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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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könnte, dann will ich sie aus ihm herausholen!«
    Christiane lächelte, und es war kein resignierendes Lächeln, denn gleich darauf sagte sie: »Natürlich. Erst klingt es so, als wolltest du an Grimms Märchen partout noch ein paar neue dranhängen, aber dann, wenn man es sich recht überlegt, stellt sich heraus, daß deine Hartnäckigkeit gar nicht schrullig, sondern vermutlich die einzig richtige Methode ist. Aber mir fällt da grad etwas ein.«
    »Nämlich?«
    »Wir sollten heute nicht mit diesem sauberen Herrn sprechen.«
»Warum nicht?«
»Überleg mal! Der Pelzladen, der Club und die Bleimine! Sobald wir mit Herrn H. gesprochen haben, ist uns der Weg zu diesen drei Adressen verbaut. Und wenn wir hundertmal die harmlos-familiäre Show abziehen, eines ist danach sicher. Wir sind für diesen Mann nicht mehr irgendwelche beliebig austauschbaren Hotelgäste! Vielleicht traut er uns nicht, nimmt uns unsere Geschichte gar nicht ab, läßt uns beobachten, und unser erster Schritt in Richtung auf die Bleimine würde ihm verraten, daß wir mit unseren Nachforschungen längst über die AussteigerVersion hinaus sind. Mit dem Pelzladen und dem Club wäre es wohl nicht so schlimm; dahin könnten wir auch zufällig geraten sein, zumal sie sogar hier im Hotel für diese beiden Adressen werben. Aber in die Nähe der Bleimine dürften wir uns nie begeben, ich meine, nicht nach einem Gespräch mit Herrn Hentschel.«
»Verdammt noch mal, Christiane, du hast schon wieder recht! Ich begreife überhaupt nicht, wieso mir ständig solche Fehler unterlaufen können.«
»Ist doch klar. Wir gehören nun mal nicht zu denen, die dauern um drei Ecken denken müssen. Wir sind es nicht gewohnt, mit Tricks und Schlichen zu arbeiten, sind, was das Herumspionieren betrifft, eben doch nur Amateure, und das heißt in diesem Fall: Dilettanten.«
»Da können wir nur hoffen, daß uns die Fehler jedesmal rechtzeitig auffallen, damit sie noch zu korrigieren sind.
Also, auch dieser läßt sich Gott sei Dank noch ausbügeln! Ich finde, wir fahren jetzt gleich mal zu der Julia Potter.«
»Ja, dafür bin ich auch. Da kann jeder erscheinen, ohne Verdacht zu erregen. Ich guck mir die Pelze an, während du dir die Frau anguckst!« Christiane öffnete ihre Handtasche, nahm eine Visitenkarte heraus, legte sie vor Klaus auf den Tisch und sagte: »Sieh mal, was ich hier habe.«
Er nahm das Kärtchen und las halblaut: »Haute Couture JULIA POTTER. Sag mal, woher hast du denn das?«
»Vom Tresen in der Rezeption. Da liegt ein ganzer Stapel von diesen Dingern. Werbung. Sie machen es so normal wie möglich. So läuft’s doch überall. Du steigst im RITZ ab, und da erfährst du dann auch gleich, wo du deine Brillanten und Kleider und Pelze kaufen und wo du dich am besten frisieren lassen kannst. Und hier …« Sie griff noch einmal in ihre Tasche, und zum Vorschein kam ein Prospekt vom Tennisclub MONTEMAR, es war der gleiche, der sich auch unter den von Victor zurückgelassenen Sachen befunden hatte.
»Donnerwetter!« sagte Klaus. »Und was hast du von der Bleimine? Vielleicht eine Einladung zum Maskenball in den ibizenkischen Katakomben?«
Christiane schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie, »für die Mine gibt es keine Prospekte. Ich werde das Gefühl nicht los, dort und nur dort finden wir was.«
Klaus blätterte eine Weile in dem Clubkatalog, las aber nicht und sah sich auch nicht die Bilder an, spielte nur mit dem Papier und dachte nach. Schließlich sagte er:
»Es stimmt schon, wir werden weder im Pelzgeschäft noch im Club etwas erreichen. Sie hätten meiner Mutter den MONTEMAR-Prospekt ja auch gar nicht geschickt, wenn es dort einen Ansatzpunkt für unsere Nachforschungen gäbe. Trotzdem sollten wir der Señora Julia einen Besuch machen. Von ihr wissen wir, daß sie zur Szene gehört, und ich brenne darauf, endlich mal jemanden von dieser Clique leibhaftig vor mir zu haben. Wir werden dann ohne Pelz und vermutlich auch ohne Information den Laden wieder verlassen, auf den Club verzichten und zur Bleimine fahren, das heißt, dorthin wohl lieber erst heute nacht. Im Dunkeln.«
Und so machten sie es. Als sie eine halbe Stunde später ihren Seat in der Avenida España geparkt hatten, blieben sie zunächst ein paar Minuten im Wagen sitzen. Schräg gegenüber lag das Geschäft. Es hatte zwei große Schaufenster, und jedes war bestückt mit einem halben Dutzend Puppen, die Pelze trugen. Über dem Ganzen prangte ein Reklameschild, das jetzt, da es heller Tag war,

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