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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dein Gewicht gut und sicher abgestützt ist.«
    Zwei Minuten und dreißig Sekunden später kamen ihre Verfolger unter ihnen durch. Fontine beugte sich dem jungen Serbokroaten zu.
    »Wir geben ihnen dreißig Sekunden und klettern dann hinunter. Wir laufen auf die andere Seite des Hügels. Es gibt dort eine Schlucht, die bietet ein gutes Versteck.«
    »Einen Steinwurf vom Startpunkt entfernt!« Petride grinste. »Wie bist du darauf gekommen?«
    »Du hast nie Brüder gehabt, mit denen du spielen konntest. Verstecken war eines unserer Lieblingsspiele.«
    Mikhailovics Lächeln verschwand.
    »Ich habe viele Brüder«, sagte er rätselhaft und wandte den Blick ab.
    Es war weder Zeit, Petrides Worten nachzugehen, noch interessierte Victor sich dafür. Während der letzten acht Tage hatte sich der junge Serbokroate recht seltsam verhalten. Den einen Augenblick mürrisch, dann wieder verspielt, dabei die ganze Zeit Fragen stellend, die die Grenzen einer sechs Wochen dauernden Freundschaft weit überschritten. Fontine sah auf die Uhr. »Ich klettere als erster hinunter. Wenn keiner zu sehen ist, zieh ich an den Ästen. Das ist dann für dich das Signal, mir zu folgen.«
    Unten angelangt, duckten sich Victor und Petride und rannten am Waldrand nach Osten, an den Ausläufern des Hügels entlang. Dreihundert Meter, ein Stück hinter dem Hügel, war ein Felshang, der den Überblick über eine tiefe Schlucht bot. Sie war vor Äonen von einem Gletscher aus den Hügeln herausgegraben worden, ein natürlicher Zufluchtsort. Sie arbeiteten sich quer durch die Schlucht. Schwer atmend ließ Fontine sich in sitzende Haltung hinunter, den Rücken gegen die steinerne Klippe gepreßt. Er knöpfte die Tasche seiner Feldjacke auf und entnahm ihr ein Päckchen Zigaretten. Petride saß vor ihm, seine Beine hingen in die Tiefe. Der Felsvorsprung, auf dem sie saßen, war höchstens zwei Meter breit und vielleicht eineinhalb tief. Wieder sah Victor auf die Uhr. Es war nicht mehr nötig zu flüstern.
    »In einer halben Stunde klettern wir über den Bergkamm und erschrec ken die Lieutenants. Zigarette?«
    »Nein, danke«, antwortete Mikhailovic schroff, den Rücken Fontine zugewandt.
    Sein Ärger war nicht zu übersehen.
    »Was ist denn? Hast du dich verletzt?«
    Petride drehte sich um. Seine Augen bohrten sich in die Victors. »Ja, sozusagen.«
    »Ich will gar nicht versuchen, das zu ergründen. Entweder hast du dich verletzt, oder du hast dich nicht verletzt. Redensarten interessieren mich nicht.« Fontine entschied, daß sie, wenn dies eine von Mikhailovics Depressionsphasen sein sollte, auch ohne Konversation auskommen konnten. Er begann zu argwöhnen, daß Petride Mikhailovic unter seiner großäugigen Unschuld ein recht verstörter junger Mann war.
    »Du wählst dir aus, was dich interessiert, nicht wahr, Victor? Du schaltest die Welt einfach ab, wenn es dir paßt, legst einen Schalter in deinem Kopf um, und dann ist alles leer.« Der Serbokroate starrte Fontine an, während er sprach.
    »Sei still. Schau dir die Landschaft an, rauch eine Zigarette, laß mich in Frieden. Du beginnst mich zu langweilen.«
    Mikhailovic zog langsam seine Beine über den Felsrand, seine Augen hielten Victor immer noch fest. »Du darfst mich nicht einfach wegschicken. Das kannst du nicht. Ich habe meine Geheimnisse mit dir geteilt. Offen und bereitwillig. Jetzt mußt du das gleiche tun.«
    Fontine musterte den Serbokroaten, wurde plötzlich unruhig. »Ich glaube, du verkennst unsere Beziehung. Oder ich habe vielleicht nicht richtig begriffen, was du willst.«
    »Beleidige mich nicht.«
    »Eine Klarstellung... «
    »Meine Zeit ist abgelaufen!« Petride hob die Stimme. Seine Worte formten einen Schrei, während seine Augen immer noch geweitet blieben, unbewegt, starr. »Du bist nicht blind. Du bist nicht taub. Und doch gibst du es vor.«
    »Verschwinde hier«, befahl Victor leise. »Geh zur Startlinie zurück. Zu den Sergeants. Die Übung ist vorbei.«
    »Mein Name«, flüsterte Mikhailovic, der ein Bein unter seinen kräftigen, zusammengekauerten Körper gezogen hatte. »Du hast dich von Anfang an geweigert, darauf einzugehen. Petride!«
    »Das ist dein Name. Ich akzeptiere ihn.«
    »Du hast ihn noch nie zuvor gehört? Ist es das, was du meinst?«
    »Ja. Er hat keinen Eindruck auf mich gemacht.«
    »Das ist eine Lüge. Das ist der Name eines Priesters. Und du kanntest jenen Priester!« Wieder wurde ein Schrei aus diesen Worten, ein Schrei der Verzweiflung.
    »Ich habe

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