1980 - Shabazzas Todesspur
schien eher zu einem bösen Traum denn zur Wirklichkeit zu gehören.
Anders dagegen sah es in seinem Inneren aus. Nur zu deutlich erinnerte er sich daran, was Shabazza in den letzten Tagen getan hatte, welches Unheil er angerichtet und wie viele Menschen er ermordet hatte.
Als besonders erschreckend empfand er, daß der Gestalter niemals ein Gefühl des Bedauerns gezeigt hatte. Er dagegen litt unter dem, was geschehen war: Er fühlte sich schuldig, weil er nicht stark genug gewesen war, die Taten zu verhindern, und er war nicht bereit, das Ende der Auseinandersetzung mit Shabazza so hinzunehmen, wie es war.
Vergeblich grübelte er darüber nach, welche Absichten der Gestalter verfolgte und was das seltsame Verhalten jenes Mannes zu bedeuten hatte, der sich auf den Rücken des Sauriers geschwungen hatte: Ihm fiel auf, daß sich eine junge Frau in seiner Nähe nicht an den Gesprächen beteiligte, sondern ihn unverwandt anblickte. Als er sich ihr zuwandte, schlug sie die Augen nieder, und ein verstohlenes Lächeln glitt über ihre Lippen. Sie zögerte kurz, hob den Kopf wieder und trat auf ihn zu.
„Ist so etwas möglich?" fragte sie leise. „Bist du der, für den ich dich halte?"
„Du könntest mir einen Gefallen tun", sagte er ausweichend und führte sie von dem Felsen herunter zu den Tiergehegen, in die nach dem ganzen Aufruhr um das Saurotenlamm nun wieder Ruhe eingekehrt war. „Ich verstehe nicht, was dies alles’zu bedeuten hat. Wieso die Demonstration? Weshalb ist dieser Mann mit dem jungen Saurier geflüchtet? Und weshalb der Jubel darüber?"
Die junge Frau erklärte es ihm, und damit bestätigte sie, was er aufgrund der wenigen Informationen, die er Shabazza hatte entnehmen können, bereits vermutet hatte. Sie hatte ein schmales Gesicht mit blassen grauen Augen und einer keck aufgeworfenen Nase. Das Haar hatte sie sich nach oben gekämmt und dort mit einem blauen Band zu einer Art Nest zusammengebunden. Sie war etwas kleiner als er und in den Hüften etwas breit geraten. Dabei hatte sie ein fröhliches Wesen, und wenn sie sprach, funkelten ihre Augen vor Vergnügen. Es schien ihr Freude zu bereiten, mit ihm zu reden.
„Der Wald Lepso-Suma platzt förmlich vor Lebensenergie", führte sie aus. „Es ist das wohl ungewöhnlichste System, das Biologen bisher in der Milchstraße entdeckt haben. Das Interessante dabei: Auf Lepso gibt man nicht viel auf solche Dinge, weshalb man jahrhundertelang nicht entdeckt hat, daß dieser Wald etwas ganz Besonderes ist. Es war zum größten Teil Carmet Glaugenthorns Verdienst, er sieht sich sozusagen als Vater und Hüter dieses Waldes. Deshalb bringt er Peeka zurück in seine Kinderstube."
„Ich muß den Wald sehen. Allein!" sagte er. „Kannst du mir helfen?"
Es war nicht leicht, ihr seine Situation zu erläutern und zu begründen, wie er nach Lepso gekommen war, vor allem auch, weshalb er ohne jede Ausrüstung war, nun aber umfangreiches Material benötigte.
Die Wahrheit konnte er ihr nicht sagen. Wie hätte sie auch verstehen können, daß er von einem anderen Bewußtsein besessen gewesen war, das er nun bekämpfen wollte und das er in dem von ihr geliebten und bewunderten Wald Lepso-Suma vermutete?
Die junge Frau konnte ihm das benötigte Material nicht beschaffen, bot ihm aber ihren Gleiter für einen Flug über den Wald an. Perry Rhodan lehnte dankend ab. Bisher hatte sie fast immer gelächelt, doch nun wurde sie ernst.
„Geh nicht in den Wald!" warnte sie ihn. „Du würdest es nicht überleben. Glaugenthorn hat lange gebraucht, bis der Wald ihn akzeptiert hat. Und in letzter Zeit ist viel passiert. Der Wald vergißt nicht, daß ihm Tierfänger das Saurotenlamm entrissen haben. Er tötet dich, wenn du ihm zu nahe kommst, so, wie er schon viele Jäger bestraft hat."
Die Frau redete noch weiter, doch er meinte, genug gehört zu haben. Rhodan dankte ihr für ihre Hinweise, trennte sich mit einigen freundlichen Worten von ihr und eilte zu einem Taxigleiter. Wie erwartet reagierte der Bordsyntron auf das Multifunktionsgerät, das er am Handgelenk trug und mit dem er sich identifizieren konnte. Damit verschaffte er sich die Möglichkeit, den Taxendienst zu bezahlen.
Im Tiefflug glitt die Maschine über die Landzunge hinweg, die zum Wald hinüberführte. Er war allein.
Nirgendwo außerhalb der Stadt entdeckte er andere Gleiter. Mit der. Flucht des Sauriers schien das Interesse der Demonstranten erloschen zu sein. Dem Terraner war nur recht, daß ihm niemand
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