Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1938 - Die Farben des Bösen

Titel: 1938 - Die Farben des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
stabilisieren."
    „Dann ... dann wirst du mich auch wieder hineinstecken?" entfuhr es der Blue ängstlich. Dieser schreckliche Gedanke überlagerte schlagartig alles andere.
    „Nur, wenn Gefahr droht, Kleines. Jetzt mußt du auf keinen Fall hinein."
    Das überzeugte Tuyula nicht besonders. Zum Glück ahnte Vincent nichts von der winzigen Lampe, die sie immer noch einstecken hatte. Das war wenigstens ein Trost.
    Und jetzt sollte sie sich besser zusammennehmen. Erwachsene verloren schnell die Geduld, wenn man zu ängstlich oder quengelig war.
    Als Vincent vorschlug, sich auf der Baustelle umzusehen, stimmte sie betont munter zu.
     
    6.
     
    Bleiche Furcht
     
    „Was ist mit dir los?" fragte Georg Zima und unterbrach damit seine neuesten Berichte.
    Solder Brant saß ihm gegenüber. Er wirkte abwesend, nachdenklich überhaupt nicht bei der Sache.
    „Mann, wir kommen von einem Höhenflug zum anderen, und du reagierst nicht mal drauf?" fügte der Parteifreund hinzu.
    „Ich weiß nicht so recht, Georg", sagte der Kandidat. „Seit mir die Geschichte mit J. J.
    bekanntgeworden ist, ist meine Freude getrübt."
    „Es ist natürlich ein Felsbrocken an einem seidenen Faden, der über dir hängt." Zima grinste flüchtig.
    „Den Vergleich hab’ ich aus einem alten Zwei-D-Film."
    „Ein Faden, der jederzeit von einem Windhauch zerstört werden kann. Wenn herauskommt, mit welchen Machenschaften J. J. seine Pläne umsetzt, verliere ich das Vertrauen der Wähler. Das war immer mein Hauptargument in der Öffentlichkeit: Durchleuchtet mich, forscht in meiner Vergangenheit nach, stellt fest, ob ich euch belüge."
    „Normalerweise schließen sich Politik und Integrität gegenseitig aus =aber bei dir ist es etwas anderes", stimmte Georg Zima zu.
    Solder Brant nickte. „Weil ich nicht den üblichen Weg der Politik eingeschlagen habe. Ich habe unsere Partei nach vorne gebracht, meine Ziele auf geradem Wege verfolgt und mich nie bestechen lassen. Ich hatte Geduld. Das macht sich jetzt bezahlt. Als meine große Chance kam; habe ich sie genutzt."
    „Und die Leute sind froh darüber, Solder. Zum ersten Mal seit langem ist Bewegung in die innenpolitische Landschaft gekommen. Die Menschen sind aufgewacht, sie haben wieder Interesse an der Zukunft. Und das ist auch notwendig, wenn man bedenkt, wieviel in kurzer Zeit geschehen ist zuerst das durch die Tolkander ausgelöste Massensterben auf zweiundfünfzig Planeten, dann die Dscherro ... Auf einmal kommt ein Lichtwesen von irgendwoher, das sich als Heliote vorstellt und unsere Zukunft in einer positiven Völkergemeinschaft namens Thoregon sieht, die Galaxien miteinander verbindet. Ich frage mich, wie soll das noch weitergehen? Wo bleibt unsere Identität, unsere Bodenständigkeit? Das alles artet doch immer mehr in Größenwahn aus."
    Brant lächelte. „Mir brauchst du keine Rede zu halten, mein Freund. Aber ich verstehe, wie sehr es dich beschäftigt. Es wird Zeit, zu den Wurzeln zurückzukehren, wie man so schön sagt. Ein vernünftiges Maß an Realität ist notwendig. Aber ich bin nicht mehr zuversichtlich, daß ich meine Ziele auch durchsetzen kann. Sag mir, Georg: Bin ich zu naiv?"
    Sein Vertrauter schwieg.
    Schließlich meinte er: „Du solltest nicht zu schwarzsehen. Sicher, Jankinnens Methode, an dich ranzukommen, ist verdammenswert. Aber das ist nicht deine Schuld. Ziehe jetzt die Vorteile daraus, die du hast, und jag den Kerl anschließend zum Teufel. Bis zur Wahl mußt du einfach noch durchhalten - und das Geld aus ihm rausziehen. Sonst müssen wir aufgeben, und dann war alles umsonst."
    Solden Brant seufzte. „Na schön, ich mache weiter. Aber ich hoffe, daß das die richtige Entscheidung ist."
    Linda kam herein. „Entschuldigt bitte, aber ihr müßt los. Die Veranstaltung beginnt gleich."
    „Ach ja, das hätte ich jetzt beinahe vergessen, obwohl ich der Organisator bin ..." Georg Zima war sofort auf den Beinen und richtete eilig seine Sachen.
    „Die meisten von uns sind schon vor Ort", fügte Linda hinzu. „Es sind jede Menge Gäste aus allen Bevölkerungsschichten gekommen, und sie erwarten ihren Kandidaten natürlich sehnsüchtig."
    Solder Brants trübsinnige Stimmung verflog sofort. Er war Profi, und er wußte, daß man keine Stimmen einfing, wenn man sich unsicher zeigte.
    „Auf in den Kampf!" sagte er energisch.
     
    *
     
    Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Die Leute klatschten begeistert Beifall, und Solder Brant war einige Zeit nach seiner Rede dicht

Weitere Kostenlose Bücher