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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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die Erinnerung betäubt hätten.
    Die Kassette von Konstantin mußte gefunden werden, verantwortungsvolle Männer mußten ihren Inhalt auswerten. Was es zu verhindern galt, war die Gefahr - so fern sie auch sein mochte -, daß man sie zufällig entdeckte, daß es unbeabsichtigt dazu kam, daß ihr Inhalt publik wurde. Diesen Auftrag würde er seinen Söhnen erteilen. Saloniki war jetzt ihre Aufgabe. Die Geminis. Sie würden das tun, was er nicht konnte: die Kassette von Konstantin finden.
    Aber ein Stück des Puzzlespiels fehlte. Er mußte es finden, ehe er mit seinen Söhnen sprach. Was wußte Rom? Wieviel hatte der Vatikan erfahren? Dies war der Grund, weshalb er einen Mann gebeten hatte, ihn an diesem Morgen zu besuchen. Einen Priester namens Land, der Monsignore aus der Erzdiözese New York, der ihn vor Monaten im Krankenhaus besucht hatte.
    Fontine hörte die Schritte vor der Tür, die leisen Stimmen von Jane und dem Besucher.
    Der Priester war eingetroffen.
    Die schwere Tür öffnete sich lautlos. Jane führte den Monsignore herein, ging wieder hinaus und schloß die Tür zur Halle hinter sich. Der Priester stand mitten im Zimmer, ein ledergebundenes Buch in der Hand.
    »Danke, daß Sie gekommen sind«, sagte Victor.
    Der Priester lächelte. Er tippte auf den Umschlag des Buches. »Eroberung mit Barmherzigkeit. Im Namen Gottes. Die Geschichte der Fontini-Cristis. Ich hatte gedacht, das würde Sie vielleicht freuen, Mr. Fontine. Ich habe das Buch vor Jahren in einer Buchhandlung in Rom entdeckt.«
    Der Monsignore legte das Buch auf den Nachttisch. Sie schüttelten sich die Hand; jeder versuchte, den anderen einzuschätzen, das war Victor klar.
    Land war allerhöchstens fünfzig Jahre alt. Er war mittelgroß und breit gebaut. Seine Züge waren scharf geschnitten, anglikanisch, seine Augen haselnußbraun unter buschigen Brauen, die dunkler als sein kurzes, grau werdendes Haar waren. Ein angenehmes Gesicht mit intelligenten Augen.
    »Ein Produkt der Eitelkeit, muß ich leider sagen. Eine Angewohnheit von zweifelhaftem Wert, die um die Jahrhundertwende sehr verbreitet war. Nur eine Auflage, und die ist seit langem vergriffen. In italienischer Sprache...«
    »Ein fast verschwundener Dialekt aus dem Norden«, führte Land den Faden weiter. »Hochvictorianisch hätte man im Englischen vielleicht gesagt, antiquiert.«
    »Davon scheinen Sie mehr zu verstehen als ich. Meine Sprachkenntnisse reichen nicht so weit.«
    »Für Loch Torridon genügten sie aber«, sagte der Priester.
    »Ja, das schon. Bitte, setzen Sie sich, Monsignore Land.« Victor wies auf den Stuhl neben dem Bett. Der Priester setzte sich. Die zwei Männer sahen einander an. Dann begann Fontine: »Sie haben mich vor einigen Monaten im Krankenhaus besucht. Warum?«
    »Ich wollte den Mann kennenlernen, dessen Leben ich so gründlich studiert hatte. Kann ich offen sprechen?«
    »Sie wären heute morgen nicht hierhergekommen, wenn Sie das nicht vorhätten.«
    »Man hatte mir gesagt, Sie würden vielleicht sterben. Ich war so anmaßend zu hoffen, Sie würden mir erlauben, Ihnen die letzte Ölung zu geben.«
    »Das ist offen. Und das war anmaßend.«
    »Das habe ich bemerkt. Deshalb bin ich nie zurückgekehrt. Sie sind ein höflicher Mann, Mr. Fontine. Aber Sie konnten ihre Gefühle nicht verbergen.«
    Victor musterte das Gesicht des Priesters. Er las in ihm dieselbe Sorge, an die er sich von dem letzten Besuch erinnerte. »Warum haben Sie mein Leben studiert? Ermittelt der Vatikan immer noch? Hat man nicht Donattis Plan zurückgewiesen?«
    »Der Vatikan ist immer mit Studien beschäftigt. Mit Untersuchungen. Das hört nie auf. Und Donatti ist nicht nur zurückgewiesen worden. Man hat ihn exkommuniziert und seinen sterblichen Überresten das katholische Begräbnis verweigert.«
    »Sie beantworten meine zwei letzten Fragen, nicht die erste. Weshalb Sie?«
    Der Monsignore schlug die Beine übereinander und verschränkte die Hände über den Knien. »Ich bin Historiker, politisch und gesellschaftswissenschaftlich. Anders ausgedrückt, ich suche unvereinbare Beziehungen zwischen der Kirche und ihrer Umgebung in bestimmten Zeitperioden.« Land lächelte, sein Blick wirkte nachdenklich. »Der ursprüngliche Grund für diese Arbeit war es, den Wert der Kirche und den Fehler all derer zu beweisen, die sich ihr entgegenstellten. Aber ich habe nicht überall nur Werte gefunden. Ganz bestimmt nicht in den zahllosen Fehlurteilen oder den unmoralischen Handlungen, die ich

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