1921 - Projekt Mirkandol
unerhörter Härte und Konsequenz zugeschlagen und den Entführern keine Chance gelassen.
„Wer seid ihr?" fragte er. „Sicherheitskräfte der Lokvorther?"
Der Mann wandte sich ab und gesellte sich wortlos zu einigen anderen Kämpfern, die nun von einem der Entführer zum anderen gingen, um zu prüfen, ob sie tot waren oder ob sie noch lebten und eine medizinische Behandlung benötigten.
Ein kleiner, schlanker Mann mit auffallend schmalen Schultern, einem schönen, männlichen Gesicht und welligem blondem Haar betrat die rauchende Ruine, die von dem ehemaligen Wohnhaus übriggeblieben war. Er war eine elegante Erscheinung, deren Kleidung aus den kostbarsten Stoffen gefertigt war. Am rechten Nasenflügel trug er als markantes Accessoire einen erbsengroßen, rauchfarbenen Perlamarin.
Solder Brant sah ihn und hielt unwillkürlich die Luft an. Ihm war, als lege sich ihm eine Hand um den Hals. Und dann begann sein Herz wie rasend 2U schlagen.
Er kannte den Mann, und er hatte auf gar keinen Fall damit gerechnet, ihn hier auf Lokvorth zu sehen - und schon gar nicht an diesem Platz, an dem eben noch um Leben und Tod gekämpft worden war.
„Joskar Jankinnen", sagte er mit tonloser Stimme. „Das kann nicht sein. Nein, das ist unmöglich."
Der so sorgfältig gekleidete Mann kam zu ihm, wobei er vorsichtig über einen herabgefallenen Balken hinwegstieg, ohne die Blicke von ihm zu wenden. Es war. als wollte er ihn zwingen, auf der Stelle stehenzubleiben, bis er bei ihm war.
„Richtig", bestätigte er mit dunkler, angenehm klingender Stimme. „Ich bin Joskar Jankinnen."
Solder Brant kannte normalerweise keine Berührungsängste. Er war den mächtigsten und prominentesten Persönlichkeiten der von Terranern besiedelten Milchstraße begegnet und hatte sich unter ihnen bewegt, als gäbe es keine Unterschiede zwischen ihnen. Sein Selbstbewußtsein hatte keiner von ihnen ankratzen können.
Doch bei Joskar Jankinnen war es anders. Dieser Mann nötigte ihm Respekt ab, und er beeindruckte ihn so, daß er vergeblich nach Worten suchte.
Jankinnen war ein Wirtschaftsmagnat, dessen Vermögen als dreistelliger Milliardenbetrag angegeben wurde. In den Medien wurde er nur als J. J. bezeichnet.
Jankinnen galt als politisch rechts, jedoch nicht rechtsradikal und nannte sich in der Öffentlichkeit einen „bekennenden Terra-Nationalisten und erklärten Gegner Arkons".
J. J. reichte ihm die Hand, und Brant bedankte sich für die Befreiung.
„Die Situation war gefährlich", stellte Jankinnen fest. „In ihrer verständlichen Enttäuschung hätten sie dich leicht umbringen können. Doch davon wollen wir jetzt nicht reden" Er bedeutete ihm, ins Freie zu gehen, und er begleitete ihn, während seine Kämpfer die Toten und Verwundeten zu Transportgleitern trugen.
„Ich habe dich ein wenig im Auge behalten", eröffnete J. J. ihm, „und so ist mir nicht entgangen, daß du entführt worden bist."
„Warum hast du mich beobachten lassen?" fragte Brant.
„Weil mir deine politischen Vorstellungen, deine Ideale und Ziele gefallen". erläuterte der Industriemagnat mit ernstem Blick. „Sie entsprechen in vieler Hinsicht meinen Überzeugungen, und deshalb habe ich ein Angebot für dich. Ich werde dich mit meinem Geld in jeder Hinsicht unterstützen, so daß wir deinen Wahlkampf mit geballter Kraft und höchstem Aufwand vorantreiben können. Mit meiner Hilfe wird es dir ein leichtes werden, Erster Terraner zu werden und zugleich deine Liberalen zu einer großen und einnußreichen Partei zu machen."
Solder Brant glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können. Er geriet von einem Extrem ins andere. Eben noch hatte er sich mittellos und so gut wie tot gesehen, und nun sollten ihm beinahe unbegrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, mit denen er seinen Wahlkampf ankurbeln konnte.
„Ich möchte wissen, ob du grundsätzlich einverstanden bist", fügte J. J. hinzu.
Solder Brant überlegte nicht lange. „Das bin ich", stimmte er zu.
Die beiden Männer reichten sich die Hände und blickten sich in die Augen. Beiden war in diesem Moment klar, daß sie die kommende Wegstrecke ihres Lebens gemeinsam marschieren würden, bis sie ihr großes Ziel endlich erreicht hatten.
Solder Brant machte sich in diesen Minuten keine Gedanken über die politische Grundhaltung von Jankinnen. Ihm war gleichgültig, daß böse Zungen behaupteten, er habe sein Vermögen nicht ganz legal erworben.
Was bedeutete das in seiner Lage schon?
War es in der
Weitere Kostenlose Bücher