Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
neben der Motorhaube stand. Seine Stimme klang respektvoll. Und ein wenig verängstigt.
    »Ich bin geehrt, Padrone.«
    »Sie dürfen nach Hause gehen, nach Laveno«, sagte Fontine zu ihm. »Nehmen Sie die nördliche Straße, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Das werden Sie ja wahrscheinlich ohnehin tun. Das ist der kürzere Weg.«
    »Bei weitem der kürzeste, Signore. Danke, Signore.«
    »Bei den Stallungen warten vielleicht zwei Freunde auf mich. Haben Sie keine Angst, ich habe sie gebeten, durch das nördliche Tor zu fahren. Wenn Sie sie sehen, dann sagen Sie ihnen bitte, daß ich gleich hinkomme.«
    »Natürlich, Padrone.« Der Nachtwächter nickte und stieg schnell die Marmortreppen hinunter bis zum Einfahrtsweg. Im Schatten bei den Büschen stand sein Fahrrad. Er stieg auf und fuhr in die Dunkelheit hinein, auf die Stallungen zu.
    »Schnell«, sagte Victor und wandte sich zu Barzini. »Sind die Telefone noch genauso, wie sie waren? Gibt es immer noch eine Leitung, die das Haus mit den Stallungen verbindet?«
    »Ja. Eines im Arbeitszimmer Ihres Vaters und eines in der Halle.«
    »Gut. Geh hinein und schalte alle Lichter ein. In der Halle und im Speisesaal. Dann gehst du ins Arbeitszimmer zurück, schaltest aber kein Licht ein. Bleib an einem Fenster stehen. Wenn ich bei deinen Freunden bin, werde ich dich vom Stall aus anrufen und dir sagen, was du tun sollst. Bald werden die Korsen erscheinen, zu Fuß, da bin ich sicher. Achte auf kleine Taschenlampen. Sag mir, was du siehst.«
    »Jawohl. Padrone?«
    »Ja?«
    »Ich habe keine Pistole. Waffen sind verboten.«
    »Nimm die meine.« Victor griff in seinen Gürtel und zog seine Smith & Wesson heraus. »Ich glaube nicht, daß du sie brauchst. Schieß nur, wenn dein Leben davon abhängt.«
    Dreißig Sekunden später leuchteten die Lichter in der großen Halle durch die Mosaikfenster über dem breiten Eingangsportal. Victor rannte am Haus entlang und wartete an der Ecke. Die Kronleuchter im Speisesaal wurden eingeschaltet. Der ganze nördliche Teil des Hauses war ein Lichtermeer, der Südflügel lag in Dunkelheit.
    Auf der Straße waren immer noch keine Lebenszeichen wahrzunehmen; keine Taschenlampen, keine Fackeln oder Streichhölzer. Es war so, wie es sein sollte. Stone war ein Profi. Wenn er sich bewegte, würde er das mit äußerster Vorsicht tun.
    Sollte er ruhig. Er würde sich auch mit äußerster Vorsicht bewegen.
    Victor rannte auf den nördlichen Weg zu den Stallungen. Er lief geduckt und vorsichtig, lauschte nach ungewöhnlichen Geräuschen. Es war möglich, daß Stone sich dazu entschlossen hatte, durch das Nordtor hereinzukommen, aber das war unwahrscheinlich. Stone war ungeduldig. Er würde schnell kommen, dicht hinter ihm, und würde die Ausgänge abriegeln.
    »Partigiani. Ich bin es, Fontini-Cristi.« Victor hatte den Reitweg hinter den Stallungen erreicht. Die paar Pferde, die noch da waren, waren alt und müde.
    »Signore.« Das Flüstern kam aus dem Gehölz zur Rechten des Reitwegs. Fontine ging darauf zu. Plötzlich schoß von der gegenüberliegenden Seite ein Lichtstrahl herüber. Von links. Eine zweite Stimme meldete sich.
    »Bleiben Sie stehen! Nicht umdrehen!«
    Er spürte die Hand des Mannes hinter sich im Kreuz, sie hielt ihn fest. Der Lichtstrahl wanderte über seine Schulter, leuchtete ihm ins Gesicht, blendete ihn.
    »Das ist er«, sagte die Stimme in der Finsternis.
    Die Taschenlampe wurde weggenommen. Fontine blinzelte und rieb sich die Augen, versuchte, das Nachglimmen des Lichtes auszulöschen. Der Partigiano kam aus der Dunkelheit. Er war ein großer Mann, fast so groß wie Victor, und trug eine abgetragene amerikanische Uniformjacke. Der zweite Mann kam von hinten; er war viel kleiner als sein Kollege und hatte einen mächtigen Brustkasten.
    »Warum sind wir hier?« fragte der Große. »Barzini ist alt und denkt nicht mehr klar. Wir haben uns bereit erklärt, auf Sie aufzupassen, Sie zu warnen - sonst nichts. Das tun wir, weil wir Barzini viel schulden. Und um der alten Zeiten willen. Die Fontini-Cristi haben gegen die Faschisten gekämpft.«
    »Danke.«
    »Was wollen die Korsen? Und dieser Engländer?« Der zweite Mann stellte sich neben seinen Freund.
    »Etwas, von dem sie glauben, daß ich es habe, aber ich habe es nicht.« Victor hielt inne. Von den Stallungen her war ein weiches, müde klingendes Schnauben zu hören und gleich darauf ein paar Hufschläge. Die Partisanen hörten es auch; sie schalteten sofort die Taschenlampen

Weitere Kostenlose Bücher