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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Bücherregal an der Wand mit dem offenen Kamin. Er holte das Futteral zwischen zwei Büchern heraus, entnahm ihm den Feldstecher, ging ans Fenster und richtete das Glas auf den Wagen.
    Der Priester redete mit jemanden, der auf dem Rücksitz des kleinen Wagens saß. Fontine hatte sonst niemand in dem Austin gesehen. Der Rücksitz lag im Schatten, und er hatte sich ganz auf den Fahrer konzentriert. Er bewegte den Feldstecher etwas und stellte wieder scharf.
    Victor erstarrte. Das Blut schoß ihm in den Kopf.
    Es war ein Alptraum! Ein Alptraum, der sich wiederholte! Ein Alptraum, der sich selbst nährte!
    Die weiße Strähne in dem kurzgestutzten Haar... Er hatte diese weiße Haarsträhne schon einmal gesehen, im Inneren eines Automobils - in einem Licht, das danach in Rauch und Tod ausgebrochen war.
    Campo di Fiori!
    Der Mann auf dem Rücksitz des grauen Austin dort unten auf der Straße war schon einmal auf dem Rücksitz eines anderen Wagens gesessen. Fontine hatte aus der Dunkelheit auf ihn hinuntergeblickt, so wie er jetzt auf ihn hinunterblickte, Hunderte von Kilometern entfernt, in einer Straße in Kensington. Einer der Anführer der Deutschen. Einer der deutschen Henker!
    »Du lieber Gott, du hast mich erschreckt«, sagte Jane, als sie ins Zimmer kam. »Was...«
    »Ruf Teague an! Jetzt gleich!« schrie Victor und ließ den Feldstecher fallen, mühte sich mit dem Kombinationsschloß seiner Aktentasche ab.
    »Was ist denn, Darling?«
    »Tu, was ich dir sage!« Er kämpfte darum, die Kontrolle über sich zu behalten. Die Zahlen kamen, das Schloß sprang auf.
    Jane starrte ihren Mann an. Sie drehte schnell die Wählscheibe.
    Fontine rannte ins Schlafzimmer. Er zog seine Dienstpistole zwischen einem Stapel Hemden hervor, riß sie aus seinem Halfter, rannte ins Wohnzimmer zurück, auf die Tür zu.
    »Victor! Halt! Um Gottes willen!«
    »Sag Teague, er soll herkommen! Sag ihm, ein Deutscher von Campo di Fiori ist unten!«
    Er rannte in den Korridor hinaus, hetzte die schmale Treppe hinunter, schob den Daumen unter den Lauf der Waffe, löste den Sicherungshebel. Als er im ersten Stock angelangt war, hörte er, wie ein Motor aufheulte. Er schrie, sprang mit ein paar langen Sätzen in den Eingangskorridor zur Haustür, riß wütend an dem Knopf, zog die Tür mit solcher Gewalt auf, daß sie gegen die Wand krachte.
    Er rannte hinaus zum Gartentor.
    Der graue Austin fegte die Straße hinunter. Fußgänger liefen auf dem Bürgersteig. Fontine rannte dem Auto hinterher, wich zwei entgegenkommenden Wagen aus, deren Reifen quietschten, als sie bremsten. Männer und Frauen schrien ihn an; Victor verstand. Ein Mann, der um sieben Uhr abends mit einer Pistole in der Hand mitten auf der Straße rannte, war kein alltäglicher Anblick. Aber er durfte sich jetzt nicht mit solchen Gedanken befassen. Es gab nur den grauen Austin und einen Mann auf dem Rücksitz, der eine weiße Strähne im Haar hatte.
    Der Henker.
    Der Austin bog an der Ecke nach rechts! O Gott! Der Verkehr auf der Straße war schwach, nur ein paar Taxis und Privatwagen! Der Austin beschleunigte seine Fahrt, fuhr zu schnell, wand sich zwischen den Fahrzeugen durch. Jetzt fuhr er bei Rot über die Kreuzung, verfehlte nur um Haaresbreite einen Lieferwagen, der ruckartig bremste und ihm die Sicht versperrte.
    Er hatte ihn verloren. Er blieb stehen, sein Herz schlug wie wild. Der Schweiß rann ihm über das Gesicht, und immer noch hielt er die Waffe in der Hand. Aber er hatte nicht alles verloren. Auf dem Zulassungsschild des grauen Austin waren sechs Zahlen gewesen. Vier davon hatte er erkennen können.
    »Das fragliche Automobil ist auf die griechische Botschaft zugelassen. Der Attache, dem es zugeteilt ist, sagt, es müsse im Laufe des späteren Nachmittags aus dem Botschaftsgelände entfernt worden sein.« Teague redete schnell. Er ärgerte sich nicht nur über die mutmaßlich falsche Information, die er erhalten hatte, sondern auch über den ganzen Zwischenfall. Das war ein Hindernis, ein ernsthaftes Hindernis. Die Aktion Loch Torridon konnte in diesem Augenblick keinerlei Störungen dulden.
    »Warum der Deutsche? Wer ist er? Ich weiß, was er ist.« Victor sprach ganz leise, aber ungeheuer eindringlich.
    »Wir setzen jeden Spürhund, dessen wir habhaft werden können, auf seine Spur. Ein Dutzend erfahrene Außendienstleute sehen die Archive durch. Sie gehen Jahre zurück, holen alles heraus, was wir haben. Die Beschreibung, die Sie dem Künstler geliefert haben, war

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