1976 - Das Jesus-Papier
wurde dann von Hand zur Seite geschoben. Ein Offizier auf der anderen Seite salutierte.
»Guten Tag, General. Hier unten gibt es keinen Hyacinth-Bericht.«
Teague erwiderte den Gruß mit einem Kopfnicken. »Ich liefere ihn persönlich, Major. Bis auf weitere Anweisung darf nichts entfernt werden. Was steht in bezug auf Colonel Birch in der Dienstliste?«
Der Offizier ging zu einem kleinen Stahlschreibtisch, der an der Wand befestigt war. »Colonel Birch hat sich vorgestern abend um neunzehn Uhr abgemeldet und die Liste abgezeichnet. Er ist morgen früh wieder eingetragen. Um sieben Uhr, Sir.« »Aha. War jemand mit ihm zusammen?«
Wieder blickte der Major in das Buch. »Ja, Sir. Captain Stone, Sir. Er ist gleichzeitig mit ihm gegangen.«
»Danke. Mr. Latham und ich gehen jetzt in Stahlkammer sieben. Kann ich bitte die Schlüssel haben? Und die Kombination.«
»Selbstverständlich.«
Im Inneren der Stahlkammer gab es zweiundzwanzig Aktenschränke. Teague blieb am vierten Schrank an der gegenüberliegenden Wand stehen. Er blickte auf das Blatt mit Ziffern, das er in der Hand hielt, und begann, an dem Kombinationsschloß in der oberen rechten Ecke des Schrankes zu manipulieren. Während er das tat, hielt er das Blatt Latham hin.
»Um Zeit zu sparen«, sagte er brüsk und mit heiserer Stimme. »Suchen Sie den Schrank mit der Brevourt-Akte. B-r-e-v-o-u-r-t. Nehmen Sie sie heraus.«
Latham nahm das Blatt, ging zu der linken Wand zurück und fand den Schrank.
Das Schloß sprang auf. Teague zog die zweite Schublade heraus. Er blätterte schnell in den Papieren.
Dann durchblätterte er sie ein zweites Mal, diesmal langsam, um nichts zu übersehen.
Sie war nicht da. Die Akte Victor Fontine war verschwunden.
Teague schob die Schublade hinein und richtete sich auf. Er sah zu Latham hinüber, der vor der untersten Schublade seines Schrankes kniete und einen offenen Aktendeckel in der Hand hielt. Er starrte ihn an, und sein Gesichtsausdruck war verblüfft.
»Ich habe Sie gebeten, die Akte zu finden, nicht sie zu lesen«, sagte der Brigadier eisig.
»Hier ist nichts zu lesen«, erwiderte Latham leise und entnahm dem Aktendeckel ein einzelnes Blatt Papier. »Nur das hier... Was, zum Teufel, habt ihr Schweine denn getan?«
Das Papier war eine Fotokopie. Es hatte einen schwarzen Rand und unten Platz für Bestätigungsstempel. Beide Männer wußten genau, um was für eine Art Papier es sich handelte.
Ein Exekutionsbefehl. Eine offizielle Erlaubnis, zu töten.
»Wer ist die Zielperson?« fragte Teague mit monotoner Stimme, ohne sich von der Stelle zu bewegen.
»Vittorio Fontini-Cristi.«
»Und wer hat den Befehl gebilligt?«
»Stempel des Foreign Office, Unterschrift Brevourt.«
»Wer noch? Es müssen zwei Unterschriften da sein.«
»Der Premierminister.«
»Und Captain Stone hat den Auftrag...«
Latham nickte, obwohl Teague noch keine Frage gestellt hatte. »Ja.«
Teague atmete tief und schloß einen Moment die Augen. Dann öffnete er sie wieder und sagte: »Wie gut haben Sie Stone gekannt? Seine Methoden?«
»Wir haben achtzehn Monate zusammen gearbeitet. Wir waren wie Brüder.«
»Brüder? Dann darf ich Sie erinnern, Mr. Latham, daß trotz Ihres Ausscheidens aus dem Dienst Sie immer noch zur strikten Geheimhaltung verpflichtet sind.«
15
Teague telefonierte. Seine Sätze waren präzise, seine Stimme war schneidend. »Er war von Anfang an Ihr Mann. Von dem Tag an, da wir ihn in Loch Torridon einsetzten. Seine Verhöre, die endlosen Fragen, Lüboks Name in unseren Akten, die Fallen. Jede Bewegung Fontines wurde Ihnen berichtet.«
»Ich entschuldige mich nicht«, sagte Anthony Brevourt am anderen Ende der Leitung. »Aus Gründen, die Sie gut kennen. >Saloniki< war und ist immer noch von höchster Priorität für das Foreign Office.«
»Ich möchte eine Erklärung für diese Exekutionsorder. Sie ist nie freigegeben, nie berichtet worden...«
»Das sollte sie auch nicht«, unterbrach Brevourt. »Diese Order war eine Art Notbremse. Sie können ja an Ihre persönliche Unsterblichkeit glauben, Brigadier, aber wir tun das nicht. Von Luftangriffen abgesehen, sind Sie Stratege für Geheimoperationen, somit ein potentielles Ziel für ein Attentat. Wenn Sie getötet würden, dann würde diese Order Stone sofortigen Zugang zu Fontini-Cristis Aufenthaltsort ermöglichen.«
»Davon hat Stone Sie überzeugt?«
Es dauerte ein paar Augenblicke, bis der Botschafter antwortete. »Ja. Vor einigen Jahren.«
»Hat Stone
Weitere Kostenlose Bücher