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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Verkäuferin. »Sie haben wirklich sehr schöne Modelle hier.«
Sie verließen die Peletería Julia, gingen zu ihrem Wagen, stiegen ein, fuhren los.

XI.
    Gleich nach dem Start fragte Christiane: »Fandst du diese Frau nicht auch wunderschön? Ich verstehe gar nicht, daß du so ruhig bleiben konntest, so gelassen.«
    »Erstens«, antwortete er, »bin ich schon ein ganzes Stück aus meiner Jünglingszeit heraus, zweitens habe ich ja eine sehr schöne Frau bei mir, und drittens haben diese attraktiven Spanierinnen meistens ziemlich gefährliche Ehemänner.«
    Sie fuhren durchs Zentrum, über den Paseo Vara de Rey, am Yachthafen vorbei und dann aus der Stadt hinaus in Richtung Nordost.
    »Wohin geht’s?« fragte Christiane.
     
    »Ich finde, wir fahren mal ein bißchen über die Insel.
    Santa Eulalia. San Carlos.«
»Willst du etwa schon zur Mine?«
»Kurz vor San Carlos soll es ein gutes ländliches
    Restaurant geben. Das steht jedenfalls in meinem Reiseführer. Angeblich serviert man da die besten Steaks von Ibiza. Wir könnten dort zu Mittag essen, und dann, meine ich, sollten wir einmal die Straße entlangfahren, die Victor beschrieben hat und die an der Mine vorbeiführt. Keine Angst, wir steigen nicht aus. Ich möchte nur, daß wir die Gegend bei Tage gesehen haben, bevor wir uns im Dunkel auf die Suche machen.«
    »Sehr gut! Das weiße Gasthaus, die roten Äcker, der Turm. Wie ist es eigentlich mit dem Mond heute nacht?«
    »Halbmond. Das ist günstig. Nicht zu hell, und doch können wir ein bißchen sehen, vorausgesetzt, es sind keine Wolken da.«
    »Und was, wenn wir in der Nähe des Stollens auf jemanden stoßen, der da Wache hält?«
»Wenn wir ihn entdecken, bevor er uns entdeckt hat, müssen wir uns schleunigst zurückziehen. Aber wenn er uns zuerst sieht, bleibt keine andere Möglichkeit, als die Rolle auf uns zu nehmen, die du uns für einen solchen Fall zugedacht hast. Du erinnerst dich doch?« Er warf einen schalkhaften Blick auf seine Beifahrerin, so daß sie sofort fragte:
»Klaus Hemmerich, was für ein Lächeln war das soeben, ein süffisantes oder nur ein spitzbübisches?«
»Vielleicht ein übermütiges, ich weiß es selbst nicht so genau. Ich stellte mir vor, es käme zu unserem kleinen Zwischenspiel. Dann würde ich dich also küssen, aber nicht nur auf die Wange, und ich würde …«
»Hoppla, ich glaube, du verläßt mal wieder den Boden der Tatsachen, hebst ganz leicht ab. Denn wenn der Wächter uns schon angehalten hat, können wir ja wohl kein Tete-a-tete mehr inszenieren. Allenfalls könntest du ihm eine ergreifende Geschichte erzählen, eine von bösen Verwandten, die unserem Glück im Weg stehen und uns zwingen, nachts in dunkle Wälder zu flüchten. Wie es danach weitergeht, hängt bestimmt davon ab, ob er dir glaubt. Schließlich wirken wir, auch bei nur einer Mondhälfte, ziemlich erwachsen, jedenfalls wie Leute, denen andere nicht dreinzureden haben. Also, aus der Show wird wohl nichts.«
»Schade!« seufzte Klaus, und sein kleiner Faustschlag auf das Lenkrad sah fast echt aus. Plötzlich empfand er das Bedürfnis, das Spiel bei allem Ernst der Lage noch ein bißchen weiterzuspielen. Es war wohl ein ähnlicher Impuls, wie er ihn in der Nacht verspürt hatte, als der Blick aus dem Hotelfenster ihn ein paar Augenblicke lang dazu verführte, die Wirklichkeit beiseite zu schieben.
»Es könnte ja sein«, sagte er, »daß wir ihn zuerst sehen, aber keine Chance mehr haben, wegzukommen. Dann müßten wir unser kleines Stück doch aufführen.«
»So, meinst du?«
»Ja. Und darum sollten wir auf alle Fälle vorher mal geübt haben.«
Sie lachte, und dann antwortete sie: »Ich halte dich für so unkundig nicht, mein Lieber, daß das nötig wäre.«
Dann schwiegen sie lange, blickten hinaus. Es waren die gleichen Bilder wie auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt, immer wieder die roten, von Steinwällen eingefaßten Äcker, ganz vereinzelt moderne Häuser, aber auch das einfache bäuerliche Leben, kleine Landstellen, Hirten mit Schaf- oder Ziegenherden, schwarzgekleidete Frauen neben Eselskarren. Kurz vor Eulalia überfuhren sie einen kleinen Viadukt, und gleich darauf ging es hinein in den Ort. Sie hielten sich nicht auf, blieben auf der Hauptstraße, sahen auch hier Boutiquen, Straßencafes, Restaurants und überall Menschen, deren Kleidung verriet, daß sie Ferien machten. Schon nach wenigen Minuten hatten sie die Ortschaft durchquert, und die Fahrt ging weiter in Richtung San

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