch kurz vor dem Nichts, an der Grenze der zehn Lichtjahre Reichweite. Am Ende unserer Galaxis, könnte man so sagen. Ich bin das Risiko eingegangen, weil Nummer 39 die älteste Fähre ist, die ich habe. Ihren Verlust könnte ich finanziell hinnehmen, obwohl ich persönlich darüber traurig wäre. Schließlich hat mit ihr alles begonnen."
„Selbst dein ältestes Schiff ist noch besser in Schuß als die neueste Fähre von Kobb Taphirtel", bemerkte die Angestellte stolz. „Meine Brutschwester war dumm genug, für sie zu arbeiten, aber sie verdient viel weniger, und sie hat sich oft genug über den schlechten Standard beschwert."
Es war nicht üblich, eine einmal eingegangene Verpflichtung aufzulösen. Es mußten schon ganz besondere Umstände eintreten, daß eine Setchene ihre Stellung änderte. Bei Tebb war es der Wunsch gewesen, eine eigene Familie zu gründen. Für die jahrelange Suche hatte sie sich bei verschiedenen Unternehmen verpflichtet, um überall hinzukommen. Unzufriedenheit allein aber reichte nicht aus. ;Tebb hob den Kopf und blinzelte in die Sonne. „Da kommt sie ja, pünktlich und zuverlässig wie immer", stieß sie erleichtert hervor. „Jetzt bin ich wirklich neugierig!"
Die größte Überraschung stand ihr allerdings bevor.
*
Die Containermodule wurden ausgeklinkt und mittels Traktorstrahl zu den Lagerhallen gebracht, wo sich Roboter und Setchenen sofort an die Arbeit machten. Tebb wollte ursprünglich .ebenfalls dorthin, doch dann mußte sie ihre Neugier bezähmen.
Wie gewöhnlich wurde der Zugang zum Steuermodul automatisch ausgefahren, damit die Technikerinnen einen Zustandsbericht verfassen konnten. Doch das Einstiegsschott öffnete sich plötzlich, bevor sich ihm jemand von außen genähert hatte. Und dann - kamen Fremde heraus!
Tebb Celestain war so fassungslos, daß sie sich für einen Moment nicht rühren konnte.
Das konnte unmöglich jemand aus dem Propter-System sein!
Es waren insgesamt acht, sie alle wirkten wie Zweibeiner, aber damit waren die Gemeinsamkeiten auch schon beendet. Die meisten waren viel kleiner als Tebb, zwei davon sogar kaum größer als ihre Schulterhand, nur ein Wesen hatte ihre Länge. Sie trugen alle Schutzanzüge, doch es war eindeutig zu erkennen, daß sie keine Echsenabkömmlinge waren - selbst die winzigen nicht, obwohl sie wiederum ganz anders aussahen als ihre Gefährten.
Tebb riß die Augen weiter auf, als noch jemand aus der Fähre stolperte - ein nicht minder seltsames, vierbeiniges Wesen, um das sich sofort einer der Zweibeiner kümmerte.
Das ist bestimmt das Männchen, und die gleich großen sind entweder Partnerinnen oder Ableger einer Brut, dachte Tebb. Doch warum reisen diese winzigen Geschöpfe mit ihnen? Und weshalb sieht dieses Wesen, das meine Größe besitzt, genauso wie die anderen. aus?
Tebb war völlig verwirrt, doch sie begriff, daß sie etwas unternehmen mußte. Auf dem gesamten Raumhafen waren die Arbeiten inzwischen zum Erliegen gekommen; das plötzliche Erscheinen von Eismer Störmengord war kaum spektakulärer gewesen. Alle starrten erstaunt auf die seltsamen Besucher, die einer den Setchenen gehörenden
Weitere Kostenlose Bücher