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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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hatte, dann wäre er jetzt eine einzige blutige Masse gewesen. So blutete er nur leicht am Hals und an den Armen.
    Und dahinter, durch die Rauchwolken und die zersplitterten Überreste des Fensters, konnte er das metallische Schnappen des Karabiners hören. Goldoni hatte nachgeladen. Er setzte sich auf, den Rücken gegen das steinerne Fundament des Hauses gestützt. Er strich an seinem linken Arm entlang und entfernte von dem Glas, soviel er konnte. Er spürte an seinem Hals einige Rinnsale von Blut.
    Da saß er, schweratmend, bemüht, wieder ins Lot zu kommen. Und dann rief er erneut. Goldoni konnte ihn hier unmöglich erreichen. Der tote Winkel zwischen der finsteren Ecke und dem Fenster schützte ihn. Sie waren zwei Gefangene, der eine darauf erpicht, den anderen zu töten, von einer unsichtbaren, nicht zu erkletternden Mauer in Schach gehalten.
    »Hören Sie mir zu! Ich weiß nicht, was man Ihnen gesagt hat, aber es ist nicht wahr! Ich bin nicht Ihr Feind!«
    »Animale!« schrie Goldoni drinnen. »Ich mach' Sie kalt!«
    »Warum, um Gottes willen? Ich will Ihnen nichts zuleid tun!«
    »Sie sind Fontini-Cristi! Ein Frauenmörder! Ein Entführer von Kindern! Animale!«
    Er war zu spät gekommen. Der Killer hatte Champoluc vor ihm erreicht.
    Aber der Killer war immer noch auf freiem Fuß. Er hatte noch eine Chance.
    »Zum letztenmal, Goldoni«, sagte er diesmal ohne zu schreien. »Ich bin Fontini-Cristi, aber ich bin nicht der Mann, den Sie töten wollen. Ich bin kein Frauenmörder, und ich habe keine Kinder entführt. Ich kenne den Mann, von dem Sie sprechen, doch das bin ich nicht. Das ist so klar und so einfach, wie ich es ausdrücken kann. Jetzt werde ich mich vor dem Fenster aufrichten. Ich habe keine Schußwaffe - ich habe nie eine besessen. Wenn Sie mir nicht glauben, dann denke ich, werden Sie schießen müssen. Ich habe keine Zeit, noch länger mit Ihnen zu streiten. Und ich glaube, Sie haben die auch nicht. Keiner von Ihnen.«
    Adrian stützte sich mit der blutenden Hand am Boden ab und erhob sich unsicher. Langsam trat er vor das zersplitterte Glas des Fensters.
    Alfredo Goldoni rief leise hinaus: »Gehen Sie mit ausgestreckten Armen. Wenn Sie zögern oder stehenbleiben, sind Sie ein toter Mann.«
    Fontine kam aus den Schatten des abgedunkelten Hinterzimmers. Der Mann ohne Beine hatte ihn zu einem Fenster gewiesen, durch das er ins Haus steigen konnte. Der Krüppel riskierte es nicht, die Haustür zu öffnen. Als Adrian aus der Finsternis kam, spannte Goldoni den Hahn seines Karabiners, war bereit zu feuern. Seine Stimme war nur ein Flüstern.
    »Sie sind der Mann und doch sind Sie es nicht.«
    »Er ist mein Bruder«, sagte Adrian leise. »Und ich muß ihn aufhalten.«
    Goldoni starrte ihn stumm an. Schließlich zog er den Hammer des Karabiners vorsichtig zurück und ließ die Waffe neben sich in die Ecke sinken. Dabei ließ er die ganze Zeit Fontine nicht aus den Augen.
    »Helfen Sie mir in meinen Stuhl«, sagte er.
    Adrian saß vor dem Mann ohne Beine, bis zu den Hüften nackt, den Rücken in Reichweite von Goldonis Händen. Der Mann hatte ihm die Glassplitter herausgezogen und dabei eine Alkohollösung benutzt, die brannte und ihren Zweck erfüllte. Die Blutung stockte.
    »In den Bergen ist Blut etwas Wertvolles. Unsere Landsleute im Norden nennen diese Flüssigkeit Leimen. Das ist besser als das Pulver. Ich bezweifle, ob die Ärzte damit einverstanden sind, aber jedenfalls tut sie ihre Wirkung. Ziehen Sie Ihr Hemd wieder an.«
    »Danke.« Fontine stand auf und tat, was der andere ihm aufgetragen hatte. Sie hatten nur kurz gesprochen, nur die Dinge, die gesagt werden mußten. Mit der praktischen Art des Gebirgsbewohners hatte Goldoni Adrian befohlen, die Kleider abzulegen, wo das Glas durchgedrungen war. Ein verwundeter Mann, um den sich keiner kümmerte, war keinem viel wert. Aber seine Rolle als Landarzt milderte weder den Zorn noch den Schmerz, den er empfand.
    »Er ist ein Mann aus der Hölle«, sagte der Krüppel, während Fontine sein Hemd zuknöpfte.
    »Er ist krank, obwohl mir klar ist, daß Ihnen das nichts hilft. Er sucht etwas. Eine Kassette, die irgendwo in den Bergen versteckt liegt. Vor Jahren, vor dem Krieg, hat mein Großvater sie dort hingetragen.«
    »Das wissen wir. Wir haben immer gewußt, daß eines Tages jemand kommen würde. Aber das ist alles, was wir wissen. Wir wissen nicht, wo in den Bergen.«
    Adrian glaubte dem Mann ohne Beine nicht, und doch konnte er dessen nicht sicher

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