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1958 - Der Oxtorner und sein Okrill

Titel: 1958 - Der Oxtorner und sein Okrill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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deuteten darauf hin, dass Tarlan das Loch bereits vor seiner Rückkehr in die Kabine gegraben hatte und es jetzt erweiterte. Dem Oxtorner stockte der Atem. Zwischen den braunen und gelben Erdklumpen ragten Stiefel hervor. Denor Massall hatte es übergangslos eilig. „Schneller!" zischte er und half mit den Händen nach. Sie gruben einen Mann aus, Terraner, ungefähr hundert Jahre alt und höchstens eine halbe Stunde tot. Der Körper war noch warm und nicht erstarrt. Man hatte ihn mit einem gezielten Schuss in die Schläfe getötet. Die Schmauchspuren wiesen darauf hin, dass der Täter die winzige Taschenwaffe sogar aufgesetzt hatte.
    Denor kannte den Toten, was bei gut fünfhunderttausend Camelotern nicht zwingend war. „Das ist Timmermann Flannahan", murmelte er. Es handelte sich um einen Agenten, der auf Zephos an der Errichtung des Stützpunkts mitgearbeitet hatte. Der Oxtorner hatte bei Einsätzen mehrfach mit ihm zu tun gehabt. Massall aktivierte sein Funkgerät. Der Fund des Okrills war von höchster Wichtigkeit und ein Fall für Armin Assitar, den Sicherheitschef von Camelot. „Flannahan ist erschossen worden", meldete er und gab seine Position durch. „Wir kommen sofort", meldete der diensthabende Wachmann in der Sicherheitszentrale. Denor wischte sich die staubigen Hände an der Hose ab und folgte Tarlan. Dieser richtete die Nüstern nach unten, knurrte auffordernd und folgte einer Infrarotspur in den Wald. Vermutlich war es die Spur des Mörders. Sie endete an einer Hütte mitten im Wald. Licht brannte keines, aber das wollte nichts heißen. Denor hielt es auch für ziemlich ausgeschlossen, dass sich der Täter in ihrem Innern aufhielt. Er hatte die Hütte vielleicht benutzt, um sich umzuziehen. Danach war er geflohen.
    Dass er sich damit in einem gefährlichen Irrglauben befand, merkte der Oxtorner zu spät. Über ihm rauschte es in den Zweigen. Etwas knallte gegen seinen Kopf und ließ ihn Sterne sehen. Offensichtlich hatte ihn ein massives Stahlrohr getroffen; kein normaler Mensch hätte diesen Schlag überlebt.
    Der Oxtorner stieß geräuschvoll die Luft aus und kämpfte gegen die aufkeimende Bewusstlosigkeit. Seine Knie gaben nach, er fiel zur Seite. Über ihm tauchte der Schatten eines Menschen auf. Eine grelle Lampe blendete ihn. Im nächsten Augenblick spürte er die Mündung eines Nadlers an der Schläfe. „Ein Oxtorner. Was für eine Überraschung", härte er eine Stimme wie von weitem. „Wer hätte das gedacht. Im Spurenlesen bist du ziemlich gut. Aber sonst ..."
    Endlich klärte sich Denors Blick. Im grellen Widerschein der Lampe erkannte er Timmermann Flannahan. Es handelte sich eindeutig um den Terraner, aber die Stimme gehörte nicht dazu. „Warte, ich weiß, wer du bist. Dein Name ist Denor Massall. Du bist ein alter Bekannter von mir."
    „Natürlich, Timmermann. Und jetzt nimm die Waffe weg! Ich beiße nicht."
    „Tut mir leid. Du bist ein ziemlicher Tölpel. Sonst wärst du nicht allein hier aufgekreuzt. Deinen Okrill hast du vermutlich in der Wohnung gelassen."
    Der andere beging einen Denkfehler. Der falsche Flannahan hätte damit rechnen müssen, dass nur ein abgerichtetes Tier die Spur hierher finden konnte. Offensichtlich rechnete er nicht damit, dass die Leiche des echten Timmermann Flannahan bereits gefunden war. Der Oxtorner zählte zwei und zwei zusammen. Der Doppelgänger war trotz strengster Sicherheitsvorkehrungen nach Camelot gelangt, hatte sich vermutlich auf die übliche Weise als Agenten anwerben lassen.
    Seine Aufgabe war eindeutig: Er sollte sich in Gestalt eines tatsächlich existierenden Camelot-Mitarbeiters in die Organisation einschleichen und Geheimnisse ausforschen oder eben die Position des Planeten verraten. „Zephos, richtig?" Die Mündung der Waffe an seiner Schläfe zitterte leicht. „Du weißt also, dass ich nicht der richtige Flannahan bin."
    „Ja. Die Galactic Guardians waren noch nie zimperlich."
    „Das ist dein Tod. Fahr zur Hölle, Massall!" Dass Denor in diesem Augenblick Todesangst empfand, war nur zu verständlich. Er versuchte den Arm mit der Waffe zu packen, aber seine Bewegung war viel zu langsam.
    Der Oxtorner spürte einen dumpfen Aufprall. Die Mündung des Nadlers schrammte an seiner Schläfe entlang und zog eine blutige Spur. Der falsche Flannahan keuchte vor Überraschung und stieß einen lang anhaltenden Schrei aus. Ein kurzes Krachen von Knochen folgte. Anschließend herrschte Ruhe. Stumm richtete sich Denor Massall auf. Seine

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