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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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entdeckt zu werden.« Victor stand auf und streckte dem anderen die Hand hin. »Ich heiße mit Vornamen Vittor - Victor. Und Sie?«
    Der Serbokroate erwiderte den Händedruck kräftig. »Petride. Das ist griechisch. Meine Großmutter war Griechin.«
    »Willkommen in Loch Torridon, Petride Mikhailovic.«
    Während die Tage verstrichen, arbeiteten Victor und Petride zusammen. So gut, daß die Sergeants sie bei den Infiltrationsübungen zusammen gegen überlegene Kräfte einsetzten. Petride erhielt die Erlaubnis, in Victors Baracke zu ziehen.
    Für Victor war es, als wäre einer seiner jüngeren Brüder plötzlich wieder ins Leben zurückgekehrt - neugierig, häufig verblüfft, aber stark und gehorsam. In mancher Hinsicht füllte Petride eine Lücke, linderte den Schmerz seiner Erinnerungen. Wenn es in der Beziehung eine Belastung gab, dann höchstens die des Übermaßes seitens des Serbokroaten. Petride redete viel, stellte stets Fragen, lieferte dauernd unaufgefordert Informationen über sein persönliches Leben und erwartete, daß Victor sich revanchierte.
    Das konnte Fontine über einen bestimmte Punkt hinaus nicht. Er verspürte einfach keine Neigung dazu. Er hatte das Leid von Campo di Fiori mit Jane geteilt, das genügte ihm. Es würde keinen zweiten Menschen geben, dem er das anvertraute. Gelegentlich empfand er es als nötig, Petride Mikhailovic zu tadeln.
    »Du bist mein Freund, nicht mein Priester.«
    »Hattest du einen Priester?«
    »Eigentlich nicht. Das war nur eine Redensart.«
    »Deine Familie war religiös. Das muß sie gewesen sein.«
    »Warum?«
    »Dein eigentlicher Name. >Fontini-Cristi<. Das bedeutet Brunnen von Christus, nicht wahr?«
    »In einer Sprache, die einige Jahrhunderte alt ist. Wir sind nicht im landläufigen Sinn religiös, schon lange nicht mehr.«
    »Ich bin sehr, sehr religiös.«
    »Das ist dein Recht.«
    Die fünfte Woche kam und ging, und von Teague kam immer noch keine Nachricht. Fontine fragte sich, ob man ihn vergessen, ob MI 6 sich das Konzept des »Mißmanagements um jeden Preis« vielleicht anders überlegt hatte. Trotzdem, das Leben in Loch Torridon hatte seine Gedanken von seinen selbstzerstörerischen Erinnerungen abgelenkt. Er fühlte sich jetzt wieder stark und leistungsfähig.
    Die Ausbilder hatten sich für den folgenden Tag etwas ausgedacht, was sie »lange Verfolgung« nannten. Die vier Baracken operierten jede für sich, jede Gruppe übernahm einen Kreisbogen von fünfundvierzig Grad innerhalb eines zehn Meilen weiten Radius von Loch Torridon. Je zwei Männer pro Baracke erhielten fünfzehn Minuten Vorsprung, ehe die übrigen Rekruten die Jagd begannen. Die Aufgabe der Gejagten war es, sich so lange wie möglich von den Jägern nicht fangen zu lassen.
    Es war ganz natürlich, daß die Sergeants die zwei Besten jeder Baracke für den Beginn der Übung auswählten. Victor und Petride waren die ersten Flüchtlinge in Baracke drei.
    Sie rannten den Felshang hinunter zum Wald von Loch Torridon.
    »Tempo!« befahl Fontine, als sie in das dichte Blattwerk des Forstes eindrangen. »Wir gehen nach links. Der Schlamm - tritt in den Schlamm! Brich dabei so viele Zweige, wie du kannst, ab.«
    Sie rannten knappe fünfzig Meter, knickten Äste ab und stampften in den feuchten Korridor aus weicher Erde, der quer durch den Wald führte. Victor erteilte seinen zweiten Befehl.
    »Halt! Das reicht. Und nun ganz vorsichtig. Wir machen noch ein paar Fußabdrücke auf dem trockenen Boden... Das genügt. So und nun rückwärts, du mußt direkt auf die Fußabdrücke treten. Über den Schlamm... Gut. Und jetzt gehen wir zurück.«
    »Zurück?« fragte Petride verwirrt. »Wohin zurück?«
    »An den Waldrand. Wo wir hereingekommen sind. Wir haben noch acht Minuten. Das reicht.«
    »Wofür?« Der Serbokroate sah seinen älteren Freund an, als hätte Fontine den Verstand verloren.
    »Um auf einen Baum zu klettern, wo man uns nicht sieht.«
    Victor wählte eine hochgewachsene schottische Fichte mitten in einer Gruppe niedrigerer Bäume und kletterte bis zum ersten Ästekranz nach oben. Petride folgte ihm, sein jungenhaftes Gesicht strahlte. Beide Männer stiegen drei Viertel der Stammhöhe nach oben und hielten sich dann auf den gegenüberliegenden Seiten des Stammes fest. Die sie umgebenden Zweige boten ihnen Schutz, aber der Boden unter ihnen blieb sichtbar.
    »Wir haben fast noch zwei Minuten übrig«, flüsterte Victor nach einem Blick auf die Uhr. »Tritt die losen Äste weg. Sieh zu, daß

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