197 - Odas Wiedergeburt
ziehen. Kaum war sie draußen, klammerte sie sich ängstlich an ihn.
»Du brauchst dich nicht mehr zu fürchten«, redete Lennie beschwichtigend auf sie ein. »Der Kerl ist ganz sicher weg.«
»Das… das glaubt uns niemand, wenn wir’s erzählen«, preßte Laüra heiser hervor.
Lennie schaffte ein Grinsen. »Ich habe nicht vor, es an die große Glocke zu hängen.«
Laura sah sich ängstlich um. »Laß uns von hier verschwinden, ehe dieses grauenvolle Ungeheuer zurückkommt, Lennie!«
»Glaubst du mir jetzt, daß ich auch ein Vogelmädchen und einen Gnom gesehen habe?«
»Alles. Alles glaube ich dir«, antwortete Laura mit bebender Stimme. »Von nun an werde ich nie mehr an deinen Worten zweifeln. Mag sich das, was du mir erzählst, auch noch so verrückt anhören.«
***
Bamaa hatte normalerweise viel Geduld, aber nachdem ihr Morron Kull durch die Lappen gegangen war, hatte sie das Warten bald satt. Vielleicht war der Platz, an dem sie ihr magisches Netz gesponnen hatte, doch nicht so gut, wie sie angenommen hatte. Sie beschloß deshalb, ihr Glück an einer anderen Stelle zu versuchen.
Langsam wuchs aus der weißen Spinne ein großer, kräftiger Frauenkörper, dessen Blößen nur spärlich bedeckt waren. Die auffallende sandfarbene Löwenmähne umrahmte wieder Bamaas herbschönes Gesicht.
Da sie keinen Sinn darin sah, daß sich ohne ihr Wissen ein schwarzes Wesen in ihrem Netz verstrickte, löste sie die unsichtbaren Fäden auf. Weißmagische Impulse »löschten« die geheime Spinnenfalle. Eine neue würde an einem anderen Ort entstehen. Und wieder würde Bamaa auf ein Opfer warten, mit dessen Körper sie sich tarnen konnte. Sie war zuversichtlich, einen zu finden, der sich dafür eignete.
In einem Gebiet, das aussah, als wäre es erst kürzlich von einer wilden Feuersbrunst verwüstet worden, sponn die weiße Spinne ihr magisches Netz aufs neue. Diesmal hing es zwischen zwei verkohlten Baumstämmen.
Bamaa - nun wieder in Spinnengestalt - entfernte sich von ihrer unsichtbaren Falle und sah sich in der näheren Umgebung um. Daß sie dabei beobachtet wurde, fiel ihr nicht auf…
***
Vicky Bonney wechselte die Autos nach Lust und Laune, deshalb besaß sie keinen eigenen Wagen, sondern sie mietete, was sie gerade fahren wollte.
Diesmal war es ein weißer Impala. Das schnittige Fahrzeug schaukelte weich gefedert auf Tucker Peckinpahs Grundstück und hielt neben Tony Ballards schwarzem Rover.
Glückstrahlend stieg Cruv aus. »Wieder zu Hause«, seufzte er. »Bis vor kurzem glaubte ich nicht mehr, hierher zurückkehren zu können.«
»Da sieht man wieder einmal, daß man die Hoffnung niemals aufgeben darf«, sagte Vicky Bonney lächelnd.
Regi-Teida stieg aus. Das Vogelmädchen wirkte unsicher, fast verängstigt.
»Was hast du denn?« fragte Cruv, als es ihm auffiel.
»Es stürmen so viele neue Eindrücke auf mich ein…«, antwortete die Kundschafterin gehemmt. »All die Maschinen, die es hier gibt… und die riesigen Flugzeuge… Ich habe mir das Leben auf der Erde ganz anders vorgestellt…«
»Wie denn?«
»Ruhiger«, sagte Regi-Teida. »Was ich gesehen habe, seit ich in London bin, schüchtert mich ein. Wie kannst du dich hier wohl fühlen, Cruv? Ich kenne Coor. Ich weiß, wie es auf der Prä-Welt aussieht. Das Leben dort läßt sich mit dem hier nicht vergleichen.«
»Wir Gnome sind sehr lern- und anpassungsfähig. Ich habe mich hier schnell eingelebt. Die Erde wurde meine neue Heimat. Nie mehr möchte ich auf Coor leben.«
Regi-Teida schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, hier zu leben.«
»Vielleicht wirst du anders denken, wenn du erst meine Freunde kennengelernt hast«, sagte Cruv. »Es gibt nirgendwo bessere.«
Der sympathische Kleine forderte die Kundschafterin auf, ihm zu folgen. Vicky Bonney ging mit ihnen ins Haus, und sie fanden Lance Selby auf den Knien vor Mr. Silver, der ein unbekanntes Schwert in der Hand hielt und ein fremdes Gewand trug.
Cruv hatte das Gefühl, eine wichtige Zeremonie zu stören. Sie waren anscheinend in eine Handlung geraten, die soeben beginnen sollte.
Der wißbegierige Gnom wollte informiert werden. Er spürte die Spannung, die den Raum bis in den letzten Winkel ausfüllte und die nun wie eine hauchdünne Seifenblase zerplatzte. Lance Selby erhob sich enttäuscht.
Wie lange sollte er noch auf den alles entscheidenden Schwertstreich warten?
***
Der Feind lag in einer Senke auf dem Boden: knorriges Wurzelholz, das ohne Leben zu sein
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