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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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immer gut. Soll er ruhig den Eindruck haben, daß wir ’ne ganz starke Gang sind. Ich rede also mit ihm und werde ein Treffen vereinbaren, aber nicht eins an finsterem Ort, wo er vorher seine Söldner verstecken kann, sondern in aller Öffentlichkeit. Am besten in einem Restaurant, aber natürlich nicht in seinem eigenen.«
    »Das ist gut. Nehmen wir doch das Café MONTESOL.
    Das liegt im Zentrum und hat immer viel Betrieb.« »Okay. Und dann wohl gleich morgen früh. Wir kommen zu zweit, also darf er sich auch höchstens einen Begleiter mitbringen. Der Aufbruch von dort, nach dem Gespräch, ist die kritische Phase. Auch vor dem MONTESOL kann er natürlich Leute stehen haben, die uns beim Verlassen des Restaurants kassieren sollen. Ich nehme zwar nicht an, daß er so etwas versucht, denn schließlich muß er um das Leben seines Sohnes fürchten. Aber man weiß nicht, was in diesen fanatischen Köpfen vorgeht. Er kann sich zum Beispiel vorgenommen haben, uns einzusammeln und dann so lange zu foltern, bis einer von uns nicht mehr dichthält und ihm sagt, wo er Javier findet. Wir stellen also unser Auto woanders ab, kommen mit einem Taxi und lassen es vor dem Café warten. Außerdem werden wir Hentschel sagen, daß sein Sohn erschossen wird, wenn wir nicht zu einer bestimmten Zeit zurück sind. Ja, so könnte es laufen. Wichtig ist, in der Verhandlung unbeugsame Härte zu demonstrieren, zum Beispiel auf keinen Vorschlag einzugehen, der für Victor oder uns auch nur das geringste Risiko enthält, hintergangen zu werden.«
    »Von wo aus telefonieren wir?«
     
    »Weißt du, ob die hier auf der Insel so was wie eine Fangschaltung kennen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Also gehen wir wohl besser davon aus. Wenn der Doktor schon wieder zu Haus ist, womit ich rechne, wird Hentschel unseren Anruf bereits erwarten und eine Fangschaltung vorbereitet haben, sofern es sie gibt. Also können wir es uns nicht leisten, eine Telefonzelle hier in der Nähe zu benutzen. Womöglich läßt er sofort die Gegend durchkämmen, und dann hätte er in spätestens einer Stunde unsere Bude im Visier. Darum fahre ich jetzt nach Ibiza, um zu telefonieren. Noch mal im Telegrammstil. Morgen vormittag im MONTESOL. Ohne Waffen, ohne Tricks. Ein Plausch zu dritt oder viert. Danach freier Abzug für uns, sonst verröchelt sein Filius. Gibst du mir den Autoschlüssel?«
    Maschke machte sich auf den Weg. Hemmerich begleitete ihn bis an die Tür, sah dem Wagen nach, dachte. Jetzt hängt alles davon ab, wie Hentschel zu seinem Sohn steht. Hoffentlich ist er nicht so verbohrt wie Herles, der von seiner Mutter sagte, dann wäre sie eben eines der notwendigen Opfer der Revolution. Wenn es um Hentschels Familiensinn ähnlich bestellt ist, haben wir verloren.
    Er ging zurück ins Haus, setzte sich in die Küche, kochte Kaffee. Draußen begann es zu dämmern. Er wollte kein Licht jetzt, und so tastete er sich im Halbdunkel zurecht. Seine Gedanken ließen den Mann nicht los, der gleich aus dem Bett geholt werden würde oder vielleicht schon neben dem Telefon saß und dessen Vaterqualität über Victors Los entscheiden würde.
    Ich setze, sagte er sich, doch auf die Sentimentalität, auf die Tränen der Henker bei Beethoven-Musik. Es gibt da ja wohl auch noch eine Mutter, und ich glaube, für Spanierinnen sind Söhne das Größte im Leben.
    Er trank seinen Kaffee, rauchte, dachte auch noch eine Weile nach über Javier, der nebenan lag und dessen Zorn sehr leicht Herles’ zweite Schulter hatte zerbrechen können, als er ihn ein Stück anhob und dann auf den Asphalt schleuderte. Er wollte mit ihm reden, es jedenfalls versuchen, stellte sich aber auf Verstocktheit ein.
    Und er dachte an Christiane. Heute morgen ist sie bei Mutter in Lübeck. Mein Gott, und fast wäre es umgekehrt gekommen, Mutter hier auf dieser Insel, sogar im CASTILLO!
    Er trat ins Wohnzimmer, machte auch hier kein Licht, sagte sich. Vielleicht ist es besser für uns beide, wenn der eine den anderen nicht so genau sieht und wir im Schummerlicht miteinander reden statt unter einer grellen Lampe, die seine elende Lage beleuchtet und darum vielleicht seinen Mund noch mehr verschließt.
    Er setzte sich auf den Tisch, zog den Aschenbecher zu sich heran, rauchte wortlos seine Zigarette zu Ende, drückte sie aus. Während der zwei, drei Minuten hatte Javier sich nicht geregt.
    »Wir müssen miteinander sprechen«, sagte Klaus, »wir können es jetzt, denn die Trümpfe sind gleichmäßig verteilt. Natürlich ist

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