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1956 - Das Haus der Nisaaru

Titel: 1956 - Das Haus der Nisaaru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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am besten wieder, mit ihm zu reden. Vielleicht ist er jetzt bereit, seine Innenwelt zu verlassen."
    Die Blue beugte sich über den Tank und redete sanft auf Vincent ein. Darla Markus beobachtete interessiert die Kontrollen und registrierte, dass der Mutant auf die vertraute Stimme reagierte. Auch Mhogena bemerkte es.
    Gespannt warteten sie ab, was nun geschehen mochte. Alles war möglich: ein plötzliches „Überschnappen", weiterhin Zurückgezogenheit, die Feststellung, dass er einen irreparablen Hirnschaden davongetragen hatte, oder... Er erwachte. Die Lider hoben sich mühsam unter den zugeschwollenen Augen, die für einige Sekunden orientierungslos umherirrten, ehe sie Tuyulas Diskuskopf fixierten. Ein Teil der Spannung war genommen, doch noch wusste niemand, was Vincent nun tun würde. Und dann geschah etwas völlig Unerwartetes. Er weinte. „Leere", flüsterte er mit heiserer, kraftloser Stimme. „Es ist so leer. Ich bin einsam ... warum habt ihr mir das angetan ..."
    „Vincent" ,sagte Tuyula eindringlich, „du bist nicht einsam. Was du spürst, ist nur die hyperphysikalische Leere, weil du nicht mehr den Stürmen ausgesetzt bist. Sie hätten dich umgebracht, verstehst du? Wir mussten es tun."
    „Ihr hattet kein Recht dazu", schluchzte der Mutant. „Ich habe Mhogena angefleht, es nicht zu tun. Wo ist er?"
    „Ich bin hier, Vincent." Der Gharrer zeigte sich Vincent. „Tuyula hat Recht, wir hatten keine andere Wahl. Du warst dem Tode näher, als dem Leben."
    „Aber das ist nicht wahr!" rief er verzweifelt. „Sicher, ich litt schreckliche Qualen, doch ich hätte sie überwunden. Schmerzen sind keine Bürde, wenn man es lernt, sie. anzunehmen, und ich stand kurz davor! Versteht ihr denn nicht, am Sonnentresor habe ich zum ersten, zum allerersten Mal in meinem Leben wirklich gelebt! Und nicht einfach nur existiert ... es war die wunderbarste Erfahrung ... Ich war eins mit allem, und dort gab es einen starken, überwältigenden Bezugspunkt, der mir das absolute Glück schenkte. Nichts von dem, was ich dort erlebt habe, lässt sich mit irgendetwas anderem vergleichen! Es ist das Elysium!"„Elysium? Was ist das?" fragte Mhogena konsterniert. „Das Paradies", erklärte Darla aus dem Hintergrund. „Der himmlische Ort absoluten Friedens und der Harmonie, die Glückseligkeit. Gibt es in eurer Sprache keinen solchen Begriff?" Mhogena strich mit den sechs Fingern der Rechten über die linke Hand. „Ähnliche ..."
    „Vincent, du bist verrückt!" schalt Tuyula. Das Verhältnis zwischen den beiden hatte sich gewandelt. Noch vor der Geschlechtsreife war das Bluesmädchen vertrauensvoll wie ein Kind gewesen. Es hatte Vincent bewundert und seinen Worten oft andächtig gelauscht. Er hatte ihre vielen Fragen beantworten können.
    Doch das war vorbei. Tuyula hatte in kurzer Zeit einen großen geistigen Reifungsprozess durchlebt und war selbständig geworden. Nun war sie es, die sich für ihren ehemaligen Beschützer verantwortlich fühlte. „Du solltest dich mal hören!" schimpfte sie. „Der Schmerz warnt dich vor der Gefahr, dein Leben zu verlieren!"
    „Ich hätte es nicht verloren, Tuyula. Ich mache eine Wandlung durch ..."
    „Was für eine? Was wird aus dir?"
    „Wie kann ich das wissen, wenn ihr mich wegbringt, bevor es zu Ende geführt wurde? Ich muss zurück!"„Das geht leider nicht", mischte sich Darla Markus kühl ein. „Atlan hat die ausdrückliche Order gegeben, dich hier ins Exil zu bringen. Du wirst nie mehr zum Sonnentresor zurückkehren."
    Garron gab einen erstickten Laut von sich. „Was?" rief er. „Das könnt ihr nicht tun! Mhogena, bitte, das darf nicht geschehen! Kannst du es nicht fühlen, dass mein Geist gesund ist? Quotor ist fort, für immer! Es ist mein Schicksal, das sich unbedingt erfüllen muss! Versprich mir, mich zurückzubringen!" Darla Markus sah den Gharrer streng an. „Eine Abmachung ist eine Abmachung."
    „Darla, so einfach ist das nicht!" warf Tuyula ein. „Deine Forschung ist hiermit auch nicht abgeschlossen. Wenn wir Vincent hier zurücklassen, wirst du deine Arbeit nie beenden können! Das ist eine einmalige Sache!"
    „Es findet sich bestimmt eine Lösung, Vincent wieder in die Nähe des Sonnentresors zu bringen, ohne ein Schiff wie die GILGAMESCH zu gefährden", überlegte Mhogena. „Es widerstrebt mir, Vincent so zurückzulassen." Die Medikerin hob die Arme und schüttelte den Kopf. „Na schön, wie ihr meint", sagte sie wütend. „Ich bin ja nur der Bordarzt. Ich

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