1910 - Gestrandet auf Thorrim
Antwort. „Ich bin hier drüben. In der Ecke neben den Säulen."
Wieder spähte Makromeer in alle Winkel des Palasthofes. Die Säulen ragten auf wie immer und die Zwischenräume waren leer. Kein Thorrimer hielt sich hier auf.
Der Statthalter bekam es mit der Angst zu tun. Schritt für Schritt wich er zurück. Wenn es keine Halluzinationen waren, versuchten die Dscherro vielleicht, ihn mit einer Waffe zu beeinflussen.
Nein, es mußte schlimmer sein. Das Bollwerk hoch über Thorrim setzte Strahlung frei, und diese Strahlung zerfraß sein Gehirn.
Ein winziger Schatten flog heran. Es klirrte, als etwas zwischen seine Füße fiel. Hastig wich er zurück und starrte auf das winzige Ding. Es glitzerte golden und besaß die Form eines Dreizacks.
Der königliche Ring!
„Corn Marke~!" rief er aus.
„Ich bin hier", erklang wieder die Stimme.
Jar Makromeer trat zu den Säulen und starrte in die Ecke. Ein paar alte Körbe standen herum, von den Dscherro ebensowenig beachtet wie von den Lakaien des Palastes.
„Corn Markée Der mittlere Korb wackelte leicht.
„Endlich merkst du es", sagte die Stimme, diesmal noch leiser als bisher.
Der Statthalter faßte Mut und hob den Deckel an. Zusammengekauert saß der König in dem unbequemen Behälter und starrte ihn an.
„Gib mir Informationen!" verlangte er. „Was ist mit meinem Volk? Existiert es noch? Wie hoch sind die Opfer?"
„Exakt viertausendeinhundertneunundzwanzig Opfer planetenweit."
Corn Markes& seufzte tief.
„Warum belügst du mich? Wieso willst du mich schonen? Ich vertrage die Wahrheit. Zudem bist du deinem König Gehorsam schuldig."
„Ich sage die Wahrheit, mein König. Ein fremdartiges Gebilde ist in unserem Sonnensystem aufgetaucht. Die Dscherro nennen es Heliotisches Bollwerk, wenn wir ihren Funk richtig abgehört haben. Viel interessanter als dieser Name ist jedoch, daß die Dscherro ratlos scheinen, was sie mit dem Ding anfangen sollen."
„Bestimmt handelt es sich um eine Waffe, mit der sie unseren Planeten zerstören wollen."
„Das dachte ich auch, aber ich glaube nicht mehr daran. Laß uns Gesandte zur Burg schicken. Sie sollen den Taka um einen Gefallen bitten. Wenn die Dscherro es nicht übernehmen wollen, dann sind wir bereit, das Gebilde zu untersuchen."
„Du willst ... ?Nein, ich verbiete dir das. Du wirst nicht gehen, und es wird dich auch keiner deiner Artgenossen begleiten. Du hattest schon immer merkwürdige Ansichten, Jar Makromeer. Diesmal gehst du zu weit."
„Das Gebilde ließe sich als Drohung oder sogar als Waffe gegen die Dscherro einsetzen."
„Du phantasierst. Hirngespinste, Illusionen, mehr ist das nicht. Ich gehe schlafen. Gib mir den Ring!"
Der Statthalter händigte Corn Markée das wertvolle Kleinod aus. Der König streifte den Ring über und klappte den Deckel zu.
„Laß mich allein!" verlangte er.
Makromeer tat ihm den Gefallen. Er verschwand im Innern des Palastes und blieb unter der Tür zum Nordflügel stehen. Er wartete zwei Minuten, danach kehrte er in den Innenhof zurück.
Seine Vermutung bestätigte sich. Der Korb war leer. Der König hatte sich zurückgezogen. Jar kippte den Behälter um und sah, daß er keinen Boden hatte und sich unter dem Korb eine Klappe befand. Sie war verschlossen. Auch dieser Zugang zu den Kavernen blieb ihm versperrt.
Sicherheitshalber stellte er den Korb an seinen Platz zurück. Anschließend stieg er in die Amtsräume des Königs empor und trat auf die Galerie.
Vom Observatorium her gab Rogg Mendelfromm mit einem Spiegel aufgeregt Lichtsignale. Es dauerte, bis der Statthalter sie verstand und mit einem Wandspiegel antwortete.
Das Heliotische Bollwerk hoch über dem Planeten war explodiert, ohne einen Schaden anzurichten.
Kein Thorrimer außer dem Fern-Seher Zortengaams schien es mitbekommen zu haben. Und die Dscherro ließen sich nicht blicken. Der Luftraum über und um die Stadt war leer.
Augenblicke später entdeckte Jar Makromeer die Nebelwand, die vor der Stadt aufragte und nach allen Seiten bis zum Horizont zu reichen schien. Die Wand trennte Zortengaam von der Burg.
Seltsamerweise verspürte der Statthalter keinerlei Erleichterung. Die Angst in seinem Innern kroch höher. Als es ihm endlich mühsam gelang, sich vom Anblick des unbegreiflichen Gebildes zu lösen, ließ er den Spiegel fallen und stürzte überhastet in das Innere des Gebäudes. Er rannte durch alle Räume und suchte nach einem brauchbaren Versteck. Er kroch unter ein Bett, dann in einem Schrank
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