1948 - An den Grenzen der Macht
parapsychische Erscheinungen konzentrierte. Sonst hätte sie versucht, den Vorgang zu stoppen und die Maschinen zu zerstören.
Du denkst schon in denselben Bahnen wie Vincent, stellte sie erschrocken fest. Alles zerstören, was einen behindert. Bist du wirklich du selbst, die so denkt?
Sie lauschte in sich hinein, ohne die Spur einer Beeinflussung festzustellen. Wenn Vincent sie zu manipulieren versuchte, dann tat er es unauffällig.
Der Scan dauerte keine sechzig Sekunden; Rose hob so ruckartig den Kopf, daß Tuyula erschrak.
„So ist das also", stieß die Ärztin hervor und deutete auf das Hologramm.. Mehrere Stellen des Körpers wiesen orangefarbene Zonen auf. „Jetzt wird mir einiges klar. Unter anderem auch, warum der Medorobot aus deiner Kabine zurückkehrte und keine Daten mitbrachte. Erst dachte ich an eine Manipulation. Jetzt sehe ich, daß es übertriebenes Schamgefühl war, was dich veranlaßte, den Speicher der Maschine löschen zu lassen."
Tuyula begann am ganzen Körper zu zittern. Ihr Flaum richtete sich auf und kitzelte unter den Achseln.
„Was siehst du?" ächzte sie.
„Das weißt du doch genau, Tuyula Azyk. Du wirst zur Frau. Dein Körper verändert sich.
Hormonelle Prozesse setzen ein. Vincent wird es nicht gefallen."
„Warum? Was hat das mit Vincent zu tun? Ich habe nichts mit ihm."
„Hast du es nicht bemerkt? Seine Parafähigkeiten haben nachgelassen. Er gibt uns allen die Schuld daran. Vor allem natürlich dem Gharrer. Ich fürchte, es bleibt mir nichts anderes übrig, als ihm die Wahrheit zu sagen."
Tuyula war längst aufgesprungen. Ihr Tellerkopf wackelte gefährlich auf dem Hals hin und her.
„Was ist die Wahrheit?" zirpte sie schrill. „Warum sprichst du es nicht aus?"
„Ahnst du es nicht? Deine Fähigkeit läßt nach. Du verstärkst Vincent Garrons Kräfte nicht mehr. Und das ist das einzige Problem, das wir derzeit an Bord haben."
„Sag es ihm nicht. Bitte!"
„Du weißt, daß er mich zwingen kann, es auszusprechen. Bestimmt wird es für mich sehr schmerzhaft. Also sage ich es ihm besser gleich."
„Gib mir bitte einen Vorsprung."
„Er findet dich überall. Oder willst du gar aus der Schleu...
Nein, das werde ich nicht zulassen. Wirf dein Leben nicht einfach weg, Tuyula!"
„Ich habe keine andere Wahl."
„Dann werde ich dich daran hindern. Komm!"
Die Ärztin packte Tuyula und zerrte sie zum Transmitteranschluß. Augenblicke später materialisierten sie in der Zentrale.
Garron erwartete sie bereits. Sein Gesicht war eine Fratze aus Wut, Angst und Wahnsinn. Instinktiv suchte Tuyula Schutz hinter der dürren Frau, was ihr nur unzureichend gelang. Ihr Tellerkopf schien auf beiden Seiten meilenweit überzustehen.
Rose berichtete Vincent, was sie herausgefunden hatte und welche Vermutungen sie damit verknüpfte.
„Das hast du absichtlich gemacht!" schrie der Mutant. „Du willst mich schwächen, damit dieser Gharrer mich leichter besiegen kann. Du bist es nicht wert, daß ich dir auch nur einen einzigen Blick..."
„Vincent!" Das war Rose. „Hör mir einen Augenblick zu, ja? Wenn du schon nach Schuldigen suchst, dann fang' bei dir an. Wer hat dem armen Mädchen einen Schock nach dem anderen zugemutet? Das warst du. Ich bin keine Parapsychologin, aber ich habe genug Kenntnisse der Materie, um es zu beurteilen. Die Schockerlebnisse waren für das Mädchen zuviel. Ihre erste Menstruation tritt dadurch früher ein als normal. Tuyula kann nichts dafür."
„Ach ja? Und dadurch leiden ihre Parakräfte? Daß ich nicht lache!"
„Ich kann sie gern intensiver untersuchen oder auf dem nächsten Planeten einen Fachmann zu Rate ziehen. Er wird meine Aussagen bestätigen."
„Nichts wird er. Aber ihr werdet etwas ..."
Dem Olymp-Geborenen traten die Augen ein Stück aus dem Kopf. Die Finger seiner Hände krümmten sich wie Klauen.
„Das ist eine Verschwörung. Und ich weiß genau, wie es funktioniert. Der Gharrer reflektiert meine Suggestivimpulse, und das kleine Luder da schwächt mich. Nur so kann es euch beiden gemeinsam gelungen sein, meinen Einnuß abzuschütteln. Ihr habt mich getäuscht. Aber ein Vincent Garron läßt sich nicht an der Nase herumführen. Von niemandem."
Tuyula sah, wie die Schultern der Ärztin herabsanken. Ihre Augäpfel bewegten sich hektisch hin und her. Vermutlich begriff sie jetzt, daß ihre Mitteilsamkeit ein Fehler gewesen war.
„Vincent!" Tuyula erkannte, daß nur sie etwas tun konnte, um die Situation zu entschärfen. „Wir
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