Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
schlagen, wieder zurückkehren in den Garten, zum hinteren Ende des Hauses. Er würde durch eine der Hoftüren hereinkommen und darauf warten, daß der Engländer kam.
    Stone würde in die Falle gehen.
    Die Minuten schleppten sich dahin. Geistesabwesend zog Fontine die Schubladen im Schreibtisch seines Vaters auf. Er fand Wehrmachtsformulare und legte sie methodisch Blatt neben Blatt, ein Patiencespiel mit riesigen Spielkarten.
    Er wartete.
    Zuerst hörte er nichts. Er fühlte nur, daß jemand im Raum war. Es war ein unverkennbares Gefühl, erfüllte die Luft zwischen ihm und dem Eindringling. Dann drang das Ächzen einer Dielenbohle durch die Stille, gefolgt von zwei Schritten, selbstbewußt, ohne den geringsten Versuch, das Geräusch zu verdecken. Fontines Hand griff nach der Waffe.
    Plötzlich flog aus der Dunkelheit ein heller Gegenstand durch den Schatten auf ihn zu. Victor zuckte zusammen, als der Gegenstand sichtbar wurde - ein Gegenstand, von dem Blutstropfen herunterfielen. Dann ein Klatschen - Fleisch gegen Holz -, und das scheußliche Ding traf auf die Tischplatte und rollte seine Obszönität in den Lichtkegel der Lampe.
    Fontine stieß in einem Augenblick totalen Ekels den Atem aus.
    Der Gegenstand war eine Hand. Eine abgeschnittene Hand, brutal über dem Gelenk vom Arm getrennt. Die Finger waren alt und welk und in ihrer krampfartigen Verzerrung wie Klauen, die Sehnen in dem Augenblick zusammengezogen, als man die Hand vom Arm getrennt hatte.
    Es war die Hand Guido Barzinis. Von einem Irren geworfen, der die seine an einem Pier von Celle Ligure verloren hatte.
    Victor schoß aus dem Sessel hoch, unterdrückte den Ekel, der in ihm aufwallte, griff nach der Waffe.
    »Nicht anfassen! Wenn Sie es tun, sind Sie tot!« Stone stieß die Worte in Englisch hervor. Er kauerte auf der anderen Seite des Raumes im Schatten hinter einem hochlehnigen Armsessel.
    Victor zog die Hand zurück. Er mußte sich zum Nachdenken zwingen. Zum Überleben. »Sie haben ihn getötet.«
    »Man wird ihn im Wald finden. Seltsam, daß ich ihn dort fand, nicht wahr?«
    Fontine stand reglos da und nahm die schreckliche Nachricht in sich auf, unterdrückte alle Gefühle. »Noch seltsamer«, sagte Victor leise, »daß Ihre Korsen ihn nicht fanden.«
    Stones Augen reagierten, nur ein Flackern des Erkennens, aber doch eine Reaktion. »Das war Ihr Spaziergang. Ich habe mich schon gefragt...« Der Engländer nickte langsam. »Ja, das ginge. Sie hätten sie erledigen können.«
    »Nicht ich. Das waren andere.«
    »Tut mir leid, Fontine. Das paßt nicht.«
    »Wie können Sie so sicher sein?«
    »Weil Sie, wenn es andere gab, nicht einen alten Mann für diesen letzten Auftrag eingesetzt hätten. Das ist dumm. Sie sind ein arroganter Hundesohn, aber dumm sind Sie nicht. Wir sind allein. Nur Sie und ich und diese Kiste. Die muß in einem verdammten Loch gesteckt haben. Genügend Leute haben Sie gesucht.«
    »Dann haben Sie Ihren Handel mit Donatti gemacht?«
    »Das glaubt er. Seltsam, nicht wahr? Sie haben mir alles weggenommen. Ich bin aus Liverpool herausgekrochen und hab' mich hinaufgearbeitet, und Sie haben mir das alles weggenommen, an einem Scheißpier bei den verdammten Itakern, vor fünf Jahren. Und jetzt habe ich alles zurück und noch ein bißchen mehr. Vielleicht halte ich die größte Versteigerung ab, von der je einer gehört hat.«
    »Was wollen Sie denn versteigern? Alte Jagdpreise? Ein paar Riemen und Geschirrstücke? Verblaßte Urkunden?«
    Stone ließ den Hammer seiner Waffe knacken. Sein schwarzer Handschuh schlug auf die Stuhllehne, seine Augen bohrten sich in die Finsternis. »Machen Sie keine Witze!«
    »Keine Witze. Ich bin nicht dumm, das haben Sie doch selbst gesagt. Und Sie haben keine Chance, diesen Abzug durchzudrücken. Sie haben nur eine einzige Chance, den Inhalt jener Kassette zu liefern. Wenn Sie das nicht tun, kann man leicht eine weitere Exekutionsorder ausstellen. Jene mächtigen Männer, die Sie vor fünf Jahren angeheuert haben, mögen keine peinlichen Spekulationen.«
    »Halten Sie den Mund!« Stones klauenartige Hand unter dem schwarzen Leder krachte erneut auf die Stuhllehne herunter. »Bei mir funktioniert diese Taktik nicht, du Itakerschwein! Ich habe diese Taktik benutzt, ehe Sie überhaupt von Loch Torridon gehört haben.«
    »Loch Torridon basierte auf Irrtum, Fehlkalkulation, Mißmanagement um jeden Preis. Das war doch seine Basis. Erinnern Sie sich?« Fontine trat einen Schritt zurück, stieß den

Weitere Kostenlose Bücher