1915 - Herrin der Träume
seine Dienste, zumal die einzelnen Aggregate in ihrer Größe und Leistungsstarke den körperlichen Proportionen des Haluters angepaßt worden waren.
„Da sind wir nun, und wie geht es jetzt weiter?" fragte Gucky.
„Widerstand". sagte Michael Rhodan energisch. „Wir haben unseren Auftrag. und ich denke nicht daran, mich davon abbringen zu lassen. Die Träumerin von Puydor ist eine hochgefährliche Kreatur, die sich Shabazza in den Weg zu stellen versucht. Das werden wir nie und nimmer zulassen. Der Auftrag, den wir tief in uns verspüren, verpflichtet uns dazu."
Julian Timor wiegte den Kopf. bedächtig, wie es schon immer seine Art gewesen war.
Die Zeiten, in denen er ein draufgängerischer Kadett der Solaren Flotte gewesen war, lagen viele Jahrhunderte zurück; nur manchmal blitzte bei Tifflor etwas von diesem alten, unbeschwerten Charakter wieder auf.
„Das dürfte nicht allein in unserer Macht liegen", gab er zu bedenken. „Jii'Nevever und Shabazza haben gewisse unterschiedliche Auffassungen, die sich nicht so ohne weiteres miteinander vereinbaren lassen. Und mir will scheinen, daß es sehr voreilig wäre, zu sagen, daß diese oder jene Partei vollständig und uneingeschränkt im Recht wäre. Und das. trifft insbesondere auf Shabazza zu."
Gucky bemerkte, daß Icho Tolot ihn von der Seite her betrachtete, sehr nachdenklich, wie es schien.
Der riesenhafte Haluter war in dieser kleinen Runde gleichsam privilegiert. Er besaß zwei unabhängig voneinander funktionierende Gehirne Zum einen das Ordinärhirn, das in seiner Funktion weitgehend den Gehirnen anderer Lebewesen entsprach Zum anderen gab es das Planhirn, am ehesten wohl vergleichbar mit dem Extrahirn des Arkoniden Atlan. Logisch scharf, unbestechlich, gefühlsfrei, konnten mit diesem Gehirn Situationen und Pläne analysiert und auf ihre Konsequenzen hin überprüft und berechnet werden.
Und es sah ganz danach aus, als wären in diesem Fall Ordinär- und Planhirn nicht einer Meinung.
„Irgend etwas stimmt hier nicht", stellte Icho Tolot fest; er hatte seine Stimme gedämpft, um dem Gehör seiner Freunde nicht ungewollt Schaden zuzufügen. Wenn ein Haluter brüllte, erreichte er Schallqualitäten weit jenseits der Schmerzgrenze.
„Und was stimmt nicht?" wollte Gucky wissen.
Der Ilt war ziemlich verwirrt, wenn er über die Situation nachdachte. Irgendwie schienen die Daten in seinem Kopf nicht recht zueinander passen zu wollen. Da war das, was er jetzt, in diesem Augenblick, erlebte; es schien in sich selbst logisch und schlüssig zu sein.
Und da waren seine Erinnerungen, gänzlich andere Tatsachen und deren Bewertung.
Auch diese Daten ergaben ein absolut klares, logisch einwandfreies Bild der Realität - nur daß beide Realitäten irgendwie nicht miteinander harmonierten.
Es war dem Mausbiber klar, daß Shabazzas Plan ausgeführt werden mußte, da gab es keinen Zweifel, keine Bedenken. Dieses Wissen steckte tief in ihm, gehörte bis ins Innerste zu seiner Überzeugung. Und er wußte ebenso, aus eigener Erfahrung mit der Träumerin von Puydor, daß es besser, richtig und angemessen war, Jii'Nevever zu trauen und auszuführen, was sie von ihren Anhängern erwartete.
Beides war in sich jeweils klar und eindeutig. Das Chaos begann in jenem Augenblick, in dem man versuchte. diese beiden Ansichten in irgendeiner Form zur Deckung bringen zu wollen.
Icho Tolot, der Hüne von rund dreieinhalb Metern Größe, gab Gucky einen zarten Wink.
Der Mausbiber verstand und zog sich aus der Runde zurück, angeblich, um nachzudenken.
Wenig später gesellte sich Icho Tolot zu Ihm. „Etwas stimmt nicht", sagte der Haluter leise, als ob er flüstern wolle; auch dazu war er, wenn er nur wollte, durchaus in der Lage. „Unsere Gedanken sind nicht länger klar. ordentlich, logisch und widerspruchsfrei. Wenn ich die Lage mit meinem Planhirn betrachte, komme ich zu ganz anderen Ergebnissen als mit dem Ordinärhirn."
„Ist das wirklich so seltsam?" wollte Gucky wissen. „Passiert dir das nicht immer wieder?"
„Das Planhirn denkt schärfer und logischer, analytischer und präziser", versuchte der Haluter zu erklären. „Im Ordinärhirn sind die Tatsachen von Gefühlen gleichsam durchtränkt, wie eingefärbt. Im Planhirn kann ich diese Einfärbung als zusätzliche Parameter logisch eingliedern und mit analysieren. Das Planhirn vertieft und präzisiert das. was das Ordinärhirn denkt und empfindet. Im Klartext: Das Ordinärhirn ist nicht blöde, wenn es logisch
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