1907 - Paradoxzeit
ständig ihre Form, wanderten mal in diese, dann wieder in die andere Richtung, kollidierten miteinander und stießen einander wieder ab, Es war ein beständiges Hin und Her, es gab keine Ruhephasen, alles war immer in Bewegung. „Was für ein faszinierendes Schauspiel", stellte Julian Tifflor fest. „Die Ähnlichkeit mit den wechselhaften Formationen von Dunstwolken ist derart verblüffend, daß man gar nicht glaubt, es könne sich hier um Felder aus Paradoxzeit handeln."
„Das ist auch noch gar nicht bewiesen", erwiderte Michael Rhodan. „Willst du den Beweis erbringen, Tiff?"
Es hätte ein harmloser Scherz unter Männern sein können, aber aus Mikes Mund klang es wie eine Drohung. „Lieber nicht", sagte Julian Tifflor hastig. „Wie gedenkst du weiter vorzugehen, Mike?"
Michael Rhodan zeigte sich darüber zufrieden, daß Tifflor ihn darauf ansprach; für ihn mochte das die Bestätigung dafür sein, daß - die alten Freunde ihn als ihren Anführer akzeptierten. Statt Tifflors Frage zu beantworten, gab er an seine Leute die entsprechenden Befehle. „An alle Zeittaucher, verkündete er über die Rundrufanlage. „Wir gehen nun aufs Ganze. Ihr werdet jetzt ausschwärmen und die Pfade aus Realzeit zwischen den Zeitfeldern erkunden und vermessen. Risson wird die Koordination übernehmen und die von euch ermittelten Daten geordnet an mich weiterleiten. Noch wissen wir nicht, wie groß dieses Eiland ist, ob nur wenige Kilometer oder Hunderte. Ich erwarte von euch jedenfalls, daß ihr bis ans andere Ende vordringt. Ein vorzeitiges zurück gibt es nicht, egal aus welchen Gründen auch immer. Ihr seid die Träger meiner Hoffnung für ein Gelingen unserer Mission."
Mit diesen Worten unterbrach er die Verbindung. „Was bist du für ein kalter Hund geworden, Mike", sagte Julian Tifflor bestürzt. „Wie kannst du deinen Leuten nur ein Verbot für eine Rückkehr auferlegen? Was, wenn ein Zeittaucher in eine Sackgasse gerät und vor ihm nur noch Paradoxzeit ist?"
„Er wird hineinstürmen und vielleicht mit wertvollen Daten für uns zurückkehren", antwortete Michael Rhodan ungerührt. „Daran glaubst du doch selbst nicht, Mike",'sagte Gucky vorwurfsvoll. „Das kommt eher einem Todesurteil gleich."
Michael Rhodan wandte sich dem Ilt zu und sah ihm fest in die Augen. „Du meinst also, der Vorstoß in ein Paradoxzeitfeld sei, gleichbedeutend mit dem sicheren Tod?" sagte er angriffslustig. „Nun, dann bereite dich auf dein Ende vor, Kleiner. Und wenn ihr, Tiff und du, Icho, Guckys Meinung teilt, dann schließt besser gleich mit eurem Leben ab. Denn wenn meine Leute ihre Arbeit getan haben, dann ist unsere Zeit gekommen. Wir werden denselben Weg wie sie gehen. Darum kommen wir nicht herum. Denn wir sind hier, um Jii'Nevever zu finden. Und dafür darf uns kein Preis zu hoch sein."
*
Michael Rhodan landete den Zeittaucher auf dem felsigen Untergrund, jederzeit bereit, mit einem Blitzstart das Weite zu suchen, falls Gefahr drohte.
Die alten Freunde konnten gegen Mike sagen, was sie wollten, aber er war jederzeit Herr der Lage. Auch als die ersten Daten von Risson Essir eintrafen, bewahrte er die Ruhe und die Übersicht. DANTON III, der Zeittaucher unter Eltara-Geris Kommando, hatte bereits drei Kilometer zurückgelegt und war damit am weitesten vorgestoßen. Er flog durch einen breiten Korridor aus Realzeit, der sich lediglich in einer Höhe von fünfzig Metern beängstigend verengte, doch so hoch stieg der Rawwe nicht. Der Boden auf dieser Strecke war in sumpfiges Gelände übergegangen, das nur spärlichen Pflanzenwuchs aufwies; tierisches Leben schien es dagegen in diesem Sumpf nicht zu geben. Risson Essir hatte es da ungleich schwerer. Er war in einen schmalen Spalt eingeflogen, dessen Trennschichten ständig ausscherten, so daß er immer wieder Ausweichmanöver fliegen mußte und nur mit minimaler Geschwindigkeit vorankam.
Dennoch schaffte er es nebenbei noch, die einlaufenden Daten zu verarbeiten und an DANTON Iweiterzuleiten. Darüber hinaus meldete er die Sichtung von Gebäudeteilen, die gelegentlich aus einem der flankierenden Zeitfelder herausragten. Anzeichen für Tronium-Azint-Vorkommen - etwa in Adern, wie sie Torrics Palast durchzogen - sichtete er dagegen nicht.
DANTON IV mit Mommer-Flir tauchte urplötzlich wieder über dem Landeplatz von Michael Rhodans DANTON Iauf. Der Rawwe war im Kreis geflogen, ohne es zu merken. Als Mike ihm androhte, außer sich vor Wut über diese Tölpelei, ihn mit
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