1970 - Hiobsbotschaft
ratlos er war und nicht nur er. Sie alle warteten auf den nächsten Schlag und konnten nichts dagegen tun. Ihnen war sämtliche Initiative genommen. Hätten die Hamaraden eine, höchstens zwei Stunden weitergefeuert, wäre der Paratronschirm irgendwann zusammengebrochen. Und er würde es tun, wenn sie wieder und mit etwas mehr Geduld angriffen. „Ortung!" rief plötzlich der Cheffunker. „Zwei Austritte aus dem Linearraum - drei ... fünf!"
Fünf zusätzliche Einheiten der Hamaraden waren in den Normalraum zurückgestürzt und taten sich mit dem kleinen Verband um die TERXEX zusammen. Die Befürchtungen der Terraner hatten sich also erfüllt. Sie hatten es jetzt mit der doppelten Zahl an Gegnern zu tun - und mit der doppelten Schlagkraft. „Achtung!" rief Hornung. „Sie greifen an!" Und diesmal, so schien es, war tatsächlich ihre letzte Stunde gekommen. Dieser Übermacht hielt ihr Paratronschirm auf Dauer nicht stand.
Es war die Zeit zum Beten und dazu, sich an die wirrsten Hoffnungen zu klammern. Die ersten Schüsse fielen. Sie schlugen synchron in den Energieschirm ein und wurden - noch - in den Hyperraum abgeleitet. Endgültig verwandelte sich die Oberfläche des Planeten in ein Meer aus Glut und Feuer. Selbständig aktivierte die Syntronik des Raumschiffs die Antigravs, um die Position zu halten. Ein Blick auf die Ladeanzeige des Gravitraf-Speichers beraubte Jacho Hornung aller Illusionen. Der Hypertrop war viel zu kurz in Tätigkeit gewesen. Ein Start würde sie nur in den nahen Weltraum bringen, keinen Kilometer weiter. Hornung gab dem Paratron - und damit der ALVAREZ und ihrer Besatzung - nur noch Minuten.
Jacho Hornung sah die Strukturrisse im Paratronschirm. Er hörte das durch die Syntronik massiv gedämpfte Trommelfeuer der gegnerischen Energiesalven und wusste, dass nun nur noch Minuten zwischen ihnen und dem Tod standen. Er dachte in diesen Minuten noch einmal an Kapitulation. Wäre es nicht doch besser, sich zu ergeben, statt zu sterben? Aber dann sagte er sich immer wieder, dass sie ein Leben in hamaradischer Gefangenschaft auch nicht lange überstehen würden. Im Gegenteil, ihre letzten Tage würden unter der Folter zur Hölle werden.
Die Strukturrisse wurden größer. Jemand klammerte sich an Hornungs Arm: Pira. Die anderen saßen wie erstarrt an ihren Plätzen. Jetzt war nicht einmal mehr Zeit für Schreie. Stoisch blickten die Menschen auf die Schirme und Holos. Alles lief ab wie im Zeitlupentempo. Die Umgebung im Schiff war gespenstisch.
Jacho Hornung glaubte, seine Kameraden als geisterhafte Schemen dasitzen zu sehen, nur mit Pira als einzigem realen Wesen bei sich. Er sah, wie sie den Mund öffnete, aber kein Laut drang an sein Bewusstsein. Sie waren bereits tot, schon lange. Es fehlte nur noch die letzte, wuchtige und ultimate Bestätigung durch die Kanonen der Hamaraden. In diesem Moment spürte Jacho Hornung Piras knabenhaften Körper an dem seinen und klammerte sich an sie wie an einen Anker. In diesem Moment machte er sich zum zweitenmal bereit zum Sterben. In diesem Moment schlugen die Orter abermals an.
Die GOOD HOPE III unter dem Kommando von Jon Cavalieri brach mitten im Kurryan-System aus dem Hyperraum und ortete. Sofort war Cavalieri, normalerweise der Ortungschef des Schiffes, klar, wo die ALVAREZ in der Patsche saß. Er sah die Impulse der zehn Fremdraumer auf seinen Schirmen und vernahm die künstliche Stimme der Syntronik, die jeden Impuls als Hamaradenschiff identifizierte. Die Hamaradenwalzen feuerten ununterbrochen auf einen Punkt an der Oberfläche des zehnten Planeten. Das konnte nur bedeuten, dass dort die ALVAREZ stand. „Ors: Funkspruch an die ALVAREZ!" befahl Cavalieri dem Funkchef. „Wir kommen zu Hilfe. Feuerleitstelle: Bereithalten zum Angriff auf die Hamaraden! Wir fliegen mitten in diesen Haufen hinein und mischen ihn auf."
„Verstanden!"
Die GOOD HO PE III flog mit Höchstwerten den zehnten Planeten an - direkt auf den Pulk der Walzenschiffe zu. Als sie die Mindestdistanz erreicht hatte, eröffnete sie das Feuer. Die erste Transformbombe wurde abgestrahlt, gleich darauf die zweite. Beide detonierten in den aufs Korn genommenen Hamaradenraumern. Die Schiffe explodierten in grellen Lichterscheinungen, die sich ringförmig über die Umgebung ausbreiteten. Die GOOD HOPE wurde leicht erschüttert. Schon war die nächste Transformbombe unterwegs, dann die übernächste. Noch einmal wiederholte sich das Schauspiel.
Jetzt waren es nur noch sechs Gegner, und
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