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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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bewältigende Gefahr heraufbeschwören, denn schon wenige Minuten später, nur soviel, wie es braucht, ein kurzes Telefongespräch zu führen, wäre Hentschel ins Bild gesetzt.
    Blindwütig sprang er in Herles’ Lauf hinein und brachte ihn zu Fall. Die beiden Männer wälzten sich im Staub, angeleuchtet von den Lampen des Peugeot. Schon gleich nach dem Sturz bekam Klaus Hemmerich die Kraft seines um zehn Jahre jüngeren Gegners zu spüren, sie schien trotz des schmerzhaften Verhörs ungebrochen. Herles hatte den Aufprall auf den Boden sofort für sich genutzt, hatte seinen Angreifer umklammert, ihn nach dem Fall nicht losgelassen und ihn, unterstützt vom gemeinsamen Schwung, mehrmals herumgeschleudert. Als die Körper ausgerollt waren, lag er oben. Er hockte sich auf Hemmerichs Leib, und um seinen Vorteil sofort auszubauen, sprang er – es sah aus wie der Sprung einer Kröte – nach vorn und drückte mit den Knien die Oberarme seines Gegners nieder. Zwar war Hemmerichs Leib nun von dem Druck befreit, doch was er mit Beinen und Bauch ausrichten konnte, taugte nicht mal für die Verteidigung, geschweige denn für einen Angriff. Hemmerich hatte, weil er beim Anblick der flüchtenden Christiane spontan aus dem Wagen gesprungen war, seine Pistole auf dem Beifahrersitz liegenlassen. Auch die Handgranate hatte er natürlich längst vom Gürtel geknöpft, sie lag neben der WALTHER. Jetzt bereute er seinen blinden Eifer. Schon spürte er Herles’ Hände an seinem Hals, spürte sie wie eine Schraubzwinge, die sich enger und enger schloß und ihm die Luft abzuschnüren drohte. Doch plötzlich knickte Herles Körper ein. Den vorangegangenen dumpfen Schlag hatte Hemmerich kaum wahrgenommen, ihn jedenfalls nicht deuten können. Er begriff nicht, wieso die mörderischen Hände mit einem Male abfielen von seinem Hals, den sie doch gerade eben noch tödlich umklammert hatten, konnte es nicht fassen, daß sein Gegner von einer Sekunde zur anderen wie leblos nach vorn kippte.
    Er schob die auf ihm liegende Last beiseite, setzte sich hin, und da sah er Christiane. Sie stand starr und unbeweglich da wie eine Statue, in der herabhängenden Hand einen Stein von der Größe einer Kokosnuß. Er sprang auf, trat zu ihr, entwand ihr die so primitive, aber wirkungsvolle Waffe, warf sie hinter sich.
    »Du!« sagte er, »ohne dich wär's jetzt aus mit mir!« Sie antwortete nicht, starrte nur auf den reglos am Boden liegenden Herles.
    Klaus ergriff sie bei den Schultern, schüttelte sie. Der Schock löste sich, wenn auch nicht vollends. Sie umklammerte Klaus und weinte. Er spürte die Verkrampfung ihres Körpers. Jetzt erst bemerkte er, daß sie beide und auch Herles noch immer angestrahlt wurden von den Autoscheinwerfern. Er ließ Christiane los, beugte sich über den Gefangenen, drehte ihn herum. »Er lebt«, sagte er dann. »Er bewegt sich. Wo hast du ihn getroffen?«
    »Nicht am Kopf. Ich wollte es, aber im letzten Moment konnte ich es nicht, konnte ihm nicht einfach den Schädel einschlagen. Ich glaub, die Schulter.«
    Klaus befühlte den Verletzten, der jetzt aus seiner Ohnmacht erwachte und zu stöhnen begann. »Er muß wieder in seine Kammer«, sagte Klaus, »und das Licht muß weg.« Er lief zum Auto, schaltete den Motor und die Scheinwerfer aus, und dann mochte er es Christiane nicht zumuten, den Mann, den sie niedergeschlagen hatte, nun auch noch mit ins Haus zu tragen, und so bückte er sich, packte Herles bei den Füßen und zog ihn, wie man einen erlegten Stier aus der Arena zieht, über den Sandweg bis vor die Tür.
    Auf den letzten Metern faßte Christiane doch mit an, denn Klaus war von dem Kampf noch zu geschwächt, um Herles, der entweder nicht aufstehen konnte oder es nicht wollte, aufheben und zum Bett tragen zu können. Zu zweit schafften sie ihn hinein, legten ihn auf die Pritsche, und nun sahen sie auch, wie er sich befreit hatte. Während der stundenlangen Abwesenheit Hemmerichs war es ihm gelungen, seine Handfesseln am Rahmen des eisernen Bettes durchzureiben. Danach mußte alles weitere ein Kinderspiel gewesen sein.
    Jetzt fesselte Klaus ihn so, daß er weder Hände noch Füße auch nur in die Nähe einer scharfen Kante bringen konnte. Noch einmal untersuchte er ihn, diesmal gründlicher. Er befühlte Kopf, Hals und Schultern. Bei der geringsten Berührung schrie der Gefangene auf. Es war anzunehmen, daß er eine ernsthafte Verletzung hatte, vermutlich war das rechte Schulterblatt gebrochen. Die Wirbelsäule aber

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