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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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»Entschuldigung! Verzeihung! Lassen Sie mich durch. Bitte!«
    Draußen auf dem Bürgersteig rannte er nach rechts, zum beleuchteten Zeichen eines leeren Taxis. Er gab dem Fahrer die Adresse von Nevins' Wohnung an.
    Was war passiert? Was, in Gottes Namen, war passiert? Was meinte Carol? Sie haben ihn getötet! Wer hatte ihn getötet? Herrgott!
    Jim Nevins tot? Korruption, ja. Habgier, natürlich. Diebstahl, normal. Aber nicht Mord!
    Die Ampel am New Hampshire Boulevard hatte auf Rot geschaltet, und er glaubte, er müsse den Verstand verlieren. Noch zwei Straßen!
    Das Taxis machte einen Satz, als die Ampel wechselte. Der Fahrer beschleunigte und hielt dann mitten im Block plötzlich an. Die Straße war völlig verstopft. Vor ihnen waren kreisende Lichter zu sehen; der Verkehr war lahmgelegt.
    Adrian sprang aus dem Wagen und bahnte sich, so schnell er konnte, den Weg nach vorn. Auf der anderen Seite der Florida Avenue blockierten Polizeiwagen den Eingang. Streifenbeamte pfiffen, gaben mit phosphoreszierenden orangeroten Handschuhen Zeichen, lenkten den Verkehr nach Westen.
    Er stieß gegen die Blockade. Zwei Polizeibeamte ein paar Meter rechts und links von ihm schrien ihn an.
    »Hier kommt keiner durch, Mister!«
    »Umkehren, Freundchen! Da wollen Sie gar nicht rein!«
    Aber das wollte er schon; er mußte durch. Er duckte sich zwischen zwei Streifenwagen und rannte auf die kreisenden Lichter in der Nähe einer völlig verkeilten Masse aus zerdrücktem Metall und zersplittertem Glas, die Adrian sofort erkannte. Es war Jim Nevins' Wagen. Das, was davon übriggeblieben war.
    Die hinteren Türen einer Ambulanz standen offen. Eine Tragbahre, auf der ein Körper festgeschnallt und mit einer weißen Decke zugedeckt war, wurde von zwei Wärtern von dem Wrack herübergetragen. Ein dritter Mann mit einer schwarzen Arzttasche in der Hand ging daneben.
    Adrian lief auf ihn zu, schob einen Polizisten weg, der ihn aufhalten wollte.
    »Machen Sie mir Platz«, sagte er fest, aber mit zitternder Stimme.
    »Tut mir leid, Mister. Ich darf nicht...«
    »Ich bin Anwalt! Und ich glaube, daß dieser Mann mein Freund ist.«
    Der Arzt hörte die Verzweiflung in seinen Worten und winkte den Beamten weg. Adrian griff nach der Decke. Die Hand des Arztes schoß nach vorn und hielt ihn am Handgelenk fest.
    »Ist Ihr Freund Neger?«
    »Ja.«
    »Hat er Papiere, in denen steht, daß er Nevins heißt?«
    »Ja.«
    »Er ist tot, das können Sie mir glauben. Sie sollten ihn nicht sehen.«
    »Sie verstehen nicht. Ich muß ihn sehen!«
    Adrian zog die Decke zurück. Übelkeit überkam ihn. Das, was er sah, hypnotisierte ihn und erschreckte ihn gleichzeitig. Nevins' Gesicht war halb weggerissen, man sah mehr Blut und Knochen als Fleisch. Die Gegend um die Kehle war halb weggerissen.
    »Jesus!«
    Der Arzt deckte den Toten wieder zu und befahl den Wärtern weiterzugehen. Er war ein junger Mann mit langem, blondem Haar und dem Gesicht eines Knaben. »Setzen Sie sich besser«, sagte er zu Adrian. »Ich hab' ja versucht, es Ihnen zu sagen. Kommen Sie, ich bring Sie zu einem Wagen.«
    »Nein. Nein, danke.« Adrian unterdrückte seine Übelkeit und versuchte durchzuatmen. Aber da war nicht genug Luft. »Was ist geschehen?«
    »Wir kennen noch nicht alle Einzelheiten. Sind Sie wirklich Anwalt?«
    »Ja. Und er war auch mein Freund. Was ist passiert?«
    »Anscheinend ist er nach links abgebogen, um in die Einfahrt dieses Hauses zu fahren. Und dann hat ihn auf halbem Weg ein riesiger Laster mit voller Geschwindigkeit.«
    »Laster?« »Ein Sattelschlepper, so ein schwerer Brummer. Der muß hier durchgerast sein, als wäre das ein Freeway.«
    »Wo ist er?«
    »Das wissen wir nicht. Er hielt ein paar Augenblicke an und hupte wie der Teufel, dann ist er weitergefahren. Ein Zeuge sagte, es sei ein Mietwagen; das stand auf der Seitenfläche. Sie können darauf wetten, daß die Bullen inzwischen überall danach suchen.«
    Plötzlich erinnerte Adrian sich und staunte, daß er dazu imstande war. Er packte den Arzt am Ärmel. »Können Sie mich zu seinem Wagen bringen, vorbei an den Polizisten? Es ist wichtig.«
    »Ich bin Arzt, kein Bulle.«
    »Bitte. Wollen Sie es versuchen?«
    Der junge Arzt atmete tief und nickte dann. »Okay, ich bring Sie hinüber. Aber daß Sie mir keinen Scheiß bauen.«
    »Ich will bloß etwas sehen. Sie sagten, ein Zeuge hätte gesehen, wie der Laster angehalten hat.«
    »Ich weiß, daß er angehalten hat«, erwiderte der blonde Arzt rätselhaft.

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