1921 - Projekt Mirkandol
Trondar schien keine Bedenken zu haben und fest vom Gelingen der Befreiungsaktion überzeugt zu sein.
„Lengor soll in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand gewesen sein. als man ihn abtransportiert hat Das ist zumindest aus Geheimdienstkreisen durchgesickert. Wir müssen uns also beeilen, wenn wir ihn noch lebend antreffen wollen. Ich komme für die Befreiungsaktion nicht in Frage. Das muß ein anderer machen."
Hermon von Ariga betrat den Raum. Es war, als hätte er die Worte seines Freundes gehört und nur auf dieses Stichwort gewartet.
*
Sie flogen Solder Brant und seine beiden überlebenden Leibwächter zu einer einsam gelegenen Farm auf dem Hochplateau. Das Anwesen bestand aus mehreren kleinen Gebäuden, die teils Wohnzwecken, teils der Lagerung der erwirtschafteten Güter dienten.
Dazu gab es mehrere große Ställe, in denen das Vieh untergebracht war., Die Kidnapper trennten Solder Brant von seinen Männern und führten ihn in das Hauptgebäude. Hier legten auch die letzten ihre Masken ab.
„Wir sind keine Arkoniden". erklärte der Anführer, der Mann im grauen Pullover. „Wir sind Lokvorther."
„Und was wollt ihr von mir?" fragte der Politiker.
„Wie andere Kandidaten und Parteien hast auch du fünfzehn Millionen Galax aus der Regierungskasse für deinen Wahlkampf erhalten", stellte der Anführer fest. „Das solltest du gar nicht erst leugnen. Wir haben die Zahl aus erster Quelle und wissen, daß sie stimmt."
„Sie ist richtig", bestätigte der Terraner. „Und?"
„Ganz einfach. Von dieser Summe verlangen wir nur fünf Millionen, geben uns also mit nur einem Drittel zufrieden."
Solder Brant konnte nicht anders. Er lachte, obwohl ihm ganz und gar nicht danach zumute war. Die Situation kam ihm gar zu erheiternd vor.
„Das Geld wird benötigt, damit alle Kandidaten und Parteien die gleichen Chancen haben", entgegnete er langsam. „Davon werden unter anderem die horrend kostspieligen Raumflüge oder Transmittertransporte bezahlt sowie andere Kosten des Wahlkampfes beglichen. Von dem Geld ist erstens schon jetzt nichts mehr übrig, und zweitens habe ich keinen Zugriff darauf. Selbst wenn ich wollte, könnte ich es euch nicht geben. Und die Partei ebensowenig. Es gibt Gesetze, die das verbieten. Tut mir leid. Ihr seid einem Irrtum aufgesessen. Euer Plan kann gar nicht funktionieren."
Er erkannte, wie betroffen seine Entführer waren und daß für sie buchstäblich eine Welt zusammenbrach. Sie hatten fest damit gerechnet, daß ihr Plan aufging. Und nun standen sie vor dem Nichts.
„Du kannst uns nicht täuschen", begann der Anführer, kam jedoch nicht weiter, weil Solder Brant ihn sogleich unterbrach.
„Es hat keinen Sinn. daß wir miteinander darüber reden", sagte der Terraner. „Ich gebe euch die nötigen Daten. die ihr braucht, um zuverlässige Auskünfte über das Geld und seine Verwendung einzuholen. Erst wenn ihr das getan habt. sollten wir unser Gespräch fortsetzen. Vorher nicht."
Es krachte plötzlich so gewaltig, daß Solder Brant und die Männer im Raum erschrocken zusammenfuhren. Zugleich wankte der Boden unter ihren Füßen wie bei einem Planetenbeben. Fensterscheiben zerbrachen klirrend, draußen explodierten Granaten, und dann flog das Dach des Gebäudes in Feuer und Rauch gehüllt weg.
In Schutzanzüge gehüllte Gestalten stürmten in das Haus und eröffneten sofort das Feuer auf die Entführer, die sich ebenso verzweifelt wie vergeblich wehrten.
Solder Brant handelte instinktiv. Er war unbewaffnet und konnte sich nicht an dem Kampf beteiligen. Deshalb ließ er sich auf den Boden fallen und kroch in die Ecke des Raumes, wo er hinter einem riesigen Sessel Schutz fand.
Um ihn herum blitzte und krachte es. Er vernahm die Schreie der Sterbenden und Verwundeten, und er wußte nicht, wie ihm geschah.
Als es endlich still wurde, blickte der Politiker zitternd zu einem der Kämpfer auf, die alle einen Schutzanzug trugen und das Gesicht mit Tüchern verhüllten. Der Mann hielt zunächst eine Waffe auf ihn gerichtet, ließ sie nun jedoch sinken, zog das Tuch zur Seite und lächelte ihm aufmunternd zu.
„Es ist vorbei", beruhigte er den Politiker. „Sofort als wir von dem Überfall auf dich erfuhren, sind wir aufgebrochen, um dich rauszuholen."
Brant richtete sich ächzend auf. Bei einem kurzen Blick in die Runde bemerkte er mehrere regungslose Gestalten, die auf dem Boden lagen. Er zweifelte nicht daran, daß sie tot waren. Seine Befreier hatten mit
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