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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sprechen. Dann gehen wir die Straße hinunter.«
    Seine Vermutung bestätigte sich. Stone hatte beide Straßen und den Garten gesichert. Und die Korsen hatten keine Chance. Die Messer der Partisanen beendeten ihr Leben.
    Sie trafen sich am Stall. Fontine war sicher, daß Stone ihn von der Böschung her beobachtet hatte. Das Opfer schritt jetzt über den Hinrichtungsplatz. Die Rückkehr bereitete Schmerzen. Loch Torridon hatte sie beide gelehrt, Reaktionen vorherzusehen. Das war eine Waffe.
    »Wo ist Ihr Wagen?« fragte Victor die Partigiani.
    »Vor dem nördlichen Tor«, erwiderte der Große.
    »Ich danke Ihnen. Bringen Sie ihren Freund zu einem Arzt. Barzini wird wissen, wo ich meine Dankbarkeit in konkreter Form zum Ausdruck bringen kann.«
    »Wollen Sie den Engländer selbst haben?«
    »Das wird keine Schwierigkeiten bereiten. Er ist ein Mann mit nur einer Hand ohne seine Corsi. Barzini und ich wissen, was zu tun ist. Gehen Sie zum Arzt.«
    »Wiedersehen, Signore«, sagte der Große. »Unsere Schuld ist abgetragen. Gegenüber dem alten Barzini. Gegenüber Ihnen vielleicht. Die Fontini-Cristi waren einmal gut zu diesem Land.«
    »Vielen Dank.«
    Die Partisanen nickten ein letztes Mal und eilten schnell in die Dunkelheit hinein, auf das nördliche Tor zu. Fontine ging den Reitweg hinunter und betrat die Stallungen durch eine Seitentür. Er ging an den Boxen vorbei, vorbei an den Pferden und Barzinis kleinem Schlafraum, in den Sattelraum. Er fand eine Holzkiste und füllte sie mit Riemen und Zaumzeug und ein paar vergilbten Ehrenurkunden von den Wänden. Dann ging er zum Telefon an der Tür und drückte den Knopf.
    »Alles in Ordnung, alter Freund.«
    »Gott sei Dank.«
    »Was ist mit dem Engländer?«
    »Er wartet auf der anderen Seite der Zufahrt im hohen Gras. Auf der Böschung. Derselben...« Barzini verstummte.
    »Ich verstehe. Ich gehe jetzt los. Du weißt, was zu tun ist. Denk daran, du mußt an der Tür ganz langsam und deutlich sprechen.
    Der Engländer hat in den letzten Jahren nicht mehr italienisch gesprochen.«
    »Alte Männer sprechen lauter als sie müssen«, sagte Barzini ein wenig belustigt. »Weil wir schlecht hören. Also müssen das alle anderen auch.«
    Fontine legte den Hörer auf und überprüfte die Pistole, die die Partisanen ihm zurückgelassen hatten. Sie hatten sie dem einen toten Korsen weggenommen. Er schraubte den Schalldämpfer ab und steckte die Waffe ein. Dann nahm er die Kiste und ging zur Tür hinaus.
    Er ging langsam die Straße zur Zufahrt hinunter. Vor der Treppe im Licht, das von den Fenstern herausfiel, blieb er stehen, ruhte seinen Arm etwas aus und ließ damit erkennen, daß die Kiste vielleicht schwerer war, als man ihrer Größe nach annehmen durfte.
    Dann stieg er die Stufen hinauf zu der schweren Eichentür und tat das Natürlichste, das ihm in den Sinn kam: er trat nach der rechten Tür.
    Sekunden später wurde die Tür von Barzini geöffnet. Was sie redeten, war einfach und ohne Krampf. Der alte Mann sprach deutlich.
    »Sind Sie auch ganz sicher, daß ich Ihnen nichts bringen soll, Padrone? Eine Kanne Tee vielleicht oder Kaffee?«
    »Nein, danke, alter Freund. Geh schlafen. Wir haben morgen viel zu tun.«
    »Gut, dann kriegen die Pferde heute früh zu fressen.« Barzini ging an Victor vorbei zur Treppe und stieg hinunter. Er bog nach links in Richtung auf die Stallungen.
    Victor stand in der großen Halle. Alles war so, wie es gewesen war. Die Deutschen hatten sich darauf verstanden, Schönes nicht zu zerstören. Er bog in den dunklen Südflügel, in den riesigen Empfangssaal, auf die Tür zum Arbeitszimmer seines Vaters zu. Als er durch den vertrauten Raum ging, spürte er, wie ihm der Atem stockte.
    Er betrat das Arbeitszimmer seines Vaters, Savarones Allerheiligstes. Er hielt sich in der Dunkelheit instinktiv nach rechts. Der riesige Schreibtisch stand, wo er immer gestanden hatte. Er stellte die Kiste ab und knipste die Lampe mit dem grünen Schirm an, an die er sich erinnerte. Es war dieselbe Lampe. Nichts hatte sich verändert.
    Er setzte sich in den Sessel seines Vaters und holte die Pistole aus der Tasche. Er legte sie auf den Schreibtisch hinter die Kiste, so daß man sie von vorn nicht sehen konnte. Das Warten hatte begonnen. Zum zweitenmal lag sein Leben in Barzinis Händen. Einen Besseren konnte er sich nicht vorstellen. Barzini würde nicht bis zu den Stallungen gehen. Er würde die Straße zu den Stallungen hinaufgehen und sich seitwärts in die Büsche

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