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1976 - Das Jesus-Papier

1976 - Das Jesus-Papier

Titel: 1976 - Das Jesus-Papier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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beschleunigte er auf der geraden Strecke wieder. Er würde am Tor vorbeifegen und in die Straße nach Varese einbiegen. Dann Mailand.
    Dann London!
    Er war nicht sicher, wann er es sah.
    Sie.
    Seine Gedanken waren abgeschweift. Seine Augen hatten nur die Straße vor der Motorhaube gesehen. Er wußte nur, daß er mit solcher Kraft auf die Bremse trat, daß er gegen das Steuer geschleudert wurde, daß sein Kopf nur wenige Zentimeter vor der Windschutzscheibe zum Stillstand kam. Der Wagen schleuderte, die Reifen quietschten, Staub wallte auf, und der Wagen rutschte schräg durch das Tor, kam nur einen knappen Meter vor den zwei schwarzen Limousinen zum Stillstand, die aus dem Nichts aufgetaucht waren und die Straße hinter den steinernen Torpfosten blockierten.
    Er wurde gegen die Sitzlehne zurückgeschleudert. Der ganze Wagen vibrierte von dem plötzlichen Bremsmanöver. Benommen brauchte Fontine ein paar Sekunden, um die Nachwirkung der beinahe erfolgten Kollision abzuschütteln. Er blinzelte, sah jetzt wieder klar. An die Stelle von Wut trat Staunen.
    Vor den zwei Limousinen standen fünf Männer in schwarzen Anzügen und weißen Priesterkrägen. Sie starrten ihn ausdruckslos an. Dann öffnete sich die hintere Tür der rechten Limousine, und ein sechster Mann stieg aus. Er war ein Mann von etwa sechzig Jahren im schwarzen Talar der Kirche.
    Mit einer weißen Strähne im Haar.
17
    Der Kardinal hatte die Augen eines Fanatikers und die angespannte, abgehackte Redeweise eines Besessenen. Er bewegte sich mit langsamen, fließenden Bewegungen, ließ nie zu, daß die Aufmerksamkeit seines Publikums nachließ. Er war gleichzeitig theatralisch und unheilverkündend. Sein ganzes Auftreten wirkte einstudiert, in vielen Jahren seines Wirkens im Vatikan verfeinert. Donatti war ein Adler, der sich von Sperlingen nährte.
    Er stand jenseits der Rechtschaffenheit. Er war die Rechtschaffenheit in Person.
    Der Anblick des Mannes ließ Victor die Kontrolle über sich verlieren. Daß dieser Killer der Kirche Campo di Fiori betreten konnte, war eine für ihn unerträgliche Obszönität. Er stürzte sich auf die widerwärtige, mit einer Kutte bekleidete Gestalt. Jeder Sinn für Vernunft und Überleben und Angemessenheit war in diesem Augenblick, in dem die Erinnerung in ihm auflebte, wie weggewischt.
    Die Priester waren auf ihn vorbereitet. Sie strebten aufeinander zu, so wie die Limousinen aufeinander zugerollt waren, versperrten ihm den Weg und hinderten ihn am Angriff. Sie hielten ihn fest, verdrehten ihm hinter dem Rücken die Arme. Eine Hand mit kräftigen Fingern packte seine Kehle, zwang seinen Kopf nach hinten und würgte seine Stimme weg. »Der Wagen«, sagte Donatti leise.
    Die zwei Priester, die Fontine nicht festhielten, rannten auf den gemieteten Wagen zu und begannen zu suchen. Victor konnte hören, wie die Türen, der Kofferraum und die Motorhaube geöffnet wurden. Dann das Reißen von Polstern und das Krachen von Metall, als der Wagen buchstäblich auseinandergerissen wurde. Es dauerte fast eine Viertelstunde. Die ganze Zeit hingen Fontines Augen an denen des Kardinals. Erst am Ende der Suche blickte der Kurienpriester zu dem Wagen hinüber, als die zwei Männer auf ihn zukamen und gleichzeitig sprachen. »Da ist nichts, Euer Gnaden.«
    Donatti gab dem Priester, dessen kräftige Hand Victor an der Kehle hielt, einen Wink. Sein Griff lockerte sich. Fontine schluckte ein paarmal hintereinander. Seine Arme waren immer noch hinter seinem Rücken verdreht. Jetzt sprach der Kardinal. »Die Ketzer von Konstantin haben gut gewählt: die Abtrünnigen von Campo di Fiori. Die Feinde Christi.«
    »Tier! Schlächter!« Victor brachte nur ein Flüstern heraus. Seine Halsmuskeln hatten ernsthaften Schaden davongetragen. »Sie haben uns ermordet! Ich habe Sie gesehen!«
    »Ja. Ich dachte mir das schon.« Der Kardinal sprach ganz leise, und seine Stimme klang wie das Zischen einer Giftschlange. »Ich hätte selbst geschossen, wenn es nötig gewesen wäre. Und wenn man es so sieht, haben Sie ganz recht. In theologischem Sinn war ich der Henker.« Donattis Augen weiteten sich. »Wo ist die Kiste aus Saloniki?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Sie werden es mir sagen, Ketzer. Glauben Sie dem Wort eines echten Priesters. Sie haben keine Wahl.«
    »Sie halten mich hier gegen meinen Willen fest! Im Namen Gottes, nehme ich an!« sagte Fontine eisig.
    »Im Namen der Mutter Kirche und um sie zu bewahren. Es gibt kein Gesetz, das darüber Vorrang

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