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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sein. »Sie sagten, Frauenmörder. Wer?«
    »Meine Frau. Die ist weg.«
    »Weg? Woher wissen Sie, daß sie tot ist?«
    »Er hat gelogen. Er hat gesagt, sie sei die Straße hinuntergerannt. Er habe sie verfolgt und sie gefangen und behauptet, er halte sie im Dorf versteckt.«
    »Das ist möglich.«
    »Das ist es nicht. Ich kann nicht gehen, Signore. Meine Frau kann nicht rennen. Sie hat geschwollene Venen in den Beinen. Sie trägt dicke Schuhe, um im Haus herumzulaufen. Diese Schuhe stehen vor Ihren Augen.«
    Adrian blickte auf die Stelle hinunter, auf die Goldoni zeigte. Ein Paar schwerer, häßlicher Schuhe stand ordentlich neben einem Stuhl.
    »Manchmal tun Leute Dinge, von denen sie nicht glauben, daß sie sie tun können... «
    »Am Boden ist Blut«, unterbrach Goldoni. Seine Stimme zitterte, und er wies auf einen Türbogen ohne Tür. »Der Mann, der sich einen Soldaten nennt, hatte keine Wunden. Gehen Sie! Sehen Sie selbst!«
    Fontine trat in den kleinen Raum. Die Glastüren eines Bücherschranks waren zerschlagen, überall lagen scharfkantige Splitter. Er griff hinein und holte hinter einer der zerschlagenen Türen ein Buch heraus. Er öffnete es. Die mit sauberer Schrift bedeckten Seiten schilderten Kletterpartien in die Berge. Die Daten reichten über 1920 hinaus in die Vergangenheit. Und auf dem Boden neben der Tür war Blut.
    Er war zu spät gekommen.
    Er ging schnell in das Vorderzimmer zurück.
    »Sagen Sie mir alles. So schnell Sie können. Alles.«
    Der Soldat war gründlich gewesen. Er hatte seinen Feind bewegungsunfähig, ihn durch Angst und Panik hilflos gemacht. Der Major vom Eye Corps hatte ganz allein eine Invasion des Capomonti-Gasthofs durchgeführt. Er hatte es schnell getan, ohne dabei eine Bewegung zu vergeuden, hatte Lefrac und die Angehörigen der Familien Capomonti und Goldoni in einem Zimmer im Obergeschoß gefunden, wo sie ihre hastig einberufene Konferenz abhielten.
    Die Tür des Zimmers war aufgeflogen. Ein verstörter Angestellter war so unsanft hindurchgestoßen worden, daß er zu Boden fiel. Hinter ihm kam schnell der Soldat, schloß die Tür, ehe irgendeiner der im Raum Anwesenden wußte, was geschah, und hielt sie alle mit seiner Waffe in Schach.
    Dann hatte der Soldat seine Forderungen gestellt. Zuerst das alte Journal, das einen Ausflug in die Berge beschrieb, der mehr als fünfzig Jahre zurücklag. Und Landkarten. Detaillierte Karten, wie sie die Bergsteiger im Distrikt Champoluc benutzten. Zum zweiten die Dienste entweder von Lefracs Sohn oder seinem achtzehnjährigen Enkel. Einer von beiden sollte ihn in die Berge führen. Zum dritten die Enkeltochter als zweite Geisel. Der Vater des Kindes hatte den Kopf verloren und sich auf den Mann mit der Waffe gestürzt, aber der Soldat verstand sein Handwerk und hatte den Vater überwältigt, ohne einen Schuß abzugeben.
    Der alte Lefrac hatte den Befehl erhalten, die Tür zu öffnen und ein Hausmädchen zu rufen. Man brachte entsprechende Kleidung in das Zimmer, und dann zogen sich die Kinder, dauernd mit der Waffe bedroht, an. Dies war der Augenblick, in dem der Mann aus der Hölle Goldoni sagte, seine Frau sei seine Gefangene. Er sollte zu seinem Haus zurückkehren und allein dort bleiben, seinen Fahrer - den Neffen - wegschicken. Wenn er unterwegs anhielt und die Polizei aufsuchte, würde er seine Frau nie wiedersehen.
    »Warum?« fragte Adrian schnell. »Warum hat er das getan? Warum wollte er, daß Sie allein hier sind?«
    »Er trennt uns. Meine Schwester kehrt mit meinem Neffen in ihr Haus an der Via Sestina zurück, Lefrac und sein Sohn bleiben im Gasthof. Zusammen könnten wir einander mutig machen. Getrennt sind wir verängstigt, hilflos. Man vergißt nicht so leicht eine Pistole, die man einem Kind an den Kopf hält. Er weiß, daß wir allein nichts tun werden, nur warten.«
    Adrian schloß die Augen.
    »Der Soldat ist ein Experte, das muß man sagen.« Goldonis Stimme war leise, sein Haß brennend.
    Fontine blickte zu ihm hinüber.
    Ich bin mit dem Rudel gelaufen - in der Mitte des Rudels -, aber jetzt bin ich nach außen gekommen und werde mich von ihm lösen.
    »Warum haben Sie auf mich geschossen? Wenn Sie mich für ihn hielten - wie konnten Sie da das Risiko eingehen? Ohne zu wissen, was er getan hat.«
    »Ich habe Ihr Gesicht hinter dem Glas gesehen. Ich wollte Sie blenden, nicht töten. Ein toter Mann kann mir nicht sagen, wohin er meine Frau gebracht hat. Oder die Leiche meiner Frau. Oder die Kinder. Ich bin ein

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