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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Bauer, der seinen Hund spazierenführte.«
»Morgens um vier?«
»Bauern sind früh auf den Beinen. Vielleicht war es also wirklich einer.«
»Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Es war entsetzlich da unten, nicht?«
»Unappetitlich.«
»Dein Bad ist gleich fertig. Und dann guck ich mal in meiner Reiseapotheke nach, was wir für deine Wunden haben.«
»Und was hast du die ganze Zeit über gemacht?«
»Ach, ein bißchen aufgeräumt, ein bißchen gelesen, ein bißchen auf der dunklen Terrasse gesessen und übers Meer gesehen. Es hat etwas Unwirkliches, nachts auf einer Terrasse zu sitzen und nichts zu hören als das Meer. Na, und gewartet habe ich natürlich und mir auch immer wieder vorgestellt, was du gerade machst. Wie tief war das Wasser?«
»Schwer zu schätzen. Ein paar Meter.«
»Und es war wohl sehr schmutzig, ja?«
»Trinkwasser war es jedenfalls nicht. Ich weiß immer noch nicht, was für ein Wasser das ist. Ich meine, woher es kommt und was es mit dem gigantischen Schacht auf sich hat. Eine Zisterne kann es nicht sein. Ich glaube eher, daß die Anlage früher, als die Bleimine noch in Betrieb war, dazu gedient hat, das Wasser aus dem Stollen abzuziehen. Man hat es ja untertage nicht nur mit Sand, Lehm und Stein zu tun, sondern auch mit dem Grundwasser, auf das man zwangsläufig stößt, wenn man einen Stollen in die Erde treibt. Und das ist den Grubenarbeitern natürlich im Weg. Es muß also verschwinden, muß abgeleitet und irgendwo gesammelt werden. Ich glaube, mit einem solchen Sammelbecken haben wir es bei unserem Schacht zu tun. Also wird es auch eine Verbindung zwischen Stollen und Schacht gegeben haben, die irgendwann zugeschüttet wurde, vielleicht von den Menschen, vielleicht von der Zeit. Was hat die alte Bäuerin gesagt? Fünfzig Jahre soll es her sein, daß die Mine in Betrieb war. Naja, es geht uns nicht um geologische Studien, sondern um die Suche nach Victor. Eines jedenfalls steht fest: Ich muß noch hinunter in den Stollen.«
»Aber wie? Sie haben ihn zugemauert, sogar mit einem ganzen Haus.«
»Also muß ich erst mal in dieses Haus.«
»Das sagst du so leichthin. Sagst es, als ginge es um die Besichtigung eines Ferienbungalows, der zu vermieten ist.«
»Ich habe keine Wahl.«
»Und dein Erlebnis vorhin? Der Mann mit dem Hund? Ich bin ganz sicher, das war kein harmloser Frühaufsteher. Das war ein Wächter.«
»Wahrscheinlich. Aber das ist eher ein Grund zum Weitermachen als einer zum Aufgeben. Wo es einen Wächter gibt, muß es auch etwas zu bewachen geben. Zugegeben. Wenn es eine vage Vermutung wäre, daß mit diesem Stollen irgend etwas ist, und man dann hinginge und genau da, wo der Eingang sein müßte, ein Haus fände, dann würde man wahrscheinlich sagen, es war ein Irrtum. Aber du darfst nicht vergessen, daß es Victor war, der uns diese Spur gezeigt hat, einmal die Ibiza-Spur überhaupt, aber dann auch noch die zum Stollen.«
Christiane zündete sich eine Zigarette an, ging im Zimmer auf und ab. »Angenommen«, sagte sie, »es gelingt uns, in den Stollen hineinzukommen. Ich halte das für sehr schwierig, wenn nicht für unmöglich, eben weil dieses Haus da steht. Aber mal angenommen, es gelingt uns. Was, wenn wir auch da nichts finden, weder etwas, das auf Victors Verbleib hinweist, noch Anzeichen dafür, daß Hentschel eine richtige neofaschistische Organisation unterhält?«
Klaus antwortete nicht gleich. Er hatte sich diese Frage auch schon gestellt, aber keine Antwort gewußt. Er wußte auch jetzt keine, und so sagte er: »Du siehst, wie wichtig es ist, daß wir in den Stollen hineinkommen. Wenn wir schon auf die Orte verzichten, die uns als verdächtig genannt worden sind, können wir gleich unsere Koffer packen. Ich will damit sagen, daß. wir gar keine Wahl haben. Aber nicht wir gehen da hinunter, sondern das mache ich allein. So wie heute. Glaub mir, Christiane, das ist besser. Ich hab’s ja erlebt. Bin mit knapper Not weggekommen. Zu zweit wäre es vielleicht nicht so schnell gegangen. Noch etwas. Man muß sehr leise sein. Es ist eine ganz simple Rechnung, daß sich bei zwei Menschen, auch wenn sie mit äußerster Vorsicht in das Haus eindringen, die Geräusche addieren. Das sollten wir vermeiden. Und schließlich: Wenn du Roulette spielst und nur noch zwei Jetons hast, dann setzt du sie, sofern du kein Vabanque-Typ bist, nicht beide auf einmal. Den allerletzten brauchst du für die allerletzte Chance. Sollte ich also von den Hentschel-Leuten kassiert werden, dann

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