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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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guter Schütze. Ich habe ein paar Zentimeter über Ihren Kopf gezielt.«
    Fontine trat an den Stuhl, über den er seine Jacke geworfen hatte, und holte die fotokopierten Blätter mit den Erinnerungen seines Vaters heraus, jenen Erinnerungen, die fünfzig Jahre in die Vergangenheit reichten. »Sie müssen dieses Journal gelesen haben. Können Sie sich erinnern, was in ihm stand?«
    »Sie können ihm nicht folgen. Er wird Sie töten.«
    »Können Sie sich erinnern?«
    »Es war eine Tour, die zwei Tage dauerte, mit vielen Wegen, die wir überquerten. Er könnte überall sein. Er engt den Ort ein, den er sucht. Er reist blind. Wenn er Sie sehen würde, würde er die Kinder töten.«
    »Er wird mich nicht sehen. Nicht, wenn ich ihm zuvorkomme. Nicht, wenn ich auf ihn warte!« Adrian entfaltete die kopierten Seiten.
    »Man hat sie mir vorgelesen. Da ist nichts, was Ihnen hilft.«
    »Da muß aber etwas sein! Es ist hier!«
    »Sie haben unrecht«, sagte Goldoni, und Adrian wußte, daß er nicht log. »Ich habe versucht, ihm das zu sagen, aber er wollte nicht zuhören. Ihr Großvater hat seine Vorkehrungen getroffen, aber der Padrone hat nicht mit dem unerwarteten Tod oder menschlichem Versagen gerechnet.«
    Fontine blickte auf. In den Augen des alten Mannes stand die Hilflosigkeit. Ein Killer war in den Bergen, und er war hilflos. Der Tod würde mit Sicherheit dem Tod folgen, denn seine Frau lebte bestimmt nicht mehr.
    »Was waren das für Vorkehrungen?« fragte Adrian leise.
    »Ich will es Ihnen sagen. Sie sind nicht Ihr Bruder. Wir haben das Geheimnis fünfunddreißig Jahre bewahrt, Lefrac, die Capomontis und wir. Und noch einer - keiner von uns - einer, dessen Tod plötzlich kam, ehe er seine eigenen Vorkehrungen traf.«
    »Wer war das?«
    »Ein Händler namens Leinkraus. Wir haben ihn nicht gut gekannt.«
    »Sagen Sie es mir.«
    »Wir haben all die Jahre darauf gewartet, daß ein Fontini-Cristi kommt.« So begann der Mann ohne Beine:
    Der Mann, den sie - die Goldonis, Lefrac und die Capomontis - erwarteten, würde ganz leise kommen, in Frieden, und die eiserne Kiste suchen, die hoch oben in den Bergen vergraben lag. Dieser Mann würde von der Reise sprechen, die Vater und Sohn vor so vielen Jahren unternommen hatten. Und er würde wissen, daß die Reise in den Goldoni-Journalen aufgezeichnet war - so wie alle das wissen würden, die die Goldonis als Führer benutzten. Und weil jene Klettertour zwei Tage gedauert und über eine beträchtliche Strecke Weges geführt hatte, würde der Mann sich auf eine verlassene Eisenbahnlichtung beziehen, die als Scioc-cezza di Cacciatori bekannt war - Jägers Torheit. Man hatte die Lichtung vor über vierzig Jahren der Natur überlassen, lange bevor die eiserne Kiste vergraben worden war, aber sie hatte existiert, als Vater und Sohn im Sommer 1920 nach Champoluc reisten.
    »Ich dachte, man hätte jenen Lichtungen...«
    »... die Namen von Vögeln gegeben?«
    »Ja.«
    »Den meisten, nicht allen. Der Soldat fragte, ob es eine Lichtung gäbe, die unter dem Namen des Falken bekannt sei. In den Bergen von Champoluc gibt es keine Falken.«
    »Das Gemälde an der Wand«, sagte Adrian mehr zu sich als zu dem anderen.
    »Was?«
    »Mein Vater erinnerte sich an ein Gemälde an einer Wand in Campo di Fiori, ein Gemälde, das eine Jagd zeigte. Er dachte, es könnte eine Bedeutung haben.«
    »Der Soldat sprach nicht davon. Er sprach auch nicht davon, weshalb er die Information suchte, nur daß er sie haben mußte. Er hat mir gegenüber die Suche nicht erwähnt, auch die Journale nicht. Auch nicht den Grund, weshalb die Eisenbahnlichtung wichtig war. Er war so geheimnisvoll. Und er kam ganz eindeutig nicht in Frieden. Ein Soldat, der einen Mann ohne Beine bedroht, ist ein hohler Kommandant. Ich habe ihm nicht vertraut.«
    Alles, was sein Bruder getan hatte, widersprach der Erinnerung an die Fontini-Cristi, so wie diese Leute sie in Erinnerung hatten. Es wäre so einfach gewesen, wenn er offen zu ihnen gewesen wäre, wenn er in Frieden gekommen wäre. Aber dazu war der Soldat nicht imstande. Er befand sich immer im Krieg.
    »Dann ist das Gebiet um diese verlassene Lichtung - Jägers Torheit - der Ort, wo die Kassette vergraben ist?«
    »Vermutlich. Es gibt ein paar alte Wege, die nach Osten führen, zu den weiter oben liegenden Hügelketten. Aber welcher Pfad, welche Kette? Das wissen wir nicht.«
    »Aber es muß doch in den Aufzeichnungen stehen.«
    »Wenn man weiß, wo man nachsehen muß. Der Soldat

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