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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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zu werden, zu scheitern. Bezüglich Fontines hatte es keine weiteren Instruktionen mehr gegeben. Er gehörte jetzt MI 6. So einfach war das. Es war gerade, als wollte Brevourt eine möglichst große Distanz zwischen sich, den Italiener und den gottverdammten Zug bringen. Als man Brevourt den Bericht über den Xenope-Priester gab, der sich in Loch Torridon eingeschlichen hatte, gab er nur schwaches Interesse vor und schrieb die ganze Episode einem fanatisierten Einzelgänger zu.
    Für einen Mann, der in seiner Regierung alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um das zu tun, was sie zur Rettung Fontini-Cristis unternommen hatte, war das geradezu unnatürlich. Der Xenope-Priester war kein Einzelgänger gewesen. Das wußte Teague, Brevourt wußte es auch. Der Botschafter reagierte zu offenkundig, zeigte sein plötzliches Desinteresse zu deutlich.
    Und dann sie, Fontines Frau. Als sie aufgetaucht war, hatte Brevourt sich ihre Existenz wie ein echter Mi-Sechser zunutze gemacht. Sie war für ihn eine Art Anker. Man konnte an sie appellieren, sie benutzen. Wenn Fontines Verhalten plötzlich eigenartig wurde, wenn er ungewöhnliche Kontakte suchte oder wahrnahm, die man mit dem Zug aus Saloniki in Verbindung bringen konnte, dann mußte man sie rufen und ihr Instruktionen geben: Alles berichten. Sie war englische Patriotin, sie würde gehorchen.
    Aber niemand hatte auch nur im Traum an eine Ehe gedacht. Das war Mißmanagement um jeden Preis. Einer Geliebten konnte man Instruktionen erteilen, einer Ehefrau erteilte man sie nicht.
    Brevourt hatte die Nachricht mit einem Gleichmut aufgenommen, der wiederum unnatürlich war.
    Etwas ging hier vor, das Teague nicht verstand. Er hatte das unangenehme Gefühl, daß Whitehall MI 6 benutzte, und das bedeutete, daß man auch ihn, Teague, benutzte, Loch Torridon tolerierte, weil die Aktion Brevourt vielleicht zu einem wichtigeren Ziel führen könne als nur der Störung der feindlichen Industrien.
    Zurück zu dem Zug aus Saloniki.
    Es gab also zwei parallel laufende Strategien: Torridon und die Suche nach den Dokumenten des Konstantin. In ersterem ließ man ihn gewähren, aus letzterem schloß man ihn aus.
    Schloß ihn einfach aus und überließ ihm eine verheiratete Abwehrbeamtin - das verletzlichste, was es geben konnte.
    Es war zehn Minuten vor drei Uhr früh. In sechs Stunden würde er mit Fontine nach Lakenheath fahren, um sich von ihm zu verabschieden.
    Ein Mann mit einer weißen Strähne im Haar. Eine Skizze, mit der Tausende von Fotografien und Beschreibungen in Archiven verglichen werden mußten, eine Jagd, die ins Nichts führte. Im Augenblick arbeiteten ein Dutzend MI-6-Leute in den Archiven, führten die Suche weiter. Man würde den Mann, der die Identität schließlich brach, nicht übersehen, wenn Vorzugsposten verteilt wurden.
    Sein Telefon klingelte, erschreckte ihn.
    »Ja?«
    »Hier Stone, Sir. Ich glaube, ich habe etwas.«
    »Ich komme gleich.«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich lieber hinaufkommen. Eigentlich ist es ein wenig verrückt. Ich würde Sie lieber allein sprechen.«
    »Gut.«
    Was hatte Stone gefunden? Was konnte so seltsam sein, daß es selbst hier Vorsichtsmaßnahmen erforderte?
    »Hier ist die Skizze, die Fontine gebilligt hat, General«, sagte Captain Geoffrey Stone, der vor Teagues Schreibtisch stand, und legte das Kohleporträt auf die Schreibunterlage. Zwischen seinem Arm und seiner Brust hatte er etwas ungeschickt einen Umschlag festgeklemmt, über der unbeweglichen, vom Handschuh bedeckten rechten Hand. »Es paßte zu nichts in den Himmler-Akten oder irgendwelchen anderen deutschen -oder mit Deutschen in Verbindung stehenden Quellen inklusive der Kollaborateurskreise in Polen, der Tschechei, Frankreich, dem Balkan und Griechenland.«
    »Und Italien? Was ist mit den Italienern?«
    »Das war unsere erste Überlegung. Gleichgültig, was Fontine in jener Nacht in Campo di Fiori behauptet gesehen zu haben, er ist Italiener. Die Fontini-Cristis haben sich bei den Faschisten Feinde gemacht. Aber wir haben nichts gefunden, niemanden, der auch nur entfernt dem Betreffenden gleicht. Und dann, offen gestanden, Sir, begann ich über den Mann nachzudenken. Seine Ehe. Damit hatten wir doch nicht gerechnet, oder, Sir?«
    »Nein, Captain. Damit hatten wir nicht gerechnet.«
    »Eine kleine Pfarrei in Schottland. Eine Zeremonie im Stil der englischen Hochkirche. Nicht gerade das, was man erwartet hätte.«
    »Warum nicht?«
    »Ich habe in den italienischen

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