1921 - Projekt Mirkandol
einem Podest standen. Der Arkonide erkannte sie sofort. Es waren Solder Brant und Joskar Jankinnen, der allgemein J. J. genannt wurde.
Atlan warf seinem Begleiter einen kurzen Blick zu. Er lächelte. Die offenbar improvisierte Pressekonferenz machte einen geradezu archaischen Eindruck. Die Wirtschaft dieser Welt lag nach der Tolkander-Krise noch ziemlich am Boden, und entsprechend war die technische Ausrüstung der lokalen Medienvertreter. Journalisten von anderen Welten waren offenbar nicht anwesend. So weit war Solder Brant noch nicht, daß er auf Welten, die der LFT lediglich assoziiert waren, ständig von Berichterstattern begleitet wurde.
Diese waren normalerweise nur dann zur Stelle, wenn sie mit angeblichen Insider-Informationen gefüttert wurden. Und diese mußten entsprechende Zeit vorher lanciert werden.
Die Uniformierten ließen nicht zu, daß Atlan dem Pressetrubel auswich. Sie bestanden darauf, daß er einige Formalitäten erfüllte, wie sie auch auf anderen Planeten gefordert wurden.
„Wir müssen uns dem wohl fügen", erkannte Hermon von Ariga. „Die Bürokratie verlangt ihr Recht."
Die Arkoniden drängten sich durch die Menge, ohne zunächst beachtet zu werden. Erst als einer der Reporter ihre Namen rief. wandten sich ihnen einige Medienvertreter zu. Nun wurden auch Solder Brant und Joskar Jankinnen aufmerksam.
„Atlan!" rief der terranische Politiker über die Köpfe der Reporter hinweg. „Das ist einer der Vertreter Camelots. Früher half er der Menschheit, aber seit einigen Jahren kocht er wie alle anderen Aktivatorträger sein eigenes Süppchen. Wir alle wissen, welchen Verdächtigungen er in Arkon ausgesetzt ist. Er soll die ehemalige Imperatrice getötet haben, was aber nicht bewiesen ist. Und jetzt ist er auf Lokvorth. Fragt ihn doch, warum er das tut. Hast du denn noch immer nicht genug angerichtet, Arkonide?"
Atlan überhörte seine Worte und setzte seinen Weg unbeeindruckt fort. Er hatte nicht vor, sich auf ein Wortgefecht mit Solder Brant einzulassen.
Dabei hatte er sich ursprünglich vorgenommen, den Terraner wegen diverser Beleidigungen und übler Nachrede zurechtzuweisen. Brant hatte einige Behauptungen aufgestellt, die bar jeden Wahrheitsgehalts und vor allem rufschädigend waren und sein Bild in der galaktischen Öffentlichkeit nachhaltig schädigen konnten.
Die letzte Bemerkung zu Theta von Ariga war schlimm genug, sie wühlte alte Wunden auf. Atlan schluckte wütend.
Solange du nicht die Wahrheit über Thetas Ermordung verraten kannst, flüsterte der Extrasinn, so lange wird es immer Leute geben, die glauben, daß du sie auf dem Gewissen hast.
In Gedanken nickte Atlan. Wie fast immer hatte der Logiksektor recht. Aber die Verdächtigungen schmerzten trotzdem.
„Die Ereignisse der letzten Monate haben uns allen vor Augen geführt, daß Atlan eine Gefahr für Terra und die Terraner ist", behauptete Brant mit lauter Stimme. „Auf Arkon will ihn niemand mehr sehen. Dennoch ist er Arkonide, und in den Augen dieses Volkes sind wir Terraner immer noch Barbaren. Seit ES ihm die Unsterblichkeit verliehen hat, empfindet er sich als Halbgott, vor dem wir uns selbstverständlich zu verneigen haben.
Bedaure, Arkonide, wir werden es nicht tun, denn wir Terraner haben gerade gegenüber Arkon unseren berechtigten Stolz bewahrt!"
Ein Raunen ging durch die Menge. Atlan blieb nun doch stehen. Hermen von Ariga pfiff empört durch die Zähne. und die Objekte verschiedener Kameras richteten sich auf die beiden Arkoniden.
„Der offizielle Kandidat der Liberalen Einheit hat schwere Anschuldigungen gegen dich erhoben", sagte einer der Reporter. „Was hast du dazu zu sagen?"
Laß dich nicht provozieren, ermahnte ihn der Logiksektor. Genau das ist es, was Brant will. Er ist ein Arkonidenhasser und wartet nur darauf, daß du dich auf ein Wortgefecht mit ihm einlaßt. Mit jedem Wort wertest du ihn auf. Und nur darum geht es ihm. Du bist ihm gleichgültig. Er will dich nur für seine Zwecke mißbrauchen, um gegen Arkon hetzen zu können.
„Gar nichts", erwiderte Atlan, wobei es ihm gelang, äußerlich gelassen zu erscheinen.
„Ich habe Wichtigeres zu tun, als zu solchen Äußerungen Stellung zu nehmen. Sollte der Kandidat mich um ein seriöses Gespräch bitten, bin ich durchaus bereit, nach einem geeigneten Termin zu suchen."
Diese ruhige Entgegnung war eine verbale Ohrfeige für Brant, so daß es diesem für einen Moment die Sprache verschlug. Als er danach zu einer erneuten
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