1975 - Sonnenecho
auf den möglichen Transfer vorzubereiten. Du weißt, was wir erreichen wollen. Vincent Garron soll dazu animiert werden, seinen Geist auf einen der beiden Avataras zu übertragen. Du mußt sie so einrichten, daß sie für einen solchen Prozeß offen sind und keinen Widerstand leisten."
„Wäre es nicht sinnvoll, Vincent Garron in erster Linie den Avatara Vier anzubieten?" schlug Arnulf Rohmer vor. „Ich meine, wo er ..."
„Es wäre mir lieber, wenn Vincent die Auswahl hätte", unterbrach Myles ihn. „Welche Unterstützung kannst du durchführen?"
„Was ich tun kann, ist bereits geschehen", antwortete Arnulf Rohmer. „Ich habe die Pikosyns ebenso wie die Bioponverbindung der Avataras desaktiviert. Sie sind jetzt bis auf biomotorische Abläufe völlig inaktiv.
Das heißt, sie können einfachen Kommandos gehorchen, wie etwa Geh hierhin oder dahin. Aber sie können nicht mehr initiativ sein."
Man hatte den Eindruck, daß Arnulf Rohmer wußte, worüber er referierte. Tuyula erinnerte sich, wie Ronald Tekener sich bedauernd darüber geäußert hatte, daß die Siganesen zur Betreuung der Avataras nicht zur Verfügung standen. Seiner Aussage zufolge waren Domino Ross und seine Kameraden zur Entwicklung eines Gerätes hinzugezogen worden, das die ASP-Netze der Algiotischen Wanderer neutralisieren sollte.
ASP stand für „Anti-Psi-Reflektor". Das waren jene Netze, mit denen die Algioten die parapsychische Beeinflussung durch Gharrer abwehren konnten.
Arnulf Rohmer war ‘ein jugendlich wirkender Mann von durchschnittlicher Erscheinung. Zumindest wirkte er auf Tuyula alltäglich. Sie dachte, daß die Avataras bei ihm gut aufgehoben waren und er die Siganesen vergessen lassen konnte.
„Das geht wohl so völlig in Ordnung", sagte Myles und nickte bekräftigend. Er wandte sich wieder dem Bluesmädchen zu. „Von dir erwarte ich, daß du deine Affinität zu Vincent voll ausspielst."
„Ich kann ohnehin an nichts anderes als an ihn denken", sagte Tuyula. „Aber bisher hat ihm das nicht geholfen. Und seine Ausstrahlung wird immer schwächer. Er ist dem Tode nahe ..."
Myles winkte ab. „Das ist dein subjektives Gefühl, Tuyula. Tatsächlich ist seine Hypersenke noch einigermaßen stabil, das haben wir mit dem Hyperraum-Resonator orten können. Er wird wohl bereits so sehr geschwächt sein, daß er nur begrenzt über seine parapsychischen Fähigkeiten verfügen kann."
Er machte eine Pause, und Tuyula dachte, daß damit seine Ausführungen beendet seien.
„Aber Vincent ist immerhin noch in der Lage, den Kontakt zu den Guan a Var aufrechtzuerhalten", fuhr er dann doch fort. „Wir haben niederfrequente Hypersignale angemessen, die zwischen Skoghal und der vermuteten Hypersenke ausgetauscht werden. Und zwar nach beiden Seiten. Diese Signale sind keine Zufallsergebnisse irgendwelcher natürlichen Hypervorgänge, sondern sind gezielt und haben eine wiederkehrende Rhythmik. Darum sind wir sicher, daß es sich dabei um eine Art Sprache der Guan a Var handelt, in der sich Eincent mit ihnen unterhält. Es handelt sich dabei jedenfalls nicht um Telepathie, wie Garron gemeint hat. Soweit die Hintergründe. Wir werden nun versuchen, mit dem Hyperraum-Resonator eine Brücke zu dieser Hypersenke zu schlagen."
„So tu es doch endlich!" herrschte Tuyula ihn an, die diese Erklärungen für höchst überflüssig hielt.
Statt vieler Worte sollte Kantor endlich handeln!
Der Wissenschaftler ließ sich von diesem Gefühlsausbruch in keiner Weise beeindrucken. Er wußte, was zu tun war, und er tat es gewissenhaft und dennoch mit der gebotenen Eile. Wenn Vincent Garron mit seiner Methode zu helfen wag, dann spielten ein paar Minuten auch keine Rolle mehr. Zuviel Zeit durfte man sich aber nicht lassen.
Er führte die beiden Androiden zu den Kontursesseln am Schirmfeld und bat auch Tuyula Azyk und Arnulf Rohmer dort Platz zu nehmen. Rohmer, damit er eingreifen konnte, wenn etwas schieflief, Tuyula, damit sie sich entspannt auf Vincent Garron konzentrieren konnte.
Das Bluesmädchen hatte einen phantastischen Ausblick auf Skoghal. Aber die Vorgänge innerhalb der Sonnenatmosphäre lenkten sie zu sehr ab, als daß sie ihrer Konzentration förderlich gewesen wären. Die hoch aufschießenden Protuberanzen, die sich unter dem Diktat der Magnetfelder zu Brücken krümmten und als Flares explodierten, wo sich die Gasbrücken kreuzten, boten zwar ein überwältigendes Bild, aber sie verursachten Tuyula auch leichtes Unbehagen und zwangen
Weitere Kostenlose Bücher