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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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Vorgehen Zustimmung fand. Edmund Linz nickte und Georg fuhr fort.
    »Also, wir haben ein Ölgemälde, von dem wir beweisen wollen, dass es ein echtes Werk des französischen Malers Paul Gauguin ist. Das Gemälde trägt seine Signatur, ist mit dem Jahr 1902 datiert und hat den Titel Julie des Bois . Außerdem wurde eine chemische Analyse durchgeführt, wonach die verwendeten Materialien des Objekts authentisch sind. Soweit das, was uns das Gemälde quasi selbst verraten hat. Das Haus Blammer hat recherchiert, aber in den einschlägigen Quellen keinen Herkunftsnachweis für das Bild gefunden. Es wurde aller Wahrscheinlichkeit nach nie in einer Ausstellung oder in einem Museum gezeigt, zumindest gibt es darüber keine Dokumente. Durch einen Zufall haben wir Fotografien erhalten, die das kleine Mädchen zeigen, jenes Kind, das auf dem Ölgemälde abgebildet ist.«
    »Moment mal, was für ein Zufall«, unterbrach ihn Edmund Linz. Er sah zu Simon. »Ich dachte, sie haben ganz gezielt nach diesen Fotografien suchen lassen, bei ihrem Kontakt in Übersee?«
    »Das ist auch so richtig, dennoch war es doch wohl ein Glücksfall, dass unser Kontakt, also Madame Uzar, tatsächlich etwas gefunden hat, das ist es, was Herr Staffa mit dem Wort Zufall meint.«
    Edmund Linz starrte Simon an. Dann sah er zu Georg. »Gut, Okay, das klingt schon etwas anders.«
    Edmund Linz akzeptierte die Erklärung. Georg war es unverständlich, warum Simon nicht die Wahrheit sagte. Das ganze war doch positiv gelaufen, auch wenn Florence Uzar das Foto von dem Gauguin-Gemälde eigentlich niemals hätte sehen dürfen, zumindest nicht zu dieser Phase der Untersuchungen. Da Edmund Linz nichts weiter erwiderte, fuhr Georg mit seinen Ausführungen fort.
    »Also, die Fotografien, es sind ja zwei Fotos, beweisen, dass das von Gauguin verwendete Motiv eine reale Vorlage hatte, ein Mensch, der tatsächlich gelebt hat. Dies ist an und für sich wohl nicht sehr ungewöhnlich, es kann aber beim Auffinden eines Herkunftsnachweises enorm wichtig werden.«
    Wieder schwieg Georg einige Sekunden und Simon nutzte noch einmal die Gelegenheit etwas zu ergänzen.
    »Ein Künstler trägt seine Motive häufig gewissermaßen in sich«, erklärte er. »Er bringt sie von einem Ort zu einem anderen, wo er sie malt und dabei in eine fremde Umgebung einbettet. In unserem Fall ist das anders, nicht wahr, Georg.«  
    »Richtig, also, wir wissen, dass die Fotografien von dem kleinen Mädchen um 1904 aufgenommen wurden. Dies stimmt etwa mit der Datierung des Ölgemäldes überein. Der Fotograf hieß Victor Jasoline und war Angehöriger des französischen Militärs in den Südseekolonien, auf Tahiti und den Marquesas. Mit diesen Informationen bin ich dann an den Fall herangegangen. Ich habe in Frankreich nach Spuren von Victor Jasoline gesucht. Das kleine Mädchen, dass auf dem Bild den Namen Julie trägt, heißt wirklich so. Sie ist die Tochter von Victor Jasoline, ihre Mutter hieß Yvette und sie hatte eine Zwillingsschwester namens Thérèse, die später eine verheiratete Pallet war.«
    Georg legte jetzt die Seiten mit seinen Notizen auf den Tisch. Er hatte eine Art Stammbaum gezeichnet und deutete auf die Personen. Hinter jedem Namen standen die Lebensdaten zusammen mit dem Ort an dem sie geboren oder gestorben waren. Neben dem Namen der Tochter Julie standen nur das Geburtsdatum und der Ort Allaire. Die restlichen Angaben waren durch ein großes Fragezeichen ersetzt.
    »Victor Jasoline stammt aus Paris, seine Frau Yvette ist in Vannes geboren. Er ist 1935 in Neuseeland gestorben, während seine Frau bis zu ihrem Tod im Jahre 1938 in Paris gelebt hat. Ob sie erst nach 1935 aus Neuseeland nach Frankreich zurückgekehrt ist, dafür habe ich keinen Hinweis gefunden. Die Tochter Thérèse muss dagegen mindestens seit 1914 in Paris gelebt haben, immer unter derselben Adresse, sie ist dort auch im Jahre 1976 verstorben. Von der anderen Tochter Julie, dem Mädchen, für das wir uns hier eigentlich interessieren, wissen wir nur, dass sie und ihre Zwillingsschwester 1895 in der Nähe der bretonischen Stadt Allaire zur Welt kamen. Julie wurde im Jahre 1904 von ihrem Vater fotografiert und zwar auf Hiva Oa, einer Insel, die zu den Marquesas im Pazifik gehört. Ab diesem Zeitpunkt verliert sich ihre Spur oder besser gesagt, ich konnte bislang nichts über ihren Verbleib herausfinden. Ich habe in Frankreich recherchieren lassen, aber es gab in den mir zugänglichen staatlichen Archiven außer

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