1981 - Richard
passiert und das Kind lebt sogar heute noch.«
Edmund Linz wurde jetzt unruhig. »Bevor sie hier herum rätseln«, platzte er in einem barschen Ton heraus, »beantworten sie mir bitte eine Frage. Wir haben die Echtheit von Material und Stil des Gemäldes bewiesen und wir haben die alten Fotografien und den Beweis, wen Gauguin da gemalt hat. Warum reicht das nicht für einen Herkunftsnachweis? Warum können wir nicht alles nehmen und die Welt mit diesem wundervollen Bild beglücken? Ich brauche das Geld aus der Versteigerung. Ich bitte sie, es endlich anzubieten, verkaufen sie es bitte, so schnell wie möglich.«
Simon atmete hörbar aus. »Das will ich Ihnen genau erklären«, sagte er betont ruhig. Er zeigte mit der Hand in Richtung Staffelei. »Mit dem, was wir bis jetzt über dieses Bild wissen, bekommen wir bei einer Versteigerung gerade einmal die Kosten wieder herein. Einen vernünftigen Preis werden wir nicht erzielen, wenn es überhaupt jemand haben will. Sie müssen einfach akzeptieren, dass sich niemand auf ein Risiko einlässt und einen gefälschten Gauguin kauft, einmal davon abgesehen, dass das Haus Blammer so etwas auch nicht mitmacht.«
»Es bleibt eben immer ein Restrisiko, das wissen die richtigen Sammler«, sagte Edmund Linz zornig. »Erklären sie mir nur, was sie noch entdecken wollen, was das Bild noch echter macht, als es ohnehin schon ist.«
»Ich dachte, ich hätte es Ihnen schon erklärt«, erwiderte Simon. Seine Stimme wurde jetzt fester, klang aber weiterhin ruhig. Er holte tief Luft. »Als Gauguin dieses Bild gemalt hat, war außer ihm sicherlich noch die kleine Julie Jasoline anwesend, denn wir wissen ja, dass sich beide etwa zur gleichen Zeit auf den Marquesas aufgehalten haben. Julie Jasoline könnte also sicherlich bestätigen, dass Paul Gauguin dieses Bild von ihr gemalt hat. Da sie aber wohl auch nicht mehr lebt, haben wir ein Problem und können nur hoffen, dass sie selbst etwas hinterlassen hat, vielleicht ein Schriftstück, über sich und die mögliche Begegnung mit Paul Gauguin und der Entstehung unseres Gemäldes. So etwas können wir aber nur finden, wenn wir Julie Jasoline finden, sie oder ihre Nachkommen oder irgendjemanden, der noch im Besitz dieser Beweise ist.« Simon holte erneut tief Luft. »Es ist schon ein hervorragendes Ergebnis, wenn wir herausfinden, wo wir nicht mehr zu suchen haben und den Kreis damit immer enger ziehen können«, ergänzte er noch.
»Welchen Kreis wollen sie denn bitte enger ziehen, wo wollen sie denn noch suchen?«, fragte Edmund Linz immer noch empört. »Vielleicht auf diesem Friedhof im Pazifik.«
»Richtig, in der Südsee«, antwortete Georg an Stelle von Simon. »Wir müssen dorthin, wo Julie Jasoline quasi zuletzt gesehen wurde. Wir sollten auf Tahiti recherchieren und natürlich auch auf den Marquesas, und zwar auf die gleiche Weise wie ich es in Frankreich gemacht habe, das scheint mir zunächst der beste Weg zu sein.«
Georg hatte sich natürlich überlegt, was seine Ergebnisse bringen würden. Simon hatte ihm bereits gesagt, dass es nicht reichen würde, nicht für einen seriösen Herkunftsnachweis. Dann hatte er in den letzten Wochen immer wieder an Florence Uzar denken müssen, an ihre Begegnung auf dem Parkplatz. Es war nur sehr kurz und flüchtig gewesen, aber er hatte es nicht vergessen. Er konnte seine Gefühle eigentlich nicht einordnen, schließlich kannte er sie ja auch gar nicht richtig. Er hatte Colette später noch einmal getroffen und sich nach Florence erkundigt. Das war aber bisher alles. Vielleicht war es jetzt eine Art Fügung, dass die Notwendigkeit bestand, die Recherchen in der Südsee fortzusetzen, um dort nach dem Herkunftsnachweis für das Gauguin-Gemälde zu suchen.
»Kann uns nicht Madame Uzar weiterhelfen«, schlug Heinz Kühler vor, als wenn er Georgs Gedanken erraten hätte.
Simon überlegte, er dachte über das nach, was Georg gesagt hatte. Es würde die ganze Angelegenheit natürlich verteuern und der Erfolg war auch nicht garantiert. Es sah selbstverständlich anders aus, wenn Georg einen Ansprechpartner auf Tahiti und vor allem auf den Marquesas hatte, jemanden, der sich dort auskannte.
»Ich denke Florence wird uns schon helfen«, sagte er schließlich. »Sie wohnt auf Nuku Hiva in Taiohae, dem Regierungssitz der Marquesas, sie ist also vor Ort. Du hast Florence doch kennengelernt, nicht wahr Georg?«
Georg sah ihn überrascht an, als wenn er sich ertappt fühlte. »Ja, das ist richtig,
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