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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Ihnen auch gesagt, daß er Fontine haßt?«
    »Er schätzte ihn nicht. Da war er nicht der einzige.«
    »Ich sagte, haßte! An das Pathologische grenzend.«
    »Wenn Sie das wußten, warum haben Sie ihn dann nicht versetzt?«
    »Weil, verdammt noch mal, er seinen Haß unter Kontrolle hielt. Solange er Grund dazu hatte. Jetzt hat er keinen mehr.«
    »Ich verstehe nicht...«
    »Sie sind ein gottverdammter Narr! Stone hat uns eine Fotokopie hinterlassen, das Original hat er behalten. Sie sind hilflos, und er will, daß Sie das wissen.«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Er läuft mit einem offiziellen Dokument herum, das ihm die Berechtigung gibt, Fontine zu töten. Dieses Dokument jetzt zu widerrufen, wäre sinnlos. Es wäre vor zwei Jahren schon sinnlos gewesen. Er hat das Papier und er ist ein Profi. Er beabsichtigt, den Auftrag auszuführen und jenes Dokument dann an einen Ort zu bringen, wo Sie nicht drankommen. Kann die britische Regierung - können Sie oder der Außenminister oder Churchill selbst diese Exekution rechtfertigen? Würde irgendeiner von Ihnen auch nur etwas dazu sagen wollen?«
    Brevourt antwortete schnell, eindringlich. »Das war eine Maßnahme für den Eventualfall, sonst nichts.«
    »Die beste, die man sich vorstellen konnte«, pflichtete Teague ihm bei. »Erschreckend genug, um selbst Bürokraten aufzurütteln. Und hinreichend dramatisch, um bürokratische Mauern einzureißen. Ich kann Stone förmlich hören, wie er seine Argumente vorträgt.«
    »Man muß Stone finden, ihn aufhalten.« Man konnte Brevourts Atem über die Leitung hören.
    »Womit wir Übereinstimmung erzielt hätten«, sagte der Brigadier müde.
    »Was werden Sie tun?«
    »Zunächst einmal Fontine alles sagen.«
    »Ist das klug?«
    »Es ist fair.«
    »Wir erwarten, daß man uns informieren wird. Wenn nötig, stündlich.«
    Teague blickte geistesabwesend auf seine Wanduhr. Es war neun Uhr fünfundvierzig. Das Mondlicht strömte durch die Fenster; jetzt hinderten es keine Vorhänge mehr daran. »Ich bin nicht sicher, daß das möglich ist.«
    »Was?«
    »Sie sind um eine Stahlkassette besorgt, die man vor fünf Jahren aus Griechenland herausgeholt hat. Ich mache mir Sorgen um das Leben von Victor Fontine und seiner Familie.«
    »Ist es Ihnen eigentlich in den Sinn gekommen«, sagte Brevourt und dehnte dabei seine Wörter in die Länge, »daß die beiden untrennbar miteinander verbunden sind?«
    »Ich nehme Ihre Vermutung zur Kenntnis.« Teague legte auf und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er würde jetzt Fontine anrufen, ihn warnen müssen.
    Es klopfte an seiner Tür.
    »Herein.«
    Harold Latham trat ein, gefolgt von einem der besten Ermittlungsbeamten, den MI 6 aufzuweisen hatte. Ein ehemaliger Scotland-Yard-Mann, Spezialist für Gerichtsmedizin. Er trug einen Aktendeckel in der Hand.
    Noch vor ein paar Wochen hätte Birne Teagues Büro nicht mit brennender Zigarette betreten. Jetzt tat er das; das war wichtig für ihn. Und doch, dachte Teague, hatte Lathams Feindseligkeit nachgelassen. Birne war zuallererst Profi. Daran änderte auch sein Zivilistenstatus nichts.
    »Haben Sie etwas gefunden?« fragte Teague.
    »Kratzer«, sagte Latham. »Vielleicht haben sie etwas zu bedeuten, vielleicht auch nicht. Ihr Mann hier versteht sein Handwerk. Er kann ein Buch auf einer Nadelspitze balancieren.«
    »Er wußte, wo er mich einsetzen mußte«, fügte der Analytiker hinzu. »Er war mit den Gewohnheiten des Betreffenden vertraut.«
    »Was haben Sie gefunden?«
    »Nichts im Gebäude, sein Büro war sauber. Nichts als Arbeitspapiere, Akten, die für die Verbrennungsöfen bestimmt waren, alles einwandfrei. In seiner Wohnung sah es anders aus. Er war ein gründlicher Bursche. Aber die Art und Weise, wie die Kleiderbügel im Schrank hingen, die Wäsche in seiner Kommode, die Toilettenartikel... Alles deutet darauf hin, daß Stone seine Abreise schon eine Zeitlang geplant hatte.«
    »Ich verstehe. Und diese Kratzer?«
    Darauf antwortete Birne. Der Profi in ihm verlangte nach Anerkennung. »Stone hatte eine unangenehme Angewohnheit. Er pflegte sich im Bett Notizen zu machen. Worte, Figuren, Pfeile, Namen, Klammern - ich nenne es einfach Kritzeleien. Aber ehe er einschlief, riß er die Blätter ab und verbrannte sie. Wir fanden einen Schreibblock auf seinem Nachttisch. Natürlich nichts darin. Aber der Mann vom Yard hier wußte, was zu tun war.«
    »Es gab Eindrücke, Sir. Es war nicht schwierig, wir haben sie uns mit dem Spektrografen angesehen.«

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