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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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war er schon am Auto. Er riß die Tür auf, warf sich hinter das Steuer, startete, drückte trotz des Dunkels kräftig aufs Gas, streifte den Wall, steuerte gegen, aber nur wenig, fuhr immer noch ohne Licht, weil er mit Beschuß rechnete. Erst als er gut fünfzig Meter vom Turm entfernt war, schaltete er die Scheinwerfer ein, beschleunigte. Das Auto holperte über den unebenen Weg, wurde gerüttelt. Erst unmittelbar vor einer tiefen quer verlaufenden Lehmfurche bremste er, wollte nicht noch im letzten Augenblick einen Achsenbruch riskieren. Vorsichtig manövrierte er den Wagen über die Rinne hinweg. Als er hinüber war und wieder Gas gab, fiel ein Schuß. Er hörte ihn nicht nur, er sah ihn. Die Kugel fetzte am rechterhand sich hinziehenden Steinwall entlang, schlug dort ihre Funkenbahn. Ein paar Steine sprangen aus dem Gefüge, und Splitter trafen das Auto.
    Sofort schaltete er die Lampen wieder aus, ging aber mit der Geschwindigkeit nicht herunter, raste über die letzten hundert Meter des Weges, machte das Licht wieder an, bog in die Straße ein, warf einen Blick nach links, um zu sehen, ob ihm ein Auto folgte, sah kein Licht. Mit Höchstgeschwindigkeit fuhr er auf der ziemlich schmalen Straße, passierte das Waldstück, in den Kurven verringerte er das Tempo nur geringfügig. Nach wenigen Minuten hatte er die Kreuzung erreicht, bog wieder links ab. Erst jetzt wurde er ruhig. Er war nicht mehr allein. Hier kamen ihm trotz der späten Stunde ein paar Autos entgegen. Als er durch das beleuchtete Santa Eulalia fuhr, sah er im Rückspiegel, daß er noch immer die Taucherbrille im Haar hatte. Er nahm sie ab, legte sie neben sich. Auch die Gummischuhe, in denen noch Wasser war, streifte er ab, fuhr barfuß weiter. Hinter Eulalia verließ er die Hauptstraße, nahm die Strecke durchs Piniengehölz, die hügeliger und kurvenreicher, aber kürzer war. Kurz vor dem Portal von ROCA LLISA hielt er und zog sich sein Hemd an. Als er ins Clubgelände einfuhr, winkte er dem Nachtwächter zu, der, in seinen Mantel gehüllt, auf einem Steinwall saß und rauchte.

XIX.
    »Mein Gott!« rief sie aus, als sie ihm die Tür geöffnet hatte. Er sah so abgerissen, so ramponiert, aber auch so gespenstisch aus in dem schwachen Licht, das vom Flur her auf ihn fiel, das Haar zerzaust und naß und schlammverklebt; das Gesicht müde und eingefallen, unter dem offenen Hemd zwei große Schrammen auf der Brust.
    Als er sie umarmen wollte, sah sie seine blutige Rechte. »Klaus! Um Gottes willen …«
Drinnen warf er sich auf das Polster der steinernen Sitzbank, griff nach den Zigaretten, die auf dem Tisch lagen, zündete sich eine an, lehnte sich zurück.
     
    »Ich mach dir schnell ein heißes Bad!«
     
    Sie verschwand, und gleich darauf hörte er das Rauschen. Sie kam zurück und untersuchte die Wunden. »Wie ist das passiert?«
    »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Da unten lag eine Menge altes Eisen herum, und ich bin ein bißchen zu nahe herangeschwommen. Dabei habe ich mir die Kratzer geholt.« Sie legte ihre Hand auf sein Bein: »Und da bist du auch verletzt!«
    »Wirklich«, sagte er, »es ist nicht so schlimm.«
    Und dann kam sie, ihre bange Frage, wenn auch nicht direkt: »Und … Und was gab es sonst da unten?«
»Nichts«, antwortete er. »Ich bin sehr glücklich. Da liegt er nicht. Ich habe jeden Quadratmeter abgesucht. Abgetastet. Sie haben ihn nicht da hinuntergeworfen.« Und dann sagte er noch einmal: »Ich bin sehr glücklich.«
Sie untersuchte seine Hand.
»Nur geschnitten«, sagte er. »Es lag auch Glas da herum. So viel Krempel! Die reinste Mülldeponie! Bettgestelle, Fahrräder«, er hob seine Rechte kurz in die Höhe, »ja, und auch ein paar Scherben, und gründlich, wie ich nun mal bin, mußte ich da hineinfassen.«
Er wollte ihr nur das Notwendigste erzählen, aber weil er nicht umhinkommen würde, den Verlust des teuren Geräts zu erklären, fuhr er fort: »Leider mußte ich die Taucherausrüstung dalassen. Ich wollte mich gerade wieder anziehen, stand neben dem Turm, da kam ein Mann mit einem Hund aus dem Wald. Es war stockdunkel, und ich konnte nichts sehen, aber ich hörte sie, vor allem den Hund. Vielleicht war es voreilig, sofort wegzulaufen, aber meine Pistole lag im Handschuhfach, und ich hatte einfach das Gefühl, ich dürfte mich ohne sie auf diese Begegnung nicht einlassen.«
»Gott sei Dank, daß du nicht den Helden spielen wolltest!«
Er lächelte müde und sagte dann: »Vielleicht war es nur ein

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