1927 - Legende der Tujokan
hob das Ansehen der Einheit gewaltig. Alle anderen Fremden steckten nach wie vor in ihren Anzügen, die der Gonsel zunächst für Fahrzeuge gehalten hatte. Und in diesen Gewändern waren sie unangreifbar, wie die Dirigenten es vorhergesagt hatten.
Przondzu brachte den Zwerg persönlich in das Zentrum der Stadt. Er hielt ihn am Genick und später an den Beinen, als er merkte, das der Hals zu den empfindlichsten Teilen dieses Wesens gehörte. Erwartungsvoll richtete der Kämpfer seine Blicke auf die anwesenden Tujokan. Seine Hoffnung, die Dirigenten würden nun selbst in Erscheinung treten, erfüllte sich nicht. Und damit erhielt er auch keine Gelegenheit, Fragen zu stellen, die ihm jetzt noch wichtiger als je zuvor erschienen.
Wovor mußte ein Tujokan Angst haben, sobald diese Wesen den Planeten betraten? Wie hieß die fremde Rasse, deren Sprache keiner auf Tujo verstand?
Und nicht zuletzt, welchen Zusammenhang gab es zwischen dem Segment in der Kaverne und den Geschuppten?
Ein winziges, glitzerndes Ding tauchte am Himmel auf und beobachtete die Vorgänge am Becken. Wenig später erschienen die Vorsitzenden der Stadt in ihren Gewändern. Przondzu erfuhr erst jetzt, daß es sich um die Delegation handelte, die versucht hatte, die Fremden mit einer Mahlzeit zu vergiften.
Die Information erzeugte eine vierte Frage in seinem Kopf: Wieso mußten die Gonsel das Leben der Fremden schonen, während sie in der Hauptstadt jeder gleich bei der ersten Begegnung töten durfte?
Die Antwort erfuhr er wenig später. Es hing damit zusammen, daß die Fremden in Haarenkay ihre Anzüge getragen hatten. Unter gewöhnlichen Umständen hätten sie das Gift in den Speisen nie bemerkt. Aber hier hatten die Tujokan zu sehr von sich selbst auf andere geschlossen.
Daß es nach diesem Vorfall dennoch gelungen war, einen der Fremden zu fangen und als Geisel nach Haarenkay zu bringen, erschien dem Kämpfer wie ein Wunder.
Die Reaktion der Fremden wunderte Przondzu erst recht. Sie versprachen, einen waffenlosen Unterhändler zu schicken. Es bedeutete, daß die Tujokan bald über eine zweite Geisel verfügten. Das sollte verstehen, wer wollte.
Der Unterhändler traf wenig später ein. Er war größer und breiter als die erste Geisel. Sein Körper stellte den Inbegriff von Kraft dar. Allerdings übertrieb er das Spiel seiner Muskeln gewaltig.
Przondzu lachte in sich hinein. Der Halbzwerg war ein Angeber. Er baute sich vor dem Statthalter Krandol auf und verschränkte die Arme.
„Es war nicht klug von euch, eine Geisel zu nehmen", begann er und warf einen flüchtigen Blick auf seinen Artgenossen, der stöhnend im Hintergrund am Boden lag.
„Und warum nicht?" fragte Krandol zurück. „Wir haben das, was wir brauchen. Ein Faustpfand. Darauf haben wir uns über Jahrhunderte hinweg vorbereitet."
„Das ist euer Problem!" rief der Fremde. „Uns laßt aus dem Spiel."
„Niemand hat euch gerufen. Was ihr wollt, wissen wir bereits. Aber da seid ihr bei uns verkehrt. Ihr habt den Planeten verwechselt. Inzwischen ist es allerdings zu spät für euch. Ihr werdet Tujo nicht mehr verlassen."
Der Halbzwerg reagierte auf eine Weise, die Przondzu in Erstaunen versetzte. Statt zu drohen oder zum Angriff überzugehen, ließ er sich zu Boden sinken und verschränkte die Beine.
„Wir können uns über alles in Ruhe unterhalten", schlug er vor. „Da wir euch nicht gefragt haben, ob unser Besuch erwünscht ist, sind wir bereit, auf eure Forderungen einzugehen."
„Ruft mit euren Geräten keine weiteren Schiffe eurer Rasse herbei, sonst töten wir euch!"
„Das ist gewährleistet", bestätigte der Fremde.
Przondzu fand, daß er es mit einer gewissen Belustigung tat. Den Grund dafür wußte er natürlich nicht.
„Und ihr werdet mit uns einen Vertrag machen, der uns zum Eigentümer aller eurer technischen Errungenschaften macht", sagte Krandol.
„Auch darauf gehen wir ein. Meine Artgenossen im Schiff werden eine Liste all der Geräte erstellen, die für euch 'wichtig sind. Über ein leistungsfähiges und transportables Ortungsgerät verfügt ihr ja bereits. Ein zweites wird euch mit unserem Schiff in die Hände gegeben."
Przondzu knirschte mit den Reißzähnen. Von Verhandlungen über den Tausch zweier Geiseln gegen ein Schiff hatte er andere Vorstellungen. Daß die Fremden ihnen alles quasi bedingungslos übereignen wollten, erzeugte in ihm ein merkwürdiges Gefühl.
„Wozu benötigen wir das Schiff überhaupt?" zischte er vor sich hin. Krandol
Weitere Kostenlose Bücher