Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
Vom Netzwerk:
Außenlampe des Hauses warf ihr Licht auf das Fahrzeug und die im Hintergrund gestapelten Holzkisten, auch auf den Packer, einen fast zwei Meter großen Mann, der einen Tarnanzug trug und unter dessen dunkler Baskenmütze schulterlanges blondes Haar hervorwallte.
    Also hat Herles nicht gelogen, dachte Hemmerich, das ist der Munitionstransport, und ich bin sicher, ein paar hundert Meter weiter, an der Küste, liegt das Schiff, das diese Ladung aufnimmt. Und noch etwas sagte er sich bei diesem Anblick. Also werden wir morgen doch nicht zu dritt zusammensitzen, Victor, Christiane und ich.
    Er nahm andere Einzelheiten in sich auf. An der weißen Hauswand lehnte ein Mann mit einer MP im Anschlag. Auch im Hausinnern, gleich neben der Tür, entdeckte er ein Mitglied der BRAUNEN KOLONNE, vermutlich war es der Wächter, von dem er gemeint hatte, er wäre der einzige, mit dem er es heute nacht zu tun haben würde. Er sah ihn von hinten, sah nur den Rücken und das dunkle Haar.
    Hemmerich warf einen Blick auf die Uhr. In zwanzig Minuten würde Christiane anrufen. Vielleicht sollte ich dann, dachte er, nicht mehr hier sein, denn natürlich enthält der vorbereitete englische Text kein einziges plausibles Wort. Das kann die Männer alarmieren, und von da aus ist es für sie nur ein kleiner Schritt, ein Ablenkungsmanöver zu vermuten und daraufhin die Umgebung des Stollens gründlich abzusuchen. Also, ich muß hier verschwinden, bevor der Anruf kommt!
    Er wollte zurückschleichen, da entdeckte er in der Nähe des Autos eine zerbrochene Kiste. Neben ihr lagen mehrere Handgranaten. Ganz deutlich erkannte er die grünen, geriffelten Sprengkörper, die wie dicke Tannenzapfen aussahen. Sofort kam ihm die Idee, sich eines der verstreut im Moos herumliegenden Wurfgeschosse anzueignen.
    Er wartete einen günstigen Augenblick ab. Schon nach wenigen Minuten war die Gelegenheit da. Einer der Männer hatte gerade wieder eine Kiste abgeliefert und sprach nun mit dem Posten, verdeckte dabei dessen Gesicht. Der Mann an der Ladefläche war noch mit dem Verstauen der Kiste beschäftigt. Hemmerich hockte sich hin, kroch ein Stück aus der Deckung heraus, holte sich, so als nähme er ein Ei aus einem Gelege, eine der Granaten, kroch zurück, warf einen raschen Blick auf das Haus und das Auto. Niemand hatte die kleine Aktion bemerkt. Er klemmte sich die Granate an den Gürtel und schlich gebückt ins Tannendickicht zurück, bewegte sich dabei genauso behutsam wie auf dem Hinweg. Nach fünf Metern richtete er sich auf, und wenige Augenblicke später hatte er den Wall erreicht. Hier bückte er sich wieder, da es keine Bäume mehr gab und der Wall nicht hoch genug war. Auf allen Vieren legte er noch etwa zwanzig Meter zurück. Dann stand er endgültig auf und ging, immer am Wall entlang, auf die Straße zu. Hin und wieder wandte er sich um, aber es war nichts Beunruhigendes zu sehen.
    Als er die Straße erreicht hatte, bog er nicht links, sondern rechts ab, ging durch den Ort. Einmal sprang er rasch in den Schatten eines Hauses, weil ihm ein Auto entgegenkam. Als es vorbeigefahren war, setzte er seinen Weg fort, erreichte die Küste. Auch hier gab es, wie beim ROCA LLISA, ein felsiges Ufer. Er verschwand in dem zerklüfteten Gestein, kletterte, suchte sich unter Mühen einen Weg, und plötzlich, er hatte einen unwegsamen Grat erstiegen, sah er unten das Schiff liegen. Es war eine mindestens zwölf Meter lange Yacht, deren Typ er aus seinem Sichtwinkel nicht erkennen konnte. Sie hatte an einer Mole festgemacht, die aus dem Felsen herausgewachsen schien. Auf der steinernen Pier stand ein Kombiwagen, dessen Ladung aufs Schiff gebracht und unter Deck verstaut wurde. Klaus Hemmerich entschloß sich, noch eine Weile zu bleiben. Hier, zwischen den Felsen, war er relativ sicher. Ihm ging auf, wie sehr diese Nacht der vorangegangenen ähnelte. Auch gestern hatte er in den Felsen gehockt und auf ein Schiff hinuntergesehen.
    Er machte es sich, so gut es ging, bequem, fand Platz in einer Mulde, über deren Rand hinweg er die Vorgänge auf der Mole und auf dem Schiff beobachten konnte.
    Als er schon mehr als eine Stunde lang das nächtliche Treiben verfolgt und dabei drei Wagenladungen im Bauche der Yacht hatte verschwinden sehen, änderte sich plötzlich das Bild. Was er sah, erschütterte ihn derart, daß er fast die Beherrschung verloren hätte und auf die nur etwa vierzig Meter entfernt gelegene Mole zugestürmt wäre. Wieder sah er ein Auto herankommen, aber

Weitere Kostenlose Bücher