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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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»Kommen Sie!«
    Sie gingen zu dem Wrack hinüber. Nevins' Wagen war von links getroffen worden, überall hingen Metallfetzen, und die Fenster waren zersprungen. Man hatte den Benzintank mit Schaum bespritzt. Weiße Schaumfetzen waren durch die zersprungenen Fenster ins Wageninnere geflogen.
    »He, Doc, was machen Sie da?« Die Stimme des Polizisten kam müde und verärgert.
    »Kommen Sie schon, junger Mann, zurücktreten. Sie auch!« schrie ein zweiter Streifenbeamter.
    Der junge Arzt hob seine schwarze Tasche. »Gerichtsmedizinische Überprüfung, Leute. Machen Sie mir keinen Ärger, rufen Sie die Station an!«
    »Was?« »Die Pathologie sollen Sie anrufen, verdammt!« Er stieß Adrian nach vorn. »Kommen Sie schon, nehmen Sie die Proben, und dann verschwinden wir hier. Ich bin fertig.« Adrian blickte ins Wageninnere. »Sehen Sie was?« fragte der Arzt interessiert. Das tat Adrian. Nevins' Aktentasche fehlte.
    Sie gingen quer durch den Polizeikordon zu dem Ambulanzwagen.
    »Haben Sie wirklich etwas gefunden?« fragte der junge Arzt.
    »Ja«, antwortete Adrian benommen. Er war nicht sicher, ob er noch klar zu denken vermochte. »Etwas, das hätte dort sein müssen, das aber nicht da war.«
    »Okay. Gut. Jetzt will ich Ihnen sagen, weshalb ich Sie hingebracht habe.«
    »Warum?«
    »Sie haben Ihren Freund gesehen. Ich möchte nicht, daß seine Frau ihn sieht. Sein Gesicht und sein Hals sind von Glassplittern und Metallfragmenten zerrissen.«
    »Ja - ich weiß. Ich hab's gesehen.« Adrian spürte, wie schon wieder Übelkeit in ihm aufstieg.
    »Aber es ist eine ziemlich warme Nacht. Ich glaube, das Fenster an der Fahrerseite war heruntergekurbelt. Beschwören könnte ich es nicht - der Wagen ist schließlich ein Totalschaden -, aber Ihr Freund könnte einen kurzen Schuß aus einer Schrotflinte abbekommen haben.«
    Adrian hob die Augenbrauen. Etwas in seinem Kopf rastete ein. Das, was sein Bruder vor sieben Jahren in San Francisco gesagt hatte, brannte sich in sein Bewußtsein.
    »... dort draußen wird Krieg geführt... die haben echte Feuerkraft!«
    Bei den Papieren in Nevins' Aktentasche befand sich auch die Aussage, die der Offizier in Saigon gemacht hatte. Die Anklage gegen das Eye Corps.
    Und er hatte seinem Bruder fünf Tage Zeit gelassen.
    O Gott! Was hatte er getan?
    Er nahm sich ein Taxi zum Polizeirevier. Seine Papiere, die ihn als Anwalt auswiesen, verschafften ihm ein kurzes Gespräch mit einem Sergeant.
    »Wenn da mehr dahintersteckt, dann werden wir es herausfinden«, sagte der Mann und musterte Adrian mit der ganzen Abscheu, den die Polizei für Anwälte empfand, die hinter Unfällen her waren.
    »Er war ein Freund von mir, und ich habe Grund zu der Annahme, daß das kein gewöhnlicher Unfall war. Haben Sie den Truck gefunden?«
    »Nee. Wir wissen, daß er auf keinem der Highways ist. Die Straßenpolizei sucht danach.«
    »Er war gemietet.«
    »Das wissen wir auch. Die Mietagenturen werden überprüft. Warum gehen Sie nicht nach Hause, Mister?«
    Adrian beugte sich über den Schreibtisch des Sergeants, die Hände auf die Tischkanten gestützt. »Ich glaube nicht, daß Sie mich sehr ernst nehmen.«
    »Wir bekommen auf dieser Station ein Dutzend Unfallberichte pro Stunde. Was, zum Teufel, wollen Sie denn, daß ich tue? Soll ich alles andere liegenlassen und auf einen Fall von Unfallflucht eine halbe Hundertschaft ansetzen?«
    »Ich will Ihnen sagen, was ich möchte, Sergeant. Ich möchte einen Pathologiebericht über sämtliche Schädelverletzungen, die der Tote erlitten hat. Ist das klar?«
    »Wovon reden Sie denn?« erwiderte der Polizeibeamte angewidert. »Schädel... «
    »Ich möchte wissen, wovon dieser Mann in Stücke gerissen wurde.«
23
    Der Zug aus Saloniki hat sein letztes Opfer gefordert, dachte Victor. Er lag im Bett, und die Morgensonne strömte durch die aufs Meer blickenden Fenster des Hauses in North Shore.
    Nichts in aller Welt sprach dafür, daß in seinem Namen weiteres Leben geopfert werden mußte. Enrici Gaetamo war das letzte Opfer, und es gab keine Sorge um jenen Tod.
    Ihm selbst blieb nur noch wenig Zeit. Das konnte er in Janes Augen sehen und in den Augen der Ärzte. Es war zu erwarten gewesen; zu oft war ihm Aufschub gewährt worden.
    Er hatte alles diktiert, was er von jenem Tag im Juli, der ein ganzes Leben zurücklag, wußte. Er hatte vergessene Winkel in seinem Gedächtnis abgesucht, die Narkotika abgelehnt, die seinen Schmerz hätten betäuben können, weil sie ebenso auch

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